Die Kirchenglocken des Kreises Rosenberg

seit der Zeit des deutschen Ritterordens


von Gerhard Templin

(bearbeitet von C. Mühleisen)

Anhand von Handfesten (Verschreibungsurkunden) und anderen Urkunden hat man einen allgemeinen Überblick über den kirchlichen Zustand im 14. Jahrhundert erhalten. Auf Vollständigkeit kann allerdings nicht gerechnet werden, weil nicht alle Handfesten bis heute erhalten sind. Das Jahr der Kirchengründung ist in den seltensten Fällen festzustellen, sondern es wird meistens nur erwähnt, dass in dem Ort eine Kirche oder ein Pfarrer war. Wo aber ein Pfarrer war, da muss ja auch eine Kirche gewesen sein.

Der Kreis Rosenberg scheint erst nach dem Friedensschluss von 1249 zwischen dem Orden und Pomesanien dem Christentum näher geführt worden zu sein. Von den 13 Kirchen, die die Pomesanier innerhalb eines Jahres zu erbauen sich verpflichteten, befinden sich erst zwei im Kreise Rosenberg und zwar eine in Resia und eine in Raydez. Bei Resia (oder Reisen oder Rysen) handelt es sich um die Landschaft um das heutige Riesenburg und bei Raydez (in einer Urkunde von 1250 Rudenz genannt) um das Gebiet östlich vom Geserichsee um das heutige Dorf Raudnitz, das noch im 15. Jahrhundert Rudenz hieß.

Die anderen 11 Kirchen lagen alle an den nördlichen, westlichen und südöstlichen Grenzen, aber außerhalb des Kreises Rosenberg, so dass daraus klar hervorgeht, dass der heutige Kreis Rosenberg in seinem überwiegenden Teil noch nicht von Christen besiedelt und auch von eingeborenen heidnischen Preußen nur wenig bewohnt, mit anderen Worten, zum größten Teil mit Wald und Sumpf bedeckt gewesen sein muss.

Es ist auch nicht gesagt, dass jede Kirche auch Glocken hatte. Anhand alter Unterlagen will ich aber ausfindig machen, wo Glocken vorhanden waren und wo sie verblieben sind. Ich habe deshalb die Aufzeichnungen vom Jahre 1937 zugrunde gelegt. Von den beiden Glocken in Gr. Albrechtau trägt die kleine die Inschrift: "Ehre sei Gott in der Höhe. 1907 wurde die Kirche neu erbaut. Franz Schilling in Apolda goss mich". Die größere Glocke, welche ein Ersatz für eine im 1. Weltkrieg abgelieferte ist, trägt die Inschrift: "Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Fr. Schillingsöhne Apolda gossen mich 1931".

In Gr. Bellschwitz erwähnen die Berichte der Kirchenvisitation drei Glocken, die 1751 in Elbing zu zwei Glocken umgegossen wurden und diese hat man wieder 1867 in drei Glocken umgegossen. Man hatte dadurch ein dreiteiliges Geläut. Nachdem im 1. Weltkrieg zwei Glocken abgeliefert wurden, wurde die eine Glocke nicht benutzt. Sie wurde 1930 außerhalb der Kirche auf einem Steinsockel festgemauert. Eine darüber angebrachte Tafel trägt folgende Inschrift: 

"Ich stieg herab in dunkler Schicksalsstunde
vom Glockenstuhl, jetzt steh ich hier zur Wacht!
Das Lied, das Euch einst klang aus meinem Munde,
Ihr hört' s nicht und sankt in Nacht!
O, dass die Gestalt der stummen Glocke
Euch wieder hin zu Jesufolge locke!
Und wenn dann dahinbraust durch die Lande
der inneren Auferstehung Frühlingssturm.
Dann fallen auch die äußeren Knechtschaft Bande,
dann soll noch einmal meine Stimme klingen,
soll Euch im Morgenrot das Lied der Freiheit singen".

