...bleibt die
Erinnerung... heimatliche Geschichten... Nicht nur auf dem Geserichsee,
sonden auf allen Seen West- und Ostpreußens wurde im Winter
Eisfischerei und Eisernte betrieben. In den zwanziger und dreißiger
Jahren bis zur Vertreibung waren wir noch auf Natureis angewiesen.
Hauptabnehmer waren Fleischereien, Gaststätten, Brauereien,
Eiskonditoreien, Hotels und Lager mit verderblichen Lebensmitteln, aber
auch private Haushalte. Viele Bauern und vor allen Dingen die Güter
enteten Eis aus ihren Seen, um dieses in den Sommermonaten zur Kühlung
zu benutzen. Das Eis wurde in sogenannte Eiskeller eingelagert und dann
mit einer Schutzschicht aus Sägespänen und Stroh haltbar gemacht.
Viele Bauern hatten Keller aus Natursteinen, die tief in der Erde
gelassen waren. In den Städten hatten Brauereien, Fleischereien oder in
Deutsch-Eylau die Essigfabrik ihre großen Eiskeller.
Ein anderer
Gewerbezweig war die Eisfischerei. Sie war bei der großen Zahl der
fischreichen Seen ein ertragreicher Erwerbszweig. Da sie körperliche
Tätigkeit voraussetzte, war es selbst bei winterlichen Temperaturen
nicht so kalt. Mit Eisäxten, Pelzen, Wollsachen und Jacken, sowie
Gummistiefeln mit Eissporen ging es hinaus auf die Eisfläche zum
Eisfischen, oftmals kilometerweit mit Pferden und Schlitten. Mit den
Eisäxten wurden mehrere Wuhnen geschlagen. Lange Stangen mit
Korkschwimmern und Bleigewichten wurden ins Wasser versenkt. Oft machte
man mehrere Löcher und schob die Stangen mit den Netzen von Loch zu
Loch. Dazu brauchte man eine Windentonne. Man ließ diese Netze manches
Mal tagelang drin. Man legte auch ein Brett über das Loch und schlug
mit schweren Holzhämmern im Takt darauf. Die
Fische wurden angelockt. Barsche, Kaulbarsche, Zander, Plötze und
Bressen waren oft die ausgiebige Beute.
Eine
andere Art der Fischerei war das Eisangeln, was vor dem Krieg kein Sport
war. Das Angelgerät war einfach. Es bestand aus einer starken
Angelschnur, die mit einem starken Angelhaken versehen war. Zum
Straffziehen der Angelschnur war Blei daran befestigt. Ein Schwimmer zum
Anzeigen, wenn ein Fisch an den Köder ging, gehörte mit dazu. Ein
schmales Holzbrett etwa 30 cm lang, an beiden Enden eingeschlitzt,
diente zum Aufwickeln der Schnur und zum Fang. Mit einer Eisstoßstange
wurden etwa 25 cm runde Löcher in das Eis gestoßen und von den kleinen
Eisstücken frei gemacht. Der Köder, meistens Tauwürmer, die in
Lehmkisten überwinterten, wurden aufgesteckt. Die Angelschnur wurde bis
kurz vor dem Seegrund herabgelassen. Jetzt bestand die Kunst darin,
durch leichtes Wippen der Schnur den Fisch anzulocken und aufs Eis zu
ziehen. Voraussetzung war, dass man die Stellen auf dem See kannte, an
denen die Fische standen. Bekanntlich hält sich der Barsch eine
längere Zeit in Schwärmen an derselben Stelle auf. Hatte man eine gute
Stelle erwischt, so hatte man bald ein Gericht Fische zusammen. Aber
alle Tage ist Fischtag, aber nicht alle Tage ist Fangtag. Es gab auch
Tage, an denen man ohne einen Fisch nach Hause schlich. |