Dienstag, den 23. August 2005 - Anreise

Unser Flugzeug (von German Wings) startete um 6:50 Uhr in Stuttgart und landete um 7:55 Uhr auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Der Bus von Pussack-Reisen  (Reiseservice Bittermann) verspätete sich etwas und fuhr um 12 Uhr in Schönefeld wieder ab. Unser Fahrer war Ewald Salewski.

Nach dem Grenzübergang bei Küstrin wurde eine Pause eingelegt. Dort stieg Herr Bittermann zu uns in den Bus. Wir bekamen von ihm das Programm für die ganze Woche. Wünsche wegen der Fahrt in die Heimatdörfer am kommenden Tag konnten in eine Liste eingetragen werden. Ich hatte mich für Finckenstein und Rosenberg entschieden und hoffte, auch Gelegenheit zu einem Besuch der Ruine von Schönberg zu bekommen.

In Pila (früher Schneidemühl) machten wir die nächste Pause. Anschließend fuhren wir über Graudenz (schöne Weichselbrücke) weiter nach Ilawa. Gegen 22:10 Uhr kamen wir beim Hotel  Kormoran an. Die Gäste von Herrn Bittermann waren außer im Kormoran,  im Barakuda, im Perkoz, im Wielka Zulawa und in einem Hotel in Saalfeld untergebracht. Unser Zimmer im Kormoran, mit Blick auf den Geserichsee, war ziemlich groß.




Blick aus unserem Hotelzimmer

Um 22:30 Uhr gab es noch ein warmes Abendessen im Hotel. Um Mitternacht gingen wir aufs Zimmer.

Mittwoch, den 24. August 2005 - Fahrt in die Heimatdörfer

Nach dem Frühstück machten wir zuerst eine Stadtrundfahrt durch Ilawa. Unser Reiseleiter war Joachim Salewski. 



Das schöne Rathaus von Ilawa

Nach der Stadtrundfahrt fuhren wir in Richtung Winkelsdorf. Die Schule ist leider abgebrannt, aber das Gasthaus Paul Soldat steht noch. Dann ging es weiter nach Karrasch. Der Karrasch-See ist ein Naturschutzgebiet und wächst allmählich zu. Wildschweine richten großen Schaden an. In Schönerswalde (ehemals deutsch-polnische Grenze) steht noch das Zollhaus. Anschließend kamen  wir nach Klein Radem, dem Heimatort von Joachim Salewski und nach Schönberg (Szymbark).

Die Burg Schönberg wurde vom Deutschen Ritterorden in den Jahren 1301-1386 als Sommersitz für den Bischof von Pomesanien erbaut. Seit 1699 ist Schönberg bis zur Vertreibung ununterbrochen im Besitz der Familie der Grafen Finck von Finckenstein geblieben. 1945 wurde die Burg von den Russen abgebrannt.





Die Ruine der Ordensburg Schönberg (90 x 90 m) mit ihren gewaltigen Mauern,  beeindruckte mich sehr. Links ist der Polentz-Saalbau zu sehen. Das wuchtige Tor war leider verriegelt. Nachdem ich eine Weile daran rüttelte, öffnete ein zahnloser 77-jähriger Ukrainer, der in der Ruine in einem Bretterverschlag haust und ließ uns herein. Im 2. WK war er deutscher Kriegsgefangener und kämpfte später  in der ukrainischen Untergrundarmee.



Auf diesem Foto sieht man die Brücke, den einzigen Zugang zur Burg und rechts den Storchenturm.




Blick auf die alte Kanzlei (links) und die alte Rentei (in der Mitte)

In der ehemaligen Kapelle, von der noch das Deckengewölbe zu erkennen ist, war vor dem Krieg eine Amtsstube eingerichtet. Von Herrn Salewski erfuhren wir, dass man in den 80er Jahren angefangen hatte, dass Schloss wieder aufzubauen. Das Fundament, 2 Türme und die Auffahrt wurden damals renoviert. Im Schloss sollte eine Schule für musikbegabte blinde Kinder untergebracht werden. Wegen finanzieller Probleme ist das Projekt gescheitert, das sogar von der Unesco unterstützt worden ist. Die Baumaschinen wurden später gestohlen.

Anschließend fuhren wir nach Sommerau. Dort gibt es einen Gedenkstein mit der Aufschrift "600 Jahre kulmisches Dorf". Die Kirche steht noch. In Gastrowo machten wir Kaffeepause. Dann ging es weiter über Goldau, Heinrichau und  Neudeck nach Langenau. An Neudeck sind wir nur vorbeigefahren. Das Verwalterhaus, die Insthäuser der Arbeiter und die Ställe stehen noch. Vom Schloss sind nur noch Reste vom Keller vorhanden. Vor 10 Jahren waren die Grabmäler der Eltern von Hindenburg noch deutlich zu sehen. Sie wurden in der Zwischenzeit eingeebnet und die Grabsteine entfernt. 

