in historischen Ansichtskarten 

Auf den hier abgebildeten gelaufenen, d.h. mit der Post versandten historischen Ansichtskarten haben die Absender
meistens in Sütterlin geschrieben (Ludwig Sütterlin, 1865-1917). Mehr über die Sütterlinschrift erfahren Sie mit einem
Mausklick: "Sütterlin".


Ausflüge in Elbings Umgebung -Teil 2 -

von Christa Mühleisen zur Verfügung gestellt

1. Lithographie vom Geizhals (vor 1905)

Der Geizhalssee:
von Christa Mühleisen zusammengestellt

Der Geizhalssee ist ein künstlicher Stausee, der in den Jahren 1642-45 angelegt worden ist. Den Zufluß bildet die Behrendshagener Hommel, die vom Rakauer See gespeist wird. Der Abfluß des Sees wird durch eine Schleuse reguliert. An der Südseite des Sees stand auf einer Höhe zwischen den Bäumen ein aus Ziegelsteinen gemauerter Turm, dessen obere Kante mit Zinnen versehen war. Er wurde im Jahre 1860 von Otto Geysmer aus Groß Röbern errichtet. Man hatte den Eindruck, vor einem alten Burgturm aus Grimms Märchen zu stehen. In dem Turm wohnte ein Waldwärter mit seiner Familie.

Eine Landzunge im See war ein allseits beliebter Badeplatz. Hier erfrischtensich gerne die müden Wanderer. Vom See führte ein Fußpfad durch den Wald, teils an der Hommel entlang, bis zum Rakauer See. 

Besonderer Beliebtheit erfreute sich der Geizhalssee in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die oberen Stockwerke des Turmes wurden damals den Naturfreunden zur Verfügung gestellt. Kleine Erfrischungen und Dienstleistungen erhielt man vom Waldwart. Sonstige Lebensmittel mußte man selbst mitbringen. Bei schönem Wetter herrschte hier rege Betriebsamkeit. Fortsetzung folgt.





2. Lithographie vom Geizhals 

Die Ansichtskarte wurde am 4. Januar 1907 in Damerau gestempelt und in die Shakespeare Road in Finchley-Church End in London geschickt.




3. Turm am Geizhalssee

Fortsetzung: Doch das war nicht immer so. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts war nur noch ein mit Unkraut bewachsener Talkessel zu sehen, wo einst ein See die Menschen erfreut hatte. Vom Wasser war keine Spur zu finden. Zwischen dem Unkraut konnte man das Gluckern der Hommel hören, aber der Damm mit der Schleuse war auf einer Breite von 20 Metern zerstört. Vom Turm stand nur noch das Fundament.

Glücklicherweise wurde einige Jahre später der Damm repariert, eine neue Schleuse gebaut und der Geizhalssee wieder mit Wasser gefüllt.

(Der Pangritz Kurier Nr. 1, März 2003)



4. Die Schleuse der Thalmühle bei Elbing




5. Der Rakauer See

Der Geizhalssee und die Rakauer Seen sind durch einen abwechslungsreichen, sehr beliebten Waldweg verbunden. Die romantische Lage der Seen bietet dem Naturfreunde reichlich Entschädigung für die mit einer langen Fußwanderung verbundene körperliche Anstrengung. Sowohl in dem Restaurant am Geizhalssee, als auch in dem in unmittelbarer Nähe des unteren Rakauer Sees gelegenen Forsthause kann man zu mäßigen Preisen einen Imbiß einnehmen. Am Rakauer See gibt es schöne Promenadenwege. Vom Forsthause Rakau hat man bis zur Haffuferbahn (Reimannsfelde oder Steinort) etwa 1 3/4 Stunden zu wandern. Rüstigen Fußgängern wird der schattige Weg zur Bahn durch die Dörbecker Schweiz bis Reimannsfelde (von Rakau etwa 2 1/4 Stunden) empfohlen.

Pudor, Carl: Die Stadt Elbing und ihre Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung
des Fremdenverkehrs für Elbing u. Umgebung. Elbing: E. Wernichs Buchdruckerei, 
Reprint von 1910 vom Gerhard Rautenberg-Verlag/Leer 1989, 218 Seiten, S. 140,141.



6. Mühle Wesseln

Die Mühle Groß Wesseln wurde zum Vogelsanger Wald gerechnet, gehörte aber bis 1839 zum gleichnamigen Gut. Bereits zur Zeit des Deutschen Ordens soll hier eine Mühle betrieben worden sein und 1273 die Schlacht an der "Liefhardsmühle" stattgefunden haben.