Eine Feuersbrunst zerstörte im Jahre 1575 die evangelische Kirche in Bischofswerder, wobei auch die Glocken vernichtet wurden. Es mussten neue angeschafft werden, die noch vor dem 2. Weltkrieg vorhanden waren. Beide Glocken sind am Kranze mit Ornamenten verziert. Die kleine Glocke trägt am Kranze die Inschrift: (in deutsch) "Zur höheren Ehre Gottes" und am Schlagrande: "Mich goss Georg Bernhard Kinder in Königsberg im Jahre 1726". Die große Glocke hat am Kranze die Worte: "Ich lobe mit meinem Schalle den Herrn" und am Schlagrande dieselbe Inschrift, wie die kleine Glocke sie trägt, dazu die Jahreszahl 1727. Beide Glocken tragen noch die verschlungenen Buchstaben FWR.



  Partie bei der im Jahre 1346 erbauten evangelischen Kirche in Bischofswerder (10.9.1918) 

Die evangelische Kirche in Dakau verlor ihre Glocken 1414 durch Kämpfe, nach dem Schadensbuch des Ordens. Die Glocken wurden neu gegossen. Von den zwei Glocken wurde die kleinere im 1. Weltkrieg abgeliefert. Die verbliebene stammte nach ihrer Inschrift aus dem Jahre 1647 (Lobet dem Herrn im Jahre 1647, auf dem Mantel: Mit Gottes Hilfe goss mich Gerhard Benningk in Danzig".

Von der ev. Kirche in Deutsch Eylau haben wir genaue Angaben. Der Turm ist 27 m hoch und im gotischen Stil gebaut. Man gewinnt den Eindruck, als ob hier ein besonders erfahrener Architekt seines Amtes gewaltet und den leblosen Stein zu lebensvoller Schönheit bezwungen hat. Interessant ist, dass man vom 1. Turmgeschoss mittels einer Wandtreppe auf das nächste Turmgeschoss gelangt. Der Glockenstuhl erhebt sich 14,5 m hoch frei im Turm ohne Verband mit dem Mauerwerk. Durch diese Konstruktion werden die Schwankungen beim Glockengeläut in mustergültiger Weise auf die unterste Turmmauer übertragen. Der Turm steigt mit fast glattem Mauerwerk auf bis zu den Klang-Arkaden (auf Säulen ruhende, auf einer Seite offenen Bogenreihe).




Die evangelische Ordenskirche in Deutsch Eylau




Innenaufnahme der Kirche mit dem Altar von Selcke  (30er Jahre)




Innenaufnahme mit Orgel (30er Jahre)




Die Ordenskirche in Deutsch Eylau mit den malerischen Parkanlagen

Aber nun zu den Glocken, die hier im Kirchturm hingen. Es sollen ursprünglich vier vorhanden gewesen sein. Drei sind im Laufe der Jahre zersprungen und umgegossen worden. Die beiden kleinsten Glocken (die Trau- und Taufglocke), welche 1864 vom Glockengießer Groß in Königsberg gegossen worden sind, sind in den Kriegsjahren 1914/18 eingeschmolzen worden. Die größte der vorhandenen Glocken ist die Uhrglocke. Sie hat einen Durchmesser von 1,145 m und ist am Kranz ornamentiert, an den Bügeln mit Köpfen versehen und auf den Ton "f" gestimmt. (Diese Glocke wurde im 2. Weltkrieg zum Einschmelzen bestimmt, überstand aber den Krieg und hängt heute in der Marienkirche Osterode im Harz).



Die Glocke, die sich heute in der Marienkirche zu Osterode befindet.

Die Inschrift der Glocke lautet in Deutsch übersetzt: " Diese Glocke wurde heute zum Ruhme des Allerhöchsten und der Kirchengemeinde Deutsch Eylau gegossen, als der erlauchte Herr und Gefolgsmann Gottes Wilhelm Albert von Finckenstein - freigebiger Patron der Kirche - die vom Großvater ererbte Präfektur über den Bezirk Deutsch Eylau mit glücklicher Hand ausübte und der verdiente und hochgeachtete Pastor Johann Lauckner getreu seinen Pflichten nachkam - den 12. Juni 1732".

