Der
weit über Ilawa hinaus bekannte Chor "Camerata".
Ab 12 Uhr begann das Festprogramm in der neuen Sporthalle
neben der Freiluftbühne am Kleinen Geserichsee. Joachim Salewski von
der Deutschen Minderheit in Ilawa sprach die Begrüßungsworte.
Joachim Salewski
Anschließend sang der Chor "Camerata" verschiedene
Volksweisen. Darauf folgte die Ansprache des Bürgermeisters von Ilawa,
Jaroslaw Maskiewicz und ein Grußwort des Landrates. Beide Vorträge wurden
von einem Dolmetscher ins Deutsche übersetzt. Es waren versöhnliche
Worte von Völkerverständigung und Freundschaft zu hören. Wir
erfuhren, dass die Stadt
Susz (Rosenberg) dieses Jahr auch ihr 700-jähriges Bestehen feiert und
dass an diesem Wochenende auf dem
Geserichsee eine Segelregatta stattfand. Die
Teilnehmer der Regatta ließen Grüße an die Gäste aus Deutschland
ausrichten.
Der
Bürgermeister von Ilawa übergab Gedenkmedaillen für besondere Verdienste
an Gerhard Templin, Werner Baschek, Holger Knoblauch und Joachim
Salewski.
Gerhard
Templin, der für seine Verdienste geehrt wurde
Danach hielt Holger Knoblauch, der Vorsitzende
vom Rosenberger Heimatkreis, eine Ansprache. Er begrüßte den
Vorsitzenden des Stadtrats von Ilawa (Dt.-Eylau), den Bürgermeister der Stadt
Ilawa (Dt.-Eylau), den Landrat des Kreises Ilawa (Dt.-Eylau), Herrn Joachim
Salewski, den Vorsitzenden der Deutschen Minderheit von Deutsch-Eylau und alle
Landsleute und Freunde des ehemaligen Kreises Rosenberg. Er bedankte sich
besonders bei Herrn Joachim Salewski und seinem Vorstand für die Ausrichtung
des Heimatkreistreffens. Herr Knoblauch erinnerte daran, dass Ilawa/Dt.-Eylau
vor 700 Jahren durch den Ordenskomtur Sieghard von Schwarzburg die Stadtrechte
verliehen wurde und dass die ehemalige Kreisstadt Rosenberg ebenfalls 1305
die Stadtrechte erhalten hat. Die Arbeiten des Heimatkreises würden
wesentlich dazu beitragen, das Verständnis der polnischen Bevölkerung für
die Bedeutung der von den Deutschen erbrachten Kulturleistung zu wecken und zu
vertiefen. Damit schärfe sich der Blick auf die Gemeinsamkeiten der
Geschichte in Mitteleuropa und bilde zugleich ein Fundament für die neue
engere Zusammenarbeit in Europa. Herr Knoblauch wünschte allen Heimatfreunden
schöne Tage in der alten Heimat und der Stadt Ilawa alles Gute für die
Zukunft.
Anschließend überreichte er Renate Drabiewska von der Deutschen Minderheit das Ehrenzeichen der Landsmannschaft
Westpreußen. Dem Vorsitzenden Joachim Salewski
wurde die Westpreußenspange in Silber verliehen. Der Bürgermeister von
Ilawa, der Landrat und der Dolmetscher bekamen als Geschenk ein schönes
Buch über Deutsch-Eylau überreicht. Nun folgte die
Laudatio für das 700-jährige Deutsch-Eylau von Gerhard Templin.
Herr
Templin begrüßte ebenfalls alle anwesenden Ehrengäste und Besucher. Er sah
es als besondere Ehre an, als Sohn dieser schönen Stadt, in der er vor 80
Jahren geboren wurde, zu ihnen zu sprechen.
Er erzählte von der Geschichte
der Stadt Deutsch-Eylau (Gründungsname Ilavia), die zurückgeht bis in die
Zeit der höchsten Machtentfaltung des Deutschen Ordens, über die
Deutschordenskirche, die für die Fischer und Schiffer geweiht wurde, die
vielen Brände, die die Stadt heimsuchten, über die Reformation und das Ende
der Ordensherrschaft. 1655 wurde
Deutsch-Eylau Garnisonsstadt. Das 18. und 19. Jahrhundert brachte der Stadt
wieder Not und Elend. Nach der russischen Besatzung während des
Siebenjährigen Krieges wurden die napoleonischen Kriege für die Stadt
verhängnisvoll. 1812 beliefen sich die Einquartierungen auf fast 22.000 Mann.
Langsam erfolgte dann im 19. Jahrhundert der wirtschaftliche Aufschwung der
Stadt. Man plante Schiffsverkehr auf den Wasserläufen des Oberlandes. Ein
Kanal sollte den Drewenzsee mit dem Geserichsee verbinden. Er wurde 1860
fertiggestellt. Eine Schifffahrtslinie von Deutsch-Eylau nach Elbing wurde
1853 in Betrieb genommen und der Eisenbahnverkehr wurde ausgebaut. Bei der
600-Jahrfeier im Jahre 1905 bekam der tüchtige Bürgermeister die silberne
Amtskette vom Kaiser verliehen. Durch seinen plötzlichen Tod übernahm Herr
Bürgermeister Giese die Amtsgeschäfte und baute 1910/11 das Rathaus an der
ehemaligen Kaiserstraße. Besonders zu erwähnen ist der Bau des Strandbades,
das in dieser Zeit das schönste Bad Ostpreußens war.
