Donnerstag, den 25. August 2005 - Fahrt nach Danzig

Um 7 Uhr fuhren wir, mit Herr Bittermann als Reiseleiter, vor dem Kormoran ab. 

Auf unserer Fahrt kamen wir durch Cölmsee, Falkenau, Faulen, Rosenberg, Finckenstein, Alt-Christburg und Christburg.

In den letzten Tagen sahen wir überall Störche auf den Wiesen oder in den Nestern. 

Später kamen wir durch Marienburg. Wir fuhren auf der ehemaligen Reichsstraße 1 (von Aachen nach Königsberg). Bei Elbing gibt es noch Teile der alten Reichsautobahn. Sie sind aber in einem schlechten Zustand, so dass man höchstens 30 km/h fahren kann. In der Weichselniederung war es etwas dunstig. Der Flüchtlingstreck aus Deutsch-Eylau ist 1945 auch hier durchgefahren. Teilweise ist noch das alte Pflaster zu sehen. von der Alten Nationalstraße 1 fuhren wir auf die Nationalstraße 1. Sie fährt von Lodz (Litzmannstadt) nach Danzig.

Über Dirschau an der Weichsel fuhren wir nach Danzig. Dort kam auch ein deutschsprechender polnischer Reiseleiter an Bord, der hat uns viel über die Stadt berichten konnte.

Wir kamen am Solidarnoscz-Denkmal, vor dem Eingang zur Danziger Werft vorbei, die von der Gdingener Werft übernommen wurde. Die Schichausiedlung für die Arbeiter der Schichauwerft steht noch. Dann fuhren wir durch den Stadtteil Langfuhr nach Zaspa. Dort steht ein Riesenhaus. Es ist 11 Stockwerke hoch, 800 m lang und stammt aus den 70er Jahren. Früher wohnten dort 7000 Menschen, heute sind es etwa noch 3000.

Die Badeorte von Danzig hießen früher Heubude, Westerplatte, Brösen und Glettkau. Wir fuhren nach Zoppot, dem größten polnischen Badeort, mit 5 Millionen Gästen pro Saison. Zoppot wurde im 2. Weltkrieg fast nicht beschädigt, nur das Spielkasino und das Kurhaus. Viele Villen blieben erhalten. Zoppot war berühmt für seine Waldoper mit den Wagneraufführungen. Es wurde das "Bayreuth des Nordens" genannt. Als wir auf dem berühmten Seesteg standen, war es leider ziemlich dunstig.

Um 11:30 Uhr fuhren wir weiter nach Oliva und schauten uns die 107 m lange Kathedrale der Zisterzienser an. Es handelt sich um die längste Kirche Polens, mit einer berühmten Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Wir kamen in den Genuss eines 30-minütigen Orgelkonzertes.

 








Danach fuhren wir wieder nach Danzig (Ankunft ca. 13:30 Uhr) um mit unserem Führer einen Rundgang durch die Altstadt zu machen.



Danzig an der Mottlau - im Hintergrund sieht man das berühmte Krantor.




Das Krantor (Mitte 15. Jahrhundert)


Danzig war 1945 zu 90% zerstört. Der Wiederaufbau der Häuser erfolgte auf den alten Grundmauern und ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen. 




Hier sind noch die Archäologen am Werk




Die Frauengasse - eine Danziger Prachtstraße 

Hier befinden sich in den unteren Geschossen viele kleine Läden, in denen hauptsächlich Bernsteinschmuck angeboten wird.




Das Rathaus


Im Rechtstädtischen Rathaus ist heute das Historische Museum der Stadt Danzig untergebracht. Die Marienkirche  wurde 1343-1502 erbaut und ist die größte Backsteinkirche Europas. In dieser Kirche befindet sich auch eine Kopie des berühmten Gemäldes "das Jüngste Gericht", das Hans Memling 1472 malte.





Nach der Kirchenbesichtigung suchten wir ein Restaurant und nahmen im Barrakuda, auf einem Beischlag, ein gutes und preisgünstiges Mittagessen zu uns. Es kostete mit Getränken für 2 Personen nur 40 Zloty, das sind etwa 10 Euro. Danach bummelten wir noch eine Weile durch die Straßen, um in Ruhe zu fotografieren. Anschließend fuhren wir über Tiegenhof und Marienburg wieder zurück. In Marienburg hatten wir einige Minuten Aufenthalt um die Burg von der anderen Seite der Nogat aus zu fotografieren.




Die Marienburg - Ringmauern umschließen Hochschloss, Palast und Vorburg der bedeutendsten Deutschordensburg




Die Marienburg

Bis zum Abendessen um 19 Uhr waren wir wieder in Ilawa zurück. 

Freitag, den 26. August 2005 - Masurenrundfahrt

Um 7 Uhr war Abfahrt vor dem Kormoran. An diesem Tag stand die Masurenrundfahrt auf dem Programm. Wir fuhren über Osterode (Ostroda) und Dietrichswalde (Gietrzwald),  nach Allenstein (Olsztyn) wo eine Reiseleiterin zu uns in den Bus stieg. 

Allenstein ist die Hauptstadt von Ermland und Masuren. Sie hat 190.000 Einwohner und liegt am Okullsee. Das Hohe Tor, eines von 3 Stadttoren, existiert noch. Die alte Feuerwache wurde sehr schön renoviert. Im Bezirk gibt es 29% Arbeitslose. Die Rittergüter der deutschen Adligen (Dönhoff, Dohna, Hindenburg, Finckenstein, Schwerin) wurden zu Kolchosen und gingen in den 80er Jahren pleite.

Von Allenstein aus fuhren wir in Richtung Bischofsburg (Biskupiec) und Rössel (Reszel) nach Heilige Linde (Swieta Lipka).