Auf der anderen Seite steht der Psalm 95, Vers 6 und 7. Übersetzt: "Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat. Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand. Wenn ihr heute auf seine Stimme hören wolltet". Im Kranze: "Durchs Feuer bin ich geflossen - mit Gottes Hülff in Danzig gegossen".



Die Marienkirche in Osterode (Harz)

Die schönste Glocke, die den Gottesdienst einläutet, ist am Ende des 14. Jahrhunderts gegossen worden. Sie hat einen Durchmesser von 0,85 m und eine Höhe von 0,68 m, der Ton ist "h". Ihre Inschrift in Deutsch: "O König der Ehren, Christus kommt in Frieden". Die einzelnen Wort sind getrennt, dreimal durch das Hochmeisterwappen und zweimal durch das Haupt Christi mit dem Kreuznimbus. Die Glocke stammt von "mester peter". Der Orden hatte zwei Gießereien. Die eine befand sich in Danzig und die jüngere Gießhütte in Marienburg. Da der Turm der Kirche in seinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem alten Ordenshause ebenfalls Ordenbesitz war, so ist das Hochmeisterwappen auf der Glocke vielleicht dahin zu deuten, dass der Orden der unvermögenden Kirchengemeinde Deutsch Eylau diese Glocke gestiftet hat.

Deutsch Eylau - katholische Kirche -
Diese Kirche wurde am 31. Mai 1860 eingeweiht und erhielt auch Glocken. Da die Kirche inzwischen zu klein wurde, baute man eine neue "St. Marienkirche", die 1933 eingeweiht wurde. Die drei Glocken wurden feierlich in die neue Kirche überführt. Da sie aus Stahlguss waren, wurden sie in den Kriegen nicht abgeliefert. Die erste Glocke hat die Inschrift: (Deutsche Übersetzung) "Aus den Almosen der um Deutsch Eylau wohnenden Katholiken der katholischen Kirche Dt. Eylau 1861 B.M. Maria unbefleckte Empfängnis", die zweite Glocke: "Heiliger Albert bitte für uns" und die dritte Glocke: "Heiliger Laurentius bitte für uns".



Deutsch Eylau - die alte katholische Kirche in der Saalfelder Straße




Deutsch Eylau - die neue katholische  "St. Marienkirche"

Von der evangelischen Kirche Finckenstein erfahren wir folgendes:
Von den früheren beiden Glocken war die größere von dem Erbauer der Kirche im Jahre 1718 gestiftet worden, während die kleinere von dem Meltzer und Brauer Gleichhorn dortselbst im Jahre 1727 gespendet worden war. Die große Glocke wurde im 1. Weltkrieg abgeliefert und die kleine steht, weil sie einen Sprung bekommen hat, im Kircheninnern. Anlässlich der goldenen Hochzeit des Kirchenpatrons im Jahre 1926 stiftete die Kirchengemeinde zwei neue Stahlglocken.

Die evangelische Kirche Freystadt
Während die Städte Riesenburg, Rosenberg und Bischofswerder durch den Bischof von Pomesanien und die Stadt Deutsch Eylau vom Orden gegründet worden sind, ist Freystadt durch einen Privat-Grundbesitzer entstanden. Der Ritter Dietrich Stangen hatte für geleistete Dienste vom Bischof und Domkapitel einen großen Landbesitz erhalten, der in vier Teile zerfiel. In einem derselben durfte er eine Stadt errichten, außerdem durfte er Kirchen bauen. Bei dem großen Kirchenbrande 1653 waren wohl auch die Glocken zerstört worden. Der Bürgermeister stiftete dann zwei neue Glocken. Die größere Glocke trägt am Halse die Inschrift: "Lobet den Herrn mit wohlklingenden Cymbeln" und auf der vorderen Mantelseite: "Aus dem Feur ich flos Augustinus Korsche mich goss in Thorn 1660" und auf der hinteren Mantelseite: "Diese beiden Glocken hat Herr Melcher Loy zu dieser Kirchen in Frevsteten zum  gedechtnis gießen lassen".

Die kleinere Glocke zeigte eine Kreuzigungsgruppe und die Inschrift:

"laudate dominum in cymbalis bene sonantibus 1659.
aus dem feur ich flos
augustinus Korsche mich gos in Thorn 1659".