7. Mühle Wesseln

Der Kampf um die Liefarthsmühle:

Im Jahre 1273 wollten die Pogesanier, die auf der Elbinger Höhe wohnten und die der Deutsche Orden noch nicht gänzlich unterworfen hatte, unter Anführung ihres Häuptlings Auttume von Lansania (Lenzen), einen Angriff auf Elbing wagen.

Sie legten sich in dem Wald nordöstlich der Stadt in einen Hinterhalt und 24 Reiter von ihnen näherten sich der Stadt, um die Bürger zum Kampf herauszufordern, und flohen hierauf. Die Bürger verfolgten die Feinde bis zum Wesselner Staudeich. Da kamen plötzlich große Scharen von Pogesaniern aus dem Hinterhalt hervor und suchten ihnen den Rückweg zu verlegen. Die Elbinger flüchteten in die „Lippardsmühle“ oder „Liefarthsmühle“.

Die Pogesanier bestürmten diese. Die Bürger verteidigten sich tapfer und da die Prußen ihnen nichts anhaben konnten, schlossen sie mit den Belagerern einen Waffenstillstand. Als sie bald darauf den Angriff erneuerten, ermahnten sie die Christen, sich zu ergeben, da sonst alle getötet werden würden. Endlich boten sie ihnen folgenden Vergleich an: Sie wollten, wenn ihnen 25 der vornehmsten Bürger ausgeliefert würden, die übrigen ruhig abziehen lassen. Die Elbinger, die ihre Pfeile verschossen hatten und keine Hilfe aus der Stadt erwarten konnten, weil sie wußten, daß ihre Mitbürger nach anderen Orten zum Kampf gegen die Prußen ausgezogen waren, gingen auf den Vergleich ein. 

Aber er wurde treulos gebrochen. Als die Christen abzogen, fielen die Heiden über sie her und erschlugen viele. Die Überlebenden flüchteten in die Mühle. Darauf steckten die Feinde die Mühle in Brand und hielten denen die herausspringen wollten, die aufgerichteten Lanzen entgegen. So wurden alle entweder aufgespießt oder verbrannt. Bei diesem Kampf wurde so viel Christenblut vergossen, daß die Hommel blutrot floß.

Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß, hrsgg. von Hans-Jürgen Schuch, Elbinger Hefte Nr. 45, Münster: Truso-Verlag 1999, 160 Seiten, S. 119+120.

Elbing in alten Ansichtskarten, Hrsg.: Hans-Jürgen Schuch, Würzburg: Flechsig-Verlag 1988, 95 Seiten, S. 77





8. Lenzen: 600-jährige Jubiläumsfeier, gestempelt am 17.06.1899

Diese Ansichtskarte (Lichtdruckkarte) wurde auf der Vorderseite von einem Dr. Schmidt und einem Ernst Schmidt unterschrieben. Sie wurde anläßlich der 600-jährigen Jubiläumsfeier von Lenzen im Jahre 1899 hergestellt. (gest. am 17. 6. 1899).

Im Elbinger Adreßbuch von 1900 Stadt- und Landkreis Elbing, Otto Siede, S. 293 (Reproduktion von Günter Mauter) steht folgender Eintrag: "Dr. Carl Schmidt: Hof- und Ziegeleibesitzer, Ziegelei Hohenhaff"

Im Elbinger Adreßbuch von 1912 Stadt- und Landkreis Elbing, Otto Siede, S. 430 (Reproduktion von Günter Mauter) steht folgender Eintrag: "Dr. Carl Schmidt: Rentier", "Ernst Schmidt: Ziegeleibesitzer, Ziegelei Hohenhaff"



9. Vereinshof Lenzen
am Fuße der Kaiserin Auguste Viktoria - Höhe (11.5.1911)

 


10. Vereinshof Lenzen

Der Verkehrsverein Elbing ist am 25. März 1901 gegründet worden. Er besaß in Elbing, Wilhelmstraße 29 in dem früheren Kramerzunfthaus ein eigenes Heim, in dem er eine Geschäfts- und Auskunftsstelle eingerichtet und sein Heimatmuseum in 10 Räumen untergebracht hatte.

