Das Freiwillige Feuerwehrwesen im Kreis Rosenberg

Von Kreisbrandmeister Schlubkowski, Rosenberg

 Heimatkalender des Kr. Rosenberg von 1932

Bearbeitung: Christa Mühleisen


Erst geraume Zeit nach Gründung des Westpreußischen Provinzial-Feuerwehrverbandes im Jahre 1880 begann in unserer engeren Heimat, im Kreise Rosenberg, die Entwickelung des freiwilligen Feuerlöschwesen.



Die freiwillige Feuerwehr Rosenberg


Hier war es die Stadt Bischofswerder, wo am 1. August 1881 die erste freiwillige Feuerwehr gegründet wurde. Es folgte dann in jedes mal zweijährigem Zwischenraum die Gründung der freiwilligen Feuerwehren in Rosenberg 1783, Deutsch-Eylau 1885, Freystadt 1887 und sodann im Jahre 1911 die Gründung der freiwilligen Feuerwehr Riesenburg. Als erste ländliche freiwillige Feuerwehr des Kreises wurde im Jahre 1907 in Groß Peterwitz eine solche begründet.




Freiwillige Feuerwehr Dt. Eylau um 1910 (Sammlung C. Mühleisen)




Die freiwillige Feuerwehr Riesenburg ca. 1912 (Sammlung C. Mühleisen)




Die freiwillige Feuerwehr Riesenburg - inzwischen motorisiert



Bis zum Jahre 1921 haben diese freiwilligen Wehren mit Unterstützung der Pflichtfeuerwehren den Feuerschutz und die Löschhilfe im Kreise in anerkennungswerter Pflichttreue übernommen und ausgeführt und unermüdlich an ihrere weiteren Ausbildung und Ausrüstung gearbeitet.

Jedoch nicht immer war es möglich, mit den größtenteils nicht mehr zeitgemäßen Ausrüstungen und der weiten Entfernungen wegen die Löschhilfe so auszuüben, wie es die Umstände erforderten. Die Notwendigkeit eines umfangreichen Feuerschutzes erwies sich als unbedingt nötig.

Der im Jahre 1921 gewählte Vorsitzende des Westpreußischen Feuerwehrverbandes, Herr Stadtrat Behrendt-Marienburg, hat in Anerkennung dieser Notwendigkeit in seiner bisherigen Tätigkeit unermüdlich und erfolgreich an Abstellung noch vorhandener Mängel tatkräftig mitgewirkt. Die Gründung der im Jahre 1921 im Kreise errichteten freiwilligen Wehren Guhringen, Dakau, Laskowitz, Stangenwalde, Klein Albrechtau, Heinrichau, Harnau und Conradswalde ist größtenteils seiner Anregung und Mitwirkung zuzuschreiben.

Die Gründung weiterer Wehren im Kreise folgte. Im Jahre 1925 wurde, folgend dem Beispiele anderer Provinzen des Vaterlandes, der Kreisfeuerwehrverband Rosenberg begründet. Dieser hat unter Leitung seines Vorsitzenden, Herrn Landrat Kleine und Mithilfe des Kreisbrandmeisters Gnuschke - Dt. Eylau mit Erfolg weiter an dem begonnenen Werke gearbeitet. Auch wurde tatkräftige Unterstützung durch die Behörden dem freiwilligen Feuerlöschwesen zuteil. Eine Unfallversicherung seitens des Kreises wurde abgeschlossen, um Feuerwehrleuten, welche in Ausübung ihres freiwillig übernommenen Berufes Unfälle erlitten, vor Not zu schützen, von den Körperschaften des Kreises, der Städte und Gemeinden wurden Geldmittel zur Verfügung gestellt, um durch materielle Hilfe den Wehren die Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen zu ermöglichen.

Wichtige, der Neuzeit entsprechende Anschaffungen konnten mit Hilfe dieser Geldmittel gemacht werden. Hierbei kann die Ausrüstung der freiwilligen Feuerwehr Deutsch-Eylau mit einem Motorlöschzug im Jahre 1926 an erster Stelle genannt werden.



Feuerlöschzug der freiwilligen Feuerwehr Deutsch-Eylau


Als weitere Anschaffungen folgten die Motorlöschzüge Rosenberg und Riesenburg im Jahre 1929, Klein-Motorspritzen bei zwölf ländlichen Wehren und die 800 Liter-Motorspritze der Stadt Bischofswerder. Namhafte große Beihilfen hat auch die Ostpreußische Feuersozietät-Köngisberg für diese Anschaffungen zur Verfügung gestellt. Durch Überweisung von Geldmitteln bei Neugründungen, bei Anschaffungen durch Rauchschutzmasken, durch sachliche Beratungen durch den Herrn Feuerlöschdirektor von Zschüschen und Lehrbücher in jeder Weise den Feuerwehren zur Seite steht, und dadurch eine weitere Ausbildung und zeitgemäße Ausrüstung fördert.

Unvergessliche Verdienste um das freiwillige Feuerlöschwesen des Kreises haben sich die Männer erworben, die bei der Gründung der Feuerwehren mitgearbeitet und ein Menschenalter hindurch im Dienste der Nächstenliebe gestanden haben: Kreisbrandmeister Oskar Gnuschke aus Deutsch-Eylau, 40 Jahre aktiver Feuerwehrmann, unermüdlich an führender Stelle tätig, hat er auch als stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes mit ganzer Kraft an dem guten Werke mitgearbeitet, bis zunehmendes Alter und mangelnde Gesundheit ihn zwangen, im Dezember 1928 sein Amt niederzulegen.

Im Januar 1930, durch den Tod abberufen, wurde der in Feuerwehrkreisen hochgeschätzte und beliebte Führer, begleitet von vielen Kameraden, zur letzten Ruhe bestattet.

Zu seinem Nachfolger wurde im Dezember 1928 der Oberbrandmeister Schlubkowski aus Rosenberg ernannt.

44 freiwillige Feuerwehren mit rund 1000 Feuerwehrleuten sind dem Kreisverband angeschlossen, und keine Ortschaft des Kreises befindet sich außerhalb der 8 Kilometer Pflichtzone. Bis auf Ausrüstung der zuletzt gegründeten Wehren und der zum Teil notwendigen Ergänzungen der jetzigen Bestände sind die Wehren des Kreises zeitgemäß ausgerüstet und dürfte dadurch ein ausreichender Schutz bei Feuersgefahr gewährleistet sein.

Die Einwohnerschaft des Kreises muss die Überzeugung gewinnen, dass die freiwillige Feuerwehr eine Vereinigung zur Betätigung wahrer Nächstenliebe ist und sollen die Feuerwehren bei all ihrem Tun und Handeln dessen stets eingedenk sein. Mögen deutsches Pflichtgefühl, gute Kameradschaft und Nächstenliebe auch für die Zukunft als erste Tugend des Feuerwehrmannes gelten und immer mehr der Wahlspruch zur Tatsache werden:

Einer für Alle, Alle für Einen

Dieses Zeitdokument wurde von Herrn Gerhard Templin zur Verfügung gestellt.