Im Jahre 1917 bekam diese Glocke einen kleinen Riss, der anlässlich des Trauergeläuts für die am 11.04.1921 verstorbenen Kaiserin Auguste Viktoria so groß wurde, dass sie nicht mehr benutzt werden konnte. Sie wurde dann 1927 eingeschmolzen und ist in derselben Größe und Klangfarbe von einer Glockengießerei in Jena wieder gegossen worden. Nach einer beim Pfarramt bekannt gewordenen Familienüberlieferung war die Stiftung der beiden Glocken unter der Bedingung gemacht worden, dass, wenn jemand von den Nachkömmlingen der Familie Loy in einem fremden Ort stirbt, die Glocken in Freystadt läuten sollen, wenn es dem Pfarramte gemeldet würde. - Für die katholische Kirchengemeinde Freystadts ertönte am Fronleichnamstage 1933 erstmalig eine eigene Glocke, die von der Nachbargemeinde Riesenburg geschenkt und in der Krone eines Baumes aufgehängt wurde.



Blick auf die evangelische Kirche und den Stadtsee in Freystadt

Nun kommen wir zur Kirche Frödenau
Die Kirche Frödenau muss im 14. Jahrhundert errichtet worden sein. 1576 war die Kirche aber nicht mehr vorhanden. Die Glocken wurden nach Deutsch Eylau gebracht und dort im Kirchturm aufbewahrt. 1768 erhielt die Gemeinde eine neue Kirche. Der hohe und weithin sichtbare Turm musste, nachdem er 1838 durch Blitzschlag stark beschädigt worden war, abgebrochen werden und erst 1930 durch einen Neubau ersetzt. In der Zwischenzeit waren die Glocken in einem hölzernen Glockenstuhl auf dem Kirchhofe aufgehängt. Die nach Deutsch Eylau gebrachten Glocken scheinen nicht mehr zurückgeholt worden zu sein; Von den drei Glocken stammen die zwei größeren aus dem Jahre 1618, während die kleinste aus mittelalterlicher Zeit stammen soll, vermutlich von der eingegangenen Kirche zu Montig. Die beiden größeren Glocken sind im 1. Weltkrieg abgeliefert und im Jahre 1930 durch neue Glocken ersetzt worden. Durch Blitzschlag wurde der Glockenturm stark beschädigt. Beim Herabnehmen der größten Glocke sprang ein größeres Stück heraus. Der Volksmund legte aber dem einfachen Vorgang des Zerspringens der Glocke einen tieferen Sinn zugrunde. Es gab darüber zwei Sagen, die Kantor Schikorra aus Raudnitz geschrieben hat.



Die Kirche in Frödenau

Beim Bau der Kirche zu Goldau gibt es keine genaue Jahreszahl, aber die zwei Glocken geben uns einige wertvolle Informationen. Die größere ornamentierte Glocke trägt am Halse die Inschrift: "Allein zur Ehre Gottes schuf mich Michael Wittwerck zu Danzig im Jahre 1726". Auf dem Mantel ist das Gröben'sche Wappen und die Inschrift: "Der großmütige Herr Sebastian von Gröben, preußischer Landrat und Hauptmann zu Rastenburg, Herr der Güter Goldau, Bialky und Tolksdorf, schuf sich durch seine Spende und mein Erz den goldenen Namen der Frömmigkeit, einen darum so groß wurde, das sie nicht mehr benutzt werden konnte. Gleich nachdem tausend Floren wieder gegossen wurde. So wird er sich ewigen Ruhm erwerben und durch meinen Schlag den Nachkommen in ewigen Gedenken bleiben". Die einfache kleine Glocke trägt die Halsinschrift: "Alexander von Polentz 1603".



Die Kirche in Goldau

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entstand bei den Guhringern der heiße Wunsch, wenigstens eine Glocke zu besitzen, damit bei Beerdigungen feierliches Geläut erklingen konnte. Dank freiwilliger Spenden konnten am Gründonnerstag 1906, nachdem auf dem alten Friedhof ein Glockenstuhl errichtet worden war, die Glockenweihe erfolgen und zwar sogleich von zwei Glocken, einer großen und einer kleinen. Die große Glocke wog 4 Zentner und war von der Glockengießerei Collier-Danzig geliefert. Die kleine Glocke war von der evangelischen Kirche Löbau erworben worden.

