Heimatkunde "mangelhaft" Es
soll nicht heißen, dass alle Leser in der Schule in Heimatkunde
"mangelhaft" hatten. Ich will über die Vorgeschichte unseres
Heimatkreises kurz berichten. Vielleicht werden dann wieder Erinnerungen
aus der Schulzeit wach. Hügelgräber
wurden bei Kl. Babenz gefunden und geöffnet, die u. a. Bernsteinschmuck
enthielten. Einzelfunde wurden gemacht in Adolshof, Bischofswerder,
Bornitz, Brausen, Falkenau, Finckenstein, Freiwalde, Freystadt,
Friedrichsburg, Gr. Bellschwitz, Gr. Herzogswalde, Guhringen, Jakubau,
Peterkau, Riesenburg, Rosenberg und Waldhof. Dort müssen also in jener
grauen Vorzeit Menschen gelebt haben, die mit den denkbar einfachsten
Hilfsmitteln ihr Leben fristeten. Vielleicht werden beim Drainieren oder
Torfstechen noch andere Funde gemacht. Wir könnten nicht erwarten,
soviel Zeugen jener Zeit zu finden, wie etwa bei den Höhenzügen an der
Weichsel. Wir wissen aber, dass in der damaligen Zeit der Mensch als
Haustier Pferd, Rind, Hund und auch Tauben besaß. Er jagte den Bär,
Elch und Hirsch, Wildschwein, Fuchs und Hasen. Mit den
Feuersteinwerkzeugen bearbeitete er Knochen und Geweih zu Dolchen,
Nadeln und auch Angelhaken und fertigte Waffen. Er bohrte sogar mit
Röhrenknochen und Sand Löcher für Stiele und Handgriffe. Von den
erlegten Tieren aß der Mensch Fleisch und Mark, kleidete sich in Felle
und schmückte sich mit Halsbändern aus Tierzähnen und
Bernsteinperlen. Seine Asche setzte er in Urnen bei.
Auf die
Steinzeit folgte die Bronzezeit (etwa 2000 bis 500 v. Chr.), aus der die
Funde noch spärlicher sind. Durch den Handel und Verkehr mit den
Nachbarländern erhielten die Bewohner Geräte und Waffen aus Bronze.
Als Tauschmittel hatten sie den begehrten Bernstein. Einen interessanten
Fund machte man in Gulbien, der aus einem runden Halsring, einem
achtkantigen Halsring und einer Nadel mit Spiralkopf bestand. Aus der
Anlage der Werkzeuge und Münzen kann man durch Vergleich mit den Funden
der umliegenden Gebiete schließen, zu welchen Stämmen die damalige
Bevölkerung unseres Gebietes gehörte.
In der Steinzeit müssen
die Germanen gewohnt haben, die aus dem, Westen eingewandert waren. In
der Bronzezeit haben hier Goten und Gepiden gewohnt. In den Stürmen der
Völkerwanderung zogen diese nach Süden und in den leeren Raum drangen
nichtgermanische Stämme ein. In unserem Kreis siedelten die Pruzzen und
zwar aus dem Stamm der Pomesanier. Auch dieser Name deutet auf die
starke Waldbedeckung hin, denn das preußische "pro median"
heißt "im Walde gelegen". Sie wohnten etwa in den damaligen
Kreisen Stuhm, Marienwerder und Rosenberg. In unserem Kreis war ihr
Gebiet in mehrere Landschaften und Gaue geteilt. Am häufigsten
erwähnten alte Urkunden den Gau Resia um Riesenburg, das damals
Resinburg hieß (entsprechend Resinkirchen aus dem dann Riesenkirch
wurde), der Gau Prezla oder Preßel in der Mitte des Kreises bis zum
Geserichsee und den Gau Raudez oder Rudenz, dessen Name heute in
Raudnitz anklingt.
Durch zugespitzte Pfähle, die auf den Wällen
eingerammt waren und durch eine gut bewaffnete Besatzung waren sie zur
Verteidigung eingerichtet und haben dem Ordensheer mitunter große
Schwierigkeiten gemacht. Bekannt sind die Kämpfe um die Burgen bei
Riesenburg und Riesenkirch und an der unteren Ossa. Insgesamt kann man
im Kreis Rosenberg 14 Wallburgen aufweisen. Von diesen liegen mehrere
auf Inseln, so der Scholtenberg auf der Insel Gr. Werder im Geserichsee. Spätere
Jahrhunderte haben die Entstehung dieser Wälle vielfach in die
Schwedenzeit verlegt und sie daher Schwedenschanze genannt. Auf der
Kreiskarte des Kreises Rosenberg heißt der Wall bei Stangenwalde
"Schanze", der bei Gulbien "Alte Schanze". Lagen die
Wälle auf einer Insel, so waren Holzbrücken zur Verbindung mit dem
Festland notwendig. Reste einer solchen fanden sich im früheren
Krobennestsee bei Kl. Ludwigsdorf. Vielleicht lässt sich auch so die
"Faule Brücke" zwischen dem Großen Werder und Fichtenort im
Geserichsee deuten. Die pruzzische Burg von Rosenberg muss dem
Ritterorden besonders bedeutend gewesen sein, denn er baute sie nach der
Eroberung für sich selbst aus. Irgendwelche Aufzeichnungen, aus
denen Genaueres über die Lage und Art der übrigen preußischen
Siedlungen hervorgeht, gibt es nicht. Die preußische Sprache hat sich
nicht zur Schriftsprache entwickelt. Als zunächst die Polen und dann
der Deutsche Ritterorden ins Land kamen, wurden zwar von diesen
Aufzeichnungen über Land und Leute gemacht, aber sie sind mit den Augen
des Eroberers gesehen und geben daher kein einwandfreies Bild. Der
Deutsche Ritterorden hatte die Aufgabe, die Prussenstämme zu
christianisieren, was aber teilweise mit dem Schwert erzwungen wurde.
Dabei wurden sehr viele Kulturgüter der alten Prussen vernichtet. |