Unsere Reiseleiterin brachte Stimmung in den Bus. Sie sang alte Volkslieder mit uns  und  trug Gedichte vor. Wir hörten aber auch viel interessante Dinge über Land und Leute.




Heilige Linde ist der wichtigste masurische Marienwallfahrtsort. Die Kirche wurde 1687 bis 1730 von dem Tiroler Georg Ertly erbaut. Sie wurde 1983 zur Basilika erhoben und ist der bedeutendste Barockbau von Masuren. Die berühmte Orgel mit 12 beweglichen Figuren wurde von Johann Josua Mosengel erschaffen. Alle zwei Stunden findet ein Orgelkonzert statt, wenn genügend Besucher anwesend sind. Wir waren pünktlich zum Orgelkonzert um 11:30 Uhr in Heilige Linde.









Danach gab es eine Vesperpause mit Würstchen und Milchreis am Bus. Dieser Imbiss am Bus war immer preisgünstig und zeitsparend. Auf der Weiterfahrt kamen wir durch Rastenburg (Ketrzyn). Kirche, Ritterburg, Pferdegestüt, Schulen, Mühlen und Speicher  sind erhalten geblieben. Auf dem Gestüt wurden früher Trakehner gezüchtet. Heute züchtet man schwere Arbeitspferde der großpolnischen Rasse.

An der Wolfschanze bei Görlitz, östlich von Rastenburg hatten wir einen längeren Aufenthalt mit einer einstündigen Führung. Jan Zduniak, unser Führer, schrieb mehrere Bücher über die Wolfsschanze und Masuren, die man nach der Führung bei ihm erwerben konnte.




Das Gelände ist 2,5 km² groß. Es war mit über 80 Gebäuden bestückt, darunter 8 der schwersten Luftschutzbunker mit 5-8 m dicken Betonwänden und Decken (zum Beispiel für Hitler, Göring, Bohrmann, usw.), kleinere Bunker mit 2m dicken Wänden, Beton- und Backsteinhäusern. Das Gelände war mit einem dreifachen Sperrkreis und einem Minengürtel gesichert. Nach Kriegsende mussten 55.000 Minen entschärft werden.




An der Stelle des missglückten Hitlerattentats  errichtete man 1992 eine Gedenktafel in deutscher und polnischer Sprache. Sie trägt folgende Inschrift: "Hier stand die Baracke, in der am 20. Juli 1944 Claus Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Adolf Hitler unternahm. Er und viele andere, die sich gegen die nationalsozialistische Diktatur erhoben hatten, bezahlten mit ihrem Leben." 1945 wurden die Bunker von den Deutschen gesprengt. Um einen der großen Bunker zu sprengen, benötigte man 8 Tonnen Sprengstoff. Die Bunker sind trotzdem noch relativ gut erhalten. Sie dürfen aber aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden.

Um 14:15 fuhren wir wieder weiter in Richtung Mauersee. Um uns die Zeit zu vertreiben, las unsere Reiseleiterin uns noch etwas aus dem Buch  "Namen, die keiner mehr kennt" von Marion Gräfin Dönhoff  vor. Es handelt u.a. von der Flucht und dem Tod von Heini Graf von Lehndorff, dem Besitzer von Schloss Steinort, der am Hitlerattentat beteiligt war und hingerichtet wurde.




In der Stadt Rhein (Ryn), am Rheiner-See (J. Rynskie) bestiegen wir  ein Schiff, dass uns über den Rheiner-See , den Talter-See (J. Tality) und den Nikolaiker-See (J. Mikolajki) bis Nikolaiken (Mikolajki) brachte. 






Herr Templin beim Verlassen des Schiffs in Nikolaiken

In Nikolaiken sahen wir den Stinthengst, den König der Stinte, der an der Stadtbrücke angekettet ist. Er soll einst in den Gewässern um Nikolaiken gehaust haben und war der Herrscher des Spirding-Sees, des größten Sees von Masuren. Als er sich einmal in den Netzen der Fischer verfing, versprach er ihnen, für Fischreichtum zu sorgen, wenn man ihn am Leben lasse. Die Fischer ließen ihn aber nicht frei, sondern ketteten ihn an den Brückenpfeiler. Der König der Stinte hielt sein Versprechen und lockte die Nikolaiker Maränen an. Er wird auch als "König der Maränen bezeichnet."




Der Stinthengst, das gekrönte Wappentier Nikolaikens auf dem Brunnen des Marktplatzes


In Nikolaiken angekommen, ging es gleich weiter zum Reiterhof Janczary, wo wir gegen 18 Uhr ankamen. Unser Bus wurde von einem jungen Reiterpaar zum Hof begleitet, wo uns eine Musikkapelle begrüßte.



Wir stiegen auf drei Pferdewagen um und fuhren zum See, wo eines der klugen Pferde unter den Gästen ein Brautpaar auswählte. Dann fuhren wir wieder zum Reiterhof zurück und bildeten ein Spalier für das mit Blumenkränzen geschmückte Brautpaar.



In der rustikalen Halle des Reiterhofes wurde ein deftiges Abendessen serviert mit Schmalzbroten, Speck,  Pilznudelsuppe, Pirogen, Fleisch-Gemüsetopf, Bier und Kuchen. Durch eine Polonaise wurden die Gäste zum Mittanzen animiert. Es gab eine musikalische Reise durch Europa und verschiedene folkloristische Tanzeinlagen von zwei jungen Paaren.


Zum Schluss wurden wir von der Kapelle, die die ganze Zeit über gespielt hatte, zum Bus begleitet. Gegen 22 Uhr waren wir wieder in Ilawa.


Teil 3 oder Index

28.09.05 -x-