Nun kommen wir zur evangelischen Kirche Gr. Herzogswalde -
Von den beiden Glocken ist die größere am Kranze und am Schlagringe ornamentiert. Sie trägt das Finckenstein'sche Wappen und die Inschriften: "Der Name des Herrn sei gelobt. Mich goss Michael Wittwerck in Danzig im Jahre 1729. Der angesehene Herr Ernst Graf von Finckenstein, Kammerherr des Königs von Preußen, sorgte dafür, dass diese Glocke zur Ehre Gottes gegossen wurde". Die kleinere Glocke ist am Kranze verziert und hat die Inschrift: "Wachet und bethet dass ihr nicht in Anfechten fallt. Friedrich von Götzen, Hof und Gerichtsrat MDCLII. Michael Dornmann aus Königsberg 16...".



Die Kirche von Gr. Herzogswalde

Um 1860 brannte die Spitze des Kirchturmes in Langenau infolge Blitzschlags nieder, dabei wurden auch die Glocken zerstört. Es wurden drei neue Glocken angeschafft. Auf der größeren Glocke standen die Namen des Kirchenpatrons Albert von Beneckendorff und v. Hindenburg und auf der kleinsten "Günther v. B. und v. H.". Im 1. Weltkrieg wurden die beiden größeren Glocken abgeliefert. Dafür wurde nachher eine Ersatzglocke angeschafft. Dieselbe trägt unter dem Helm einen Eichenkranz, dann auf der vorderen Mantelseite die Inschrift: "Ersatz für zwei im 1. Weltkrieg abgelieferte Kirchenglocken" und auf der Rückseite ein Kreuz und darunter die Worte: "Friede auf Erden".


Die Kirche in Langenau

In Gr. Peterwitz wurde die Kirche wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die Glocken kamen in einen Glockenstuhl aus Holz. Im 1. Weltkrieg wurde die größere Glocke, welche 1846 von Schulz in Culm gegossen war, abgeliefert. Die Ersatzglocke aus dem Jahre 1926 trägt folgende Inschrift: "Der große Krieg verschlang - die vor mir hier erklang - nun ließ der Herr mich werden - zu preisen ihn auf Erden". Die kleine verbliebene Glocke hat die Inschrift: "Lobet den Herrn mit wohlklingenden Zimbeln. 1717 goss mich Benjamin Wittwerck Danzig". Im Halsornament zeigt sie den Abdruck einer Bildnis-Plakette, die eine Dame in Gesellschafts-Toilette und mit einem Diadem darstellt. Auf der Mantelseite sieht man ein Gießerzeichen, zwei gekreuzte Kanonenrohre, zwischen denen oben eine Glocke, unten ein Mörser zu sehen ist.

Der Ort und die Kirche Gr. Plauth sind alt. Sie stammen aus dem Jahre 1293. Über die Glocken vorher ist uns nichts bekannt. Im Turm hingen übereinander zwei Glocken. Die größere ist aus dem Jahre 1597. Am Halse ist sie ornamentiert und an den Bügeln mit Köpfen verziert. Ihre Inschrift lautet: "Lobet den Herrn mit wohlklingenden Cymbeln. Sie ist von Gerdt Beningk zu Danzig gegossen worden. Eine polnische Inschrift besagt, dass sie 1597 entstanden ist. Die kleinere Glocke zeigt noch spätgotische Lilienornamente und trägt nur als Inschrift die Worte: "Ambrosius Rvfmann anno 1588".