Als wir vor der Kirche von Langenau standen, kam gerade die Lehrerin des Ortes heraus und bat uns herein. Langenau war die Patronatskirche von Hindenburg. Sie ist sehr schön und prächtig ausgestattet und scheint neu restauriert worden zu sein. An der Decke ist das Hindenburg'sche Familienwappen zu sehen und an der Decke und an den Wänden sind schöne Gemälde.




Die Kirche von Langenau




Das Innere der Kirche von Langenau




Deckengemälde in der Kirche von Langenau

Danach fuhren wir am ehemaligen Schloss Bellschwitz vorbei und weiter nach Rosenberg. Wir hielten in Rosenberg an, um Kleider in ein Kinderheim zu bringen und fuhren dann weiter. 




Die evangelische Ordenskirche in Rosenberg


Über Rosenau  fuhren wir weiter nach Finckenstein. Dort machten wir einen kurzen Fotostop.  Man kann die Schlossruine leider nur von weitem anschauen, weil sie wegen Einsturzgefahr weitläufig abgesperrt wurde. 





Albrecht Conrad Graf Finck von Finckenstein erbaute das Schloss  in der Zeit von 1716-1720. 1945 wurde es von den Russen eingeäschert. Es stehen aber noch mehrere Nebengebäude, die einen gepflegten Eindruck machen. Das Schloss gehörte vor einigen Jahren einem Deutschen und einem Polen. Sie gründeten eine GmbH  und wollten es wieder aufbauen. Beide starben in der Zwischenzeit und jetzt gehören der Schlossplatz und die Ställe einem Sohn des Polen. Die Pfosten am Tor sind erneuert worden und auf der rechten Seite wurde eine napoleonische Gedenktafel angebracht. Sie erinnert daran, dass Napoleon 1807 einige Zeit auf Schloss Finckenstein verbrachte.


Dieses Foto wurde durch die Gitterstäbe hindurch fotografiert


Am Finckenstein'schen Friedhof vorbei fuhren wir über Brunau, am Burgalsee und am Zuweisersee entlang, nach Riesenburg.



Die evangelische Kirche in Riesenburg

Die Zuckerfabrik gibt es nicht mehr. Aus der Nervenheilanstalt im Doktorwäldchen wurde später eine Lungenheilanstalt. Jetzt wird es als ein normales Krankenhaus genutzt. In Riesenburg wurde beim Marktplatz Mittagspause gemacht. Es gab Filetspitzen im Darm (Bockwurst) mit Brot oder Milchreis mit Zimt und Zucker, Kaffee, Capuccino und kalte Getränke. 

Der Marktplatz wirkte viel kleiner, als auf den alten Fotos. Er ist ringsum zugebaut. Ich vermisste den Roland auf dem Brunnen. Er erinnerte mich an den Balkbrunnen in Elbing, bei dem man den Hermann Balk ebenfalls entfernte. 

Nach der Mittagspause fuhren wir über Wachsmuth, Klein-Tromnau, Ludwigsdorf, Limbsee, Freystadt, Heinrichau und Stradem nach Ilawa zurück. Um 16 Uhr kamen wir wieder beim Kormoran an. Wir nutzten die Zeit bis zum Abendessen zu einem kleinen Rundgang durch die Stadt. Die evang. Deutschordenskirche war leider abgeschlossen. Das renovierte Rathaus machte einen sehr guten Eindruck. In einem Park entdeckten wir die vier Steinskulpturen von der Attika des Finckensteiner Schlosses. Direkt daneben befindet sich das Café Kaja, wo wir uns einen leckeren Eisbecher genehmigten. Am Rathaus und an der ehemaligen Stadthalle (jetzt Kino) vorbei, an der die Farbe abblättert, gingen  wir durch die Anlagen zum Kleinen Geserichsee.



Links sieht man das Rathaus von Ilawa und rechts die ehemalige Stadthalle (jetzt Kino)




Hier ist die Rückseite des Gebäudes zu sehen. Es wird gerade innen renoviert.

Am Ufer des Geserichsees sahen wir das ehemalige Lyceum, das auch heute noch als Schule genutzt wird und gingen zu unserem Hotel zurück. 





Um 19 Uhr bekamen wir das Abendessen: Hühnersuppe, Schnitzel natur mit Kartoffelpüree und Salat, Apfeltörtchen und Kaffee. Der nächste Tag stand zur freien Verfügung. Herr Bittermann schlug uns vor, mit ihm eine Busreise nach Zoppot, Oliva und Danzig zu machen. 


Teil 2 oder Index

20.09.05 -a-