Das Jahr 1945
begrüßten die Bewohner Deutsch-Eylaus mit großer Sorge und Bange. Der
größte Teil der Bewohner konnte rechtzeitig, wenn auch trotzdem viel zu
spät, auf die Flucht gehen. Viele jedoch, die geflüchtet sind, wurden auf
dem Weg in den Westen von der russischen Armee überrollt und
zurückgeschickt. Deutsch-Eylau war zu 75% zerstört und ein einziger
Trümmerhaufen. Von Januar bis März 1945 war die Stadt unter russischer
Herrschaft. Sie hieß jetzt Ilawa und wurde im April an die polnische
Verwaltung übergeben. Ab August 1945 begann die reguläre Besiedelung der
Stadt. Aus ganz Polen kamen die Umsiedler.
Nach der Wende 1989 änderten sich
die Verhältnisse zwischen Polen und Deutschen maßgebend und bedeutend. Die
hier in der Heimat verbliebenen Deutschen durften deutsche Vereine gründen.
Es wurden Deutschkurse durchgeführt, nicht nur für die Mitglieder des
Vereins, sondern auch für unsere polnischen Mitbürger. Dem deutschen Verein
ist es auch gelungen, gemeinsam mit der Stadtbehörde eine
Johanniter-Sozialstation einzurichten, die alle Bedürftigen, ohne Rücksicht
auf Religion und Nationalität betreut. Sie wird hervorragend von Schwester Ewa geleitet.
Der Verein hat auch gemeinsam mit dem Heimatkreis den
Wiederaufbau des zerstörten Rathauses unterstützt, in dem die Deutsche
Minderheit jetzt einen Dienstraum hat. Herr Templin bezeichnete die
Zusammenarbeit mit den Kommunalbehörden, mit der Stadt, dem Kreis und der
Landgemeinde als sehr gut und bedankte sich am Ende seiner Laudatio beim Herrn
Bürgermeister und den Ratsherren für das jahrelange Engagement im Aufbau und Verschönerung der Stadt.
Als
nächstes zeigte die Tanzgruppe "Saga" verschiedene Volkstänze, die sie in wechselnder Besetzung
vortrugen. Die Zeit bis zum Abendessen wurde mit Auftritten des
Streichorchesters der Musikschule Deutsch-Eylau und des Blasorchesters
der Bauschule Deutsch-Eylau unter der Leitung von Bogdan Olkowski
musikalisch bereichert.
Das
Blasorchester der Bauschule Deutsch-Eylau
Eine weitere Gruppe tanzte zu
Musical-Melodien (zum Beispiel "New York, New York") des Blasorchesters und begeisterte ebenfalls das
Publikum. Im weiteren Verlauf des Nachmittags und Abends wurden wir von Otto
Leymann aus Deutsch-Eylau/Ilawa unterhalten.
Sonntag,
den 28. August 2005 - Schifffahrt auf dem Geserichsee und Fahrt nach
Hansdorf
Das
große Gebäude hinter der Fontäne ist die Elektromühle Zwillenberg.
Ab 10 Uhr konnte man an
einstündigen Rundfahrten auf dem Geserichsee teilnehmen. Abfahrt war
bei der Fontäne. Herr Salewski begleitete uns und erklärte
verschiedenes. Ich interessierte mich für das große Fabrikgebäude
hinter der Fontäne. Dabei handelt es sich um die Elektromühle
Zwillenberg. Sie gehörte einem Juden, der rechtzeitig vor den Nazis flüchten
konnte.
Unser
Hotel - früher das schönste Strandbad Ostpreußens
Um 13:30 Uhr gab es Erbsensuppe am
Bus. Um 14 Uhr fuhren wir in Begleitung von Herrn Salewski ab, um in
Hansdorf das Geburtshaus von Emil von Behring zu besichtigen. Es wird
gleichzeitig als Museum und als Grundschule genutzt. Der Vater von Emil von
Behring war Lehrer und die Familie wohnte damals im Schulhaus.
Das Geburtshaus von Emil von Behring - rechts steht eine Büste des berühmten
Mannes
Tafel
im Museum
Eines von drei Klassenzimmern - man beachte den alten
Kachelofen
Die
Computer in diesem Klassenzimmer wurden von den Behringwerken gespendet.
Nach der
Besichtigung wurden wir im Gemeinschaftshaus vom Hansdorfer
Bürgermeister auf polnisch begrüßt. Die Hausfrauen des Ortes hatten eine
große Tafel mit vielen leckeren Kuchen und Torten, Kaffee, Tee und
anderen Getränken vorbereitet. Herr Salewski übersetzte die Rede des
Bürgermeisters und bedankte sich für die uns erwiesene Freundlichkeit.
Außerdem hielt er uns einen sehr interessanten Vortrag über das Leben
und Wirken des Emil von Behring, dem wir den Impfstoff gegen Diphtherie
und Tetanus verdanken.
Kaffeetafel
im Hansdorfer Gemeinschaftshaus (Spende der Deutschen Minderheit)
Am Abend erfuhren wir, dass die für den kommenden Tag vorgesehene Fahrt auf dem
Oberländischen Kanal ins Wasser fällt. Das für uns reservierte Schiff konnte wegen eines
Schadens an der Antriebswelle nicht fahren. Aus der Traum !!!!
Stattdessen bot uns Herr Bittermann eine Fahrt nach Thorn an der
Weichsel an.
Später erfuhr ich, dass
Herr Bittermann nur mit einem Bus nach Thorn und mit dem 2. Bus zum
Oberländischen Kanal fahren würde, um ein Maschinenhaus zu besichtigen und dann
weiter bis Elbing.
*** Einige der Fotos auf dieser Seite wurden von Herrn Gerhard Templin zur
heimatlichen Verfügung gestellt.
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