Advent

Gerhard Templin

Bearbeitung: C. Mühleisen





Leer und kahl sind Feld und Wald,
Die Natur nun geht zur Ruhe bald,
Die Bäume mit ihren kahlen Zweigen
Mahnend in den Himmel zeigen.
Das Laub ist zur Erde herabgefallen,
Und bald geht auch das Jahr zu End',
Es weihnachet schon, denn jetzt ist Advent!

Dichte Nebel ziehend wallen,
Durch die herbstlich schöne Welt,
Bald wird auch Schnee vom Himmel fallen
Und bedecken Wald und Feld.
Bald freu'n wir uns auf das schöne Fest,
Zu dem wir uns wünschen  stets das Best'
Wenn auch den Weihnachtsmann keiner mehr kennt,
Freu'n wir uns doch, und nun ist Advent.

Dann brennt auch die erst Kerze im Kranz,
Wir dürfen uns freuen über ihren Glanz.
Der erste Weihnachtsduft liegt schon im Raum,
Und bald erstrahlt auch der Weihnachtsbaum.
Dann brennen noch drei weitere Kerzen,
Und wir können uns freuen so recht von Herzen:
Doch sind erst verbrannt der Kerzen vier,
Dann steht der Weihnachtsmann doch vor der Tür.

Am letzten Sonntag vor dem Weihnachtsfest brannten am Adventskranz vier Kerzen. Und in froher Erwartung des nahen Festes war es so still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste Kerze seufzte: "Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden." Ihr Licht wurde immer kleiner und erlosch. Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen." Ein Luftzug brachte die Kerze zum Erlöschen. Traurig und leise meldete sich die dritte Kerze: "Ich heiße Liebe, aber ich habe keine Kraft mehr. Die Menschen sehen nur noch sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen." Mit einem Aufflackern war auch dieses Licht erloschen. Da kam ein Kind ins Zimmer herein und fing an zu weinen: "Ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!" Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort: "Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße  Hoffnung!" Da nahm das Kind diese Kerze und zündete mit ihrer Flamme auch die anderen Kerzen wieder an.

Auch bei uns ist es eine alte Tradition, in den Kirchen und zu Hause einen Adventskranz aufzustellen, an dem wir jeden Sonntag eine Kerze mehr anzünden. Aber geht es uns nicht ähnlich, wie den ersten drei Kerzen? Nehmen Frieden, Glaube und Liebe nicht immer mehr ab? Darum wollen wir an diesem Weihnachtsfest einmal besonders auf den Engel über der Krippe schauen. Er steht für den Engelchor, der den Menschen verkündete: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen guten Willens. Der Engel lenkt unseren Blick auf Gott, dem die Ehre gebührt, und fragt uns nach unserem Glauben. Er verheißt uns Frieden und regt uns an, über unser Verhalten nachzudenken. "Menschen guten Willens" das sind Menschen der Liebe. Sind wir das? Und wenn wir jetzt feststellen, dass wir von alldem, was uns der Engel ankündigt, zu wenig haben, dann brauchen wir nicht traurig zu sein und dürfen nicht verzweifeln, sondern voller Hoffnung auf das Kind in der Krippe schauen. Denn es möchte uns mit diesen Gaben an seinem Geburtstagsfest in reichem Maße beschenken. Immer wenn ein Engel auf die Erde kommt, öffnet sich der Himmel ein wenig und das Licht des göttlichen Kindes schenkt uns Hoffnung, um unseren Glauben, unseren Frieden und unsere Liebe neu zu entzünden. Dieser Aufsatz liebe Freunde, stammt von Kaplan Schmeier, der Seelsorger der kath. Kirche bei der deutschen Minderheit in Allenstein ist. Ich fand ihn so gut, weil er in die heutige Zeit passt.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches "Neues Jahr" bei bester GEsundheit wünscht die Familie G. Templin, früher Dt. Eylau.


Das Nutzungsrecht der Urheberrechte an den Bildern und Aufzeichnungen von Herrn Gerhard Templin wurde an Frau Christa Mühleisen übertragen.