Der Verein hatte außerdem an der Haffkküste mit großartigen Aussichten über Haff und Nehrung nach der Ostsee eine Fläche von 240 Morgen in den Gemeinden Succase, Lenzen und Conradswalde – Landkreis Elbing erworben. Dort besaß der Verein das an der Haltestelle „Succase-Haffschlößchen“ der Haffuferbahn gelegene  Hotel „Haffschlösschen“, das wegen seiner vorzüglichen Lage mit Ausblick auf das Haff und die Nehrung das Hauptziel der Ausflügler war. Etwa fünfzehn Minuten vom Haffschlößchen entfernt lag der Vereinshof Lenzen, am Fuße der Kaiserin  Auguste Viktoria - Höhe, inmitten einer selten schönen Landschaft, mit Unterkunftshalle und Restaurationsbetrieb. Er war ebenfalls im Besitz des Verkehrsvereins Elbing.

Der Verkehrsverein Elbing hatte im Jahre 1912 „1450“ Mitglieder. Vorsitzender war Deichmeister Carl Pudor, der Begründer des Vereins. Stellvertreter war Justizrat und Notar Eugen Passarge.

Lockemann, Theodor: Elbing, hrsgg. vom Magistrat von Elbing, Berlin-Halensee: DARI-Verlag 1926, viele Abb., 200 Seiten, S. 177.

Elbinger Wohnungsanzeiger 1912, Adreßbuch für Stadt- u. Landkreis Elbing, Otto Siedes Buchdruckerei, Reproduktion von Günter Mauter 2002, Seite  415.




11. Die Heiligen Hallen von Panklau

Schöne alte Buchen bilden gleichsam einen mächtigen Waldesdom, der auf den Wanderer einen überwältigenden Eindruck macht. Der Elbinger Verkehrsverein besaß bei Succase 61 ha Landschaft, hatte auf  6,10 ha Forellen- und Karpfenteiche angelegt, ein 25 ha großes Waldgebiet zum Naturpark deklariert und das große Gebiet für den Fremdenverkehr erschlossen. Besonders beliebt war die Haffküste zur Kirschblüte. 




12. Karpfen- und Forellenteiche des Herrn Moebus bei Succase:

Im Winter besuchten die Elbinger die Haffküste bei Succase zum Skilaufen  und Rodeln. Hier schuf der Elbinger Verkehrsverein das "Hotel Haffschlößchen". Das einst leuchtend weißgetünchte Haus mit seinem recht hohen Turm war von weit her gut sichtbar, ein ausgezeichneter Orientierungspunkt. In den letzten Jahren vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Haffschlößchen abends angestrahlt und war damit auch eine wichtige Orientierungsmarke für die Fischer auf dem Frischen Haff bei Nacht. 





13. Haffschlößchen, Succase, gestempelt am 19. 6. 1927

Die Haffküste war ein beliebtes Ausflugsziel der Elbinger. Zu Fuß, mit dem Rad oder der geliebten H. U. B. (Haffuferbahn) erreichte der Städter sein Haffschlößchen bei Succase, den Pruzzengrund, die Heiligen Hallen bei Panklau und die kaiserliche Herrschaft Cadinen.



4. Teilansicht des Haffschlößchens, gestempelt am 12. 1. 1939,

Aufdruck auf der Rückseite: Haffschlößchen - Inh. Wilhelm Preuß, Succase über Elbing, Ruf Reimannsfelde 12.

Lieber Herr Ritzmann, 
von einem schönen Ausflug ins ostpreußische Land, genauer "ostpreußische Schweiz"(!), weil es hier Berge von 20 mtr. Höhe gibt, senden wir Ihnen herzliche Grüße ...........

 




15. Bauernstube im Haffschlößchen, gestempelt am 5. 5. 1940 in Braunsberg.

Text der Ansichtskarte:

"Aus Succase bei einem kühlen Glase grüßen Karl und ....... "

Nach dem Krieg wurde in dem Haffschlößchen eine Schule eingerichtet. Neben der heutigen Schule steht immer noch der zu Ehren Carl Pudors aufgestellte Gedenkstein, wenn auch die Inschrift heute kaum zu entziffern ist. Carl Pudor war der Begründer des Elbinger Verkehrsvereins.

(Schuch, Hans-Jürgen: Elbing - Aus 750 Jahren Geschichte der Ordens-, 
Hanse- und Industriestadt. Berlin/Bonn: Westkreuz-Verlag 1989, viele
Abbildungen, 168 Seiten, S. 153+154)
(Schuch, Hans-Jürgen: Elbing wie es heute ist, Elbinger Hefte Nr. 41,
Münster: Truso-Verlag 1991, viele Abbildungen, 144 Seiten, S. 105)