Samstag, den 27. August 2005 - 3. Heimatkreistreffen des Heimatkreises Rosenberg in der Heimat anlässlich der 700 Jahrfeier in Deutsch-Eylau


Um 10 Uhr fand in der Ordenskirche ein ökumenischer Gottesdienst statt, der vom katholischen Pfarrer Andree Schmeier, Seelsorger des Bistums Ermland und Masuren, und von der evang. Pastorin Pietruski aus Osterode zelebriert wurde. Ein besonderer musikalischer Genuss war der Vortrag des Chores "Camerata" aus Ilawa.




Der weit über Ilawa hinaus bekannte Chor "Camerata".

Ab 12 Uhr begann das Festprogramm in der neuen Sporthalle neben der Freiluftbühne am Kleinen Geserichsee. Joachim Salewski von der Deutschen Minderheit in Ilawa sprach die Begrüßungsworte.



Joachim Salewski


Anschließend sang der Chor "Camerata" verschiedene Volksweisen. Darauf folgte die Ansprache des Bürgermeisters von Ilawa, Jaroslaw Maskiewicz und ein Grußwort des Landrates. Beide Vorträge wurden von einem Dolmetscher ins Deutsche übersetzt. Es waren versöhnliche Worte von Völkerverständigung und Freundschaft zu hören. Wir erfuhren, dass die Stadt Susz (Rosenberg) dieses Jahr auch ihr 700-jähriges Bestehen feiert und dass an diesem Wochenende auf dem Geserichsee eine Segelregatta stattfand. Die Teilnehmer der Regatta ließen Grüße an die Gäste aus Deutschland ausrichten.

Der Bürgermeister von Ilawa übergab Gedenkmedaillen für besondere Verdienste an Gerhard Templin, Werner Baschek, Holger Knoblauch und Joachim Salewski.




Gerhard Templin, der für seine Verdienste geehrt wurde 


Danach hielt Holger Knoblauch, der Vorsitzende vom Rosenberger Heimatkreis, eine Ansprache. Er begrüßte den Vorsitzenden des Stadtrats von Ilawa (Dt.-Eylau), den Bürgermeister der Stadt Ilawa (Dt.-Eylau), den Landrat des Kreises Ilawa (Dt.-Eylau), Herrn Joachim Salewski, den Vorsitzenden der Deutschen Minderheit von Deutsch-Eylau und alle Landsleute und Freunde des ehemaligen Kreises Rosenberg. Er bedankte sich besonders bei Herrn Joachim Salewski und seinem Vorstand für die Ausrichtung des Heimatkreistreffens. Herr Knoblauch erinnerte daran, dass Ilawa/Dt.-Eylau vor 700 Jahren durch den Ordenskomtur Sieghard von Schwarzburg die Stadtrechte verliehen wurde und dass die ehemalige Kreisstadt Rosenberg ebenfalls 1305 die Stadtrechte erhalten hat. Die Arbeiten des Heimatkreises würden wesentlich dazu beitragen, das Verständnis der polnischen Bevölkerung für die Bedeutung der von den Deutschen erbrachten Kulturleistung zu wecken und zu vertiefen. Damit schärfe sich der Blick auf die Gemeinsamkeiten der Geschichte in Mitteleuropa und bilde zugleich ein Fundament für die neue engere Zusammenarbeit in Europa. Herr Knoblauch wünschte allen Heimatfreunden schöne Tage in der alten Heimat und der Stadt Ilawa alles Gute für die Zukunft.

Anschließend überreichte er Renate Drabiewska von der Deutschen Minderheit das  Ehrenzeichen der Landsmannschaft  Westpreußen. Dem Vorsitzenden Joachim Salewski wurde die Westpreußenspange in Silber verliehen. Der Bürgermeister von Ilawa, der Landrat und der Dolmetscher bekamen als Geschenk ein schönes Buch über Deutsch-Eylau überreicht. Nun folgte die Laudatio für das 700-jährige Deutsch-Eylau von Gerhard Templin.





Herr Templin begrüßte ebenfalls alle anwesenden Ehrengäste und Besucher. Er sah es als besondere Ehre an, als Sohn dieser schönen Stadt, in der er vor 80 Jahren geboren wurde, zu ihnen zu sprechen.

Er erzählte von der Geschichte der Stadt Deutsch-Eylau (Gründungsname Ilavia), die zurückgeht bis in die Zeit der höchsten Machtentfaltung des Deutschen Ordens, über die Deutschordenskirche, die für die Fischer und Schiffer geweiht wurde, die vielen Brände, die die Stadt heimsuchten, über die Reformation und das Ende der Ordensherrschaft. 1655 wurde Deutsch-Eylau Garnisonsstadt. Das 18. und 19. Jahrhundert brachte der Stadt wieder Not und Elend. Nach der russischen Besatzung während des Siebenjährigen Krieges wurden die napoleonischen Kriege für die Stadt verhängnisvoll. 1812 beliefen sich die Einquartierungen auf fast 22.000 Mann.

Langsam erfolgte dann im 19. Jahrhundert der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt. Man plante Schiffsverkehr auf den Wasserläufen des Oberlandes. Ein Kanal sollte den Drewenzsee mit dem Geserichsee verbinden. Er wurde 1860 fertiggestellt. Eine Schifffahrtslinie von Deutsch-Eylau nach Elbing wurde 1853 in Betrieb genommen und der Eisenbahnverkehr wurde ausgebaut. Bei der 600-Jahrfeier im Jahre 1905 bekam der tüchtige Bürgermeister die silberne Amtskette vom Kaiser verliehen. Durch seinen plötzlichen Tod übernahm Herr Bürgermeister Giese die Amtsgeschäfte und baute 1910/11 das Rathaus an der ehemaligen Kaiserstraße. Besonders zu erwähnen ist der Bau des Strandbades, das in dieser Zeit das schönste Bad Ostpreußens war.

