Eine Erlebnisfahrt auf dem Eylenzfluss in Deutsch
Eylau Schon
seit langer Zeit war es mein Wunsch, mit Heimatfreunden eine Bootsfahrt
auf dem Eylenzfluss zu machen. Dieses sollte nun Wahrheit werden. Die
aufstrebende Stadt Deutsch Eylau hat sich nicht nur baulich verändert,
sondern gestaltet auch die Ufer des Geserichsees neu und tut auch etwas
für den Eylenzfluss, der aus dem Geserichsee seinen Ursprung hat, sich
an der Hausmühle gabelt, durch den Eylenzsee und Daulensee mit vielen
Windungen in die Drewenz fließt. Ca. 1 km von Rosen entfernt ist diese
Stelle. Die Drewenz fließt bei Nessau in die Weichsel, wo im Jahre 1231
Hermann Balk mit einigen Rittern die Weichsel überquerte, dort Fuß
gefasst hat und eine Baumburg errichtete.
Die Strömung war recht stark, so brauchten wir uns
beim Rudern nicht so anstrengen. Uns fällt auf, dass die Ufer befestigt
und etliche Schilfecken verschwunden sind. Wir halten uns aber rechts.
Hier bauen am Gaswerk einige Arbeiter Yachthäfen. Hier sollen
die Boote liegen, die durch die Modernisierung der Geserichufer keine
Bleibe mehr haben.
Ein
Schloss habe der Fischkönig auch gehabt. Es stand auf dem Grundes des
Flusses, dort, wo er hier vor der Gasanstalt breit und tief ist.
Natürlich war es kein Schloss aus Marmorsteinen oder Bergkristall. Er
war eben nur ein kleiner Flusskönig, mit dem König in der Drewenz oder
Weichsel gar nicht zu vergleichen. Nur drei oder vier Wasserjungfrauen,
die den alten Herren betreuten und Botengänge verrichteten, hatten
seinen Hofstaat gebildet. Der Fischkönig war schon alt. Gewiss tausend
Jahre und mehr. Gesehen haben ihn viele. Wenn man darauf anlegte, konnte
man ihn sicher in einem der Seerosen- oder Mummelgärten weiter hinten
nach der Mühle sehen. Sein Gesicht hatte direkt menschliche Züge, war
gutmütig und freundlich. Manch einer behauptete, er habe eine Krone aus
silberglänzenden Schuppen gehabt.
Nach kurzer Pause fuhren wir flussaufwärts. Durch die Entkrautung und
Beseitigung großer Schilfecken erscheint uns der Fluss viel breiter.
Ein Schwanenpaar, das seine Jungen ausführt, kommt mit wildem Geschrei
auf uns zu. Wir bleiben in angemessener Entfernung. Einige Angler stehen
am Ufer und warten auf ihre Beute. Auf der Breite vor dem Schülerheim
sind die gelben Mummeln bereits am Verblühen, während die Seerosen
noch knospig sind. Ein herrliches Bild! Überall quaken die Frösche
oder "Poggen", wie wir früher sagten. Enten mit ihren Jungen
kreuzen unsere Bahn, und viele Libellen fliegen um uns herum. Das Zirpen
der Grillen begleitet uns. Inzwischen kommt auch die Sonne durch den
Dunst.
Wir nähern uns jetzt der
Gabelung des Flusses, der rechts über die Hausmühle und links durch
die Schleuse mit Aalfang sich wieder vereinigt. Auch hier gibt es eine
Sage, und zwar vom Müller und dem Teufel. Ich erzähle auch diese
meinen Freunden.
Auf der linken Seite
des Flusses fährt jetzt ein Weg bis zum Friedhof. Auf der Höhe sehen
wir die Siedlung Freundshof und ein Hotel. Wir haben nun gewendet und
fahren auf der anderen Seite zurück. Auch hier sind die Ufer
gesäubert. Überall blühen die gelben Wasserlilien. Meine Mutter
nannte sie immer "Kodderlilien."
Das Wasser ist jetzt ziemlich glatt. Die Ufer
mit den herrlichen Bäumen und Sträuchern spiegeln sich im Wasser.
Vornehmlich stehen hier Weiden und Erlen. Hinter dem Silberhof mündet
ein breiter Graben in den Eylenzfluss, man nannte ihn früher
Grenzgraben. Er kam vom Labenzsee über Gut Stein. Er wurde in den
dreißiger Jahren vom Reichsarbeitsdienst begradigt und vertieft. Diese
Ecke ist ein idealer Platz für Fischotter (ca. 1,5 m). Ich habe ein
Tier an der Brücke Saalfelderstraße schwimmen sehen.
Die Scheunen des Silberhofes mit
dem Storchennest sind eingefallen. Hier haben wir oft als Kinder
gespielt und pflückten auf den Wiesen Margariten, Kornblumen und
Glockenblumen. Die Störche fanden auf den Wiesen reichlich Beute. Nach
fast dreistündiger Fahrt nähern wir uns dem Anlegesteg unseres
Freundes und werden zum Mittagessen eingeladen. Was gibt es? Natürlich
Fische aus dem Geserichsee. Aal, Zander und Hecht, gebraten und gekocht
mit reichlich Beilagen. Ich erzählte, dass vor dem 1. Weltkrieg jeden
Donnerstag ein Korb Geserichzander an den Tisch des Kaisers ging. Sogar
in Paris kann man Geserichzander kaufen. Wir werden noch lange an diese
Fahrt denken. |