Das Jahr 1945 begrüßten die Bewohner Deutsch-Eylaus mit großer Sorge und Bange. Der größte Teil der Bewohner konnte rechtzeitig, wenn auch trotzdem viel zu spät, auf die Flucht gehen. Viele jedoch, die geflüchtet sind, wurden auf dem Weg in den Westen von der russischen Armee überrollt und zurückgeschickt. Deutsch-Eylau war zu 75% zerstört und ein einziger Trümmerhaufen. Von Januar bis März 1945 war die Stadt unter russischer Herrschaft. Sie hieß jetzt Ilawa und wurde im April an die polnische Verwaltung übergeben. Ab August 1945 begann die reguläre Besiedelung der Stadt. Aus ganz Polen kamen die Umsiedler.

Nach der Wende 1989 änderten sich die Verhältnisse zwischen Polen und Deutschen maßgebend und bedeutend. Die hier in der Heimat verbliebenen Deutschen durften deutsche Vereine gründen. Es wurden Deutschkurse durchgeführt, nicht nur für die Mitglieder des Vereins, sondern auch für unsere polnischen Mitbürger. Dem deutschen Verein ist es auch gelungen, gemeinsam mit der Stadtbehörde eine Johanniter-Sozialstation einzurichten, die alle Bedürftigen, ohne Rücksicht auf Religion und Nationalität betreut. Sie wird hervorragend von Schwester Ewa geleitet.

Der Verein hat auch gemeinsam mit dem Heimatkreis den Wiederaufbau des zerstörten Rathauses unterstützt, in dem die Deutsche Minderheit jetzt einen Dienstraum hat. Herr Templin bezeichnete die Zusammenarbeit mit den Kommunalbehörden, mit der Stadt, dem Kreis und der Landgemeinde als sehr gut und bedankte sich am Ende seiner Laudatio beim Herrn Bürgermeister und den Ratsherren für das jahrelange Engagement im Aufbau und Verschönerung der Stadt.




Als nächstes zeigte die Tanzgruppe "Saga" verschiedene Volkstänze, die sie in wechselnder Besetzung vortrugen. Die Zeit bis zum Abendessen wurde mit Auftritten des Streichorchesters der Musikschule Deutsch-Eylau und des Blasorchesters der Bauschule Deutsch-Eylau unter der Leitung von Bogdan Olkowski musikalisch bereichert.




Das Blasorchester der Bauschule Deutsch-Eylau




Eine weitere Gruppe tanzte zu Musical-Melodien (zum Beispiel "New York, New York") des Blasorchesters und begeisterte ebenfalls das Publikum. Im weiteren Verlauf des Nachmittags und Abends wurden wir von Otto Leymann aus Deutsch-Eylau/Ilawa unterhalten.


Sonntag, den 28. August 2005 - Schifffahrt auf dem Geserichsee und Fahrt nach Hansdorf



Das große Gebäude hinter der Fontäne ist die Elektromühle Zwillenberg.

Ab 10 Uhr konnte man an einstündigen Rundfahrten auf dem Geserichsee teilnehmen. Abfahrt war bei der Fontäne. Herr Salewski  begleitete uns und erklärte verschiedenes. Ich interessierte mich für das große Fabrikgebäude hinter der Fontäne. Dabei handelt es sich um die Elektromühle Zwillenberg. Sie gehörte einem Juden, der rechtzeitig vor den Nazis flüchten konnte.
 



Unser Hotel - früher das schönste Strandbad Ostpreußens

 Um 13:30 Uhr gab es Erbsensuppe am Bus. Um 14 Uhr fuhren wir in Begleitung von Herrn Salewski ab, um in Hansdorf das Geburtshaus von Emil von Behring zu besichtigen. Es wird gleichzeitig als Museum und als Grundschule genutzt. Der Vater von Emil von Behring war Lehrer und die Familie wohnte damals im Schulhaus.



Das Geburtshaus von Emil von Behring - rechts steht eine Büste des berühmten Mannes





Tafel im Museum




Eines von drei Klassenzimmern  - man beachte den alten Kachelofen




Die Computer in diesem Klassenzimmer wurden von den Behringwerken gespendet.

Nach der Besichtigung wurden wir im Gemeinschaftshaus vom Hansdorfer Bürgermeister auf polnisch begrüßt. Die Hausfrauen des Ortes hatten eine große Tafel mit vielen leckeren Kuchen und Torten, Kaffee, Tee und anderen Getränken vorbereitet. Herr Salewski übersetzte die Rede des Bürgermeisters und bedankte sich für die uns erwiesene Freundlichkeit. Außerdem hielt er uns einen sehr interessanten Vortrag über das Leben und Wirken des Emil von Behring, dem wir den Impfstoff gegen Diphtherie und Tetanus verdanken.


Kaffeetafel im Hansdorfer Gemeinschaftshaus (Spende der Deutschen Minderheit)


Am Abend erfuhren wir, dass die für den kommenden Tag vorgesehene Fahrt auf dem Oberländischen Kanal ins Wasser fällt. Das für uns reservierte Schiff konnte wegen eines Schadens an der Antriebswelle nicht fahren. Aus der Traum !!!! Stattdessen bot uns Herr Bittermann eine Fahrt nach Thorn an der Weichsel an.

Später erfuhr ich, dass Herr Bittermann nur mit einem Bus nach Thorn und mit dem 2. Bus zum Oberländischen Kanal  fahren würde, um ein Maschinenhaus zu besichtigen und dann weiter bis Elbing.


*** Einige der Fotos auf dieser Seite wurden von Herrn Gerhard Templin zur heimatlichen Verfügung gestellt.

Teil 4 oder Index

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