Wie schon einmal erwähnt, sollte nach dem Frieden von 1249 zwischen dem Orden und den Pomesaniern von den alten Preußen auch in der Landschaft Raydez eine sogenannte Sühnekirche errichtet werden. Urkundlich steht nicht fest, ob hier eine solche Kirche erbaut worden ist. Bei der im Jahr darauf erfolgten Teilung des Landes zwischen dem Orden und der Kirche blieb diese Landschaft beim Orden, sie wird jetzt "Rudencz" genannt. Eine Urkunde aus dem Jahre 1350 trägt die Überschrift "Dorf Raudnitz". In Raudnitz erfolgte keine Besiedlung mit Deutschen. Hier blieben eingeborene Preußen sitzen. Sichere Nachrichten liegen erst aus dem 16. Jahrhundert vor. Die heutige massive Kirche wurde erst 1859/60 errichtet.

Von den drei Glocken trug die größere am Kranze die Inschrift: "Im Monat Mai des Jahres 1763 wurde diese Glocke gegossen" und auf dem Mantel: "Sowohl zur Zeit des hochberühmten Herrn Conr. Alb. Friedr. S.R.J. Graf von Finckenstein, Mitglied der Kriegskammer, Erbherr der Präfektur Dt. Eylau, auch Herr der Begüterungen zu Raudnitz und Patron dieser Kirchen. Als auch zur Zeit des ehrwürdigen und gelehrten Herrn Stan. Mart. Wanovius, Pastor der Kirchen zu Raudnitz und Fredenau".

Die Fortsetzung steht auf  der mittleren Glocke und lautet: "Zu jeder Zeit befand sich der Organist Dan. Pawlitzki dreißig Jahre im Schuldienst und war von der Gründungszeit ab an dieser Kirche zu Raudnitz Zweiter im Organistenamt" und auf dem Mantel die Gießerinschrift: "Diese sowie die größere Glocke goss im gleichen Jahr, am gleichen Monat und Tag ich, Christ. Sartorius, Geschützgießer und Bürger der poln. Stadt Swerzenc 1763". Die kleinste Glocke war ohne jegliche Inschrift. Im 1. Weltkrieg sind die große und die kleinste Glocke abgeliefert worden. Für die beiden abgelieferten Glocken sind im Jahre 1925 Ersatzglocken angeschafft worden.

Von der Raudnitzer Kirche hat Kantor Schikorra-Raudnitz nachstehende Sage aufgezeichnet:

"Wenn ein Sonntagskind am hellen Sonntag mittags 12 Uhr einen Kupferpfennig in die Tiefe des Schwanenteiches im alten Park wirft, dann hört es die Glocken der versunkenen Kirche klingen und schaut den Turm der Kirche, welche, wie oben angedeutet, einstens vielleicht von den alten Preußen als sogenannte Sühnekirche hier errichtet worden ist".

Die evangelische Pfarrkirche Riesenburg
Bei der ältesten Stadt des Kreises, bei Riesenburg, nimmt man an, dass hier schon um 1330 eine Kirche gestanden hat. Sichere Nachrichten liegen allerdings erst aus späteren Jahrgängen vor. Riesenburg war damals Sitz des Bischofs von Pomesanien.




Ansichtskarte mit einer Radierung der ev. Ordenskirche  in Riesenburg

Von den drei Glocken wurde im 1. Weltkrieg die kleinste abgeliefert. Sie war mit Ornamenten verziert und trug am Halse die Inschrift : "Allein zu Gottes Ehre gegossen im Jahre des Herrn 1689 A.W.". Die große Glocke wurde im Jahre 1725 umgegossen, weil sie 1724 gesprungen war. Sie hat oben am Halse die Inschrift: "Mit Gottes Hülfe goss mich Michael Wittwerck in Danzig". Auf dem Mantel hat sie 4 Inschriften, die als Glockenspruch gelten sollen: "Mein Geläut ruft Dir zu: Merke auf, meine fromme Stimme ruft die lebendigen Getreuen zur Anbetung zusammen. Schütte (Pfarrer) bringt mit seinem Wort den Seelen Frieden. Dombovius (Pfarrer) treibt Schwerter in die Schlange der Sünde, indem er mahnt: Bedenket Eure Schicksale".

Der Ausdruck spanische Glocke soll wohl auf den Jesuitenorden hinweisen: "Gegossen in einem Jahr schlechter Vorbedeutung, verstummte die Stimme der Weittönenden. Im Jahre darauf erneut gegossen, klinge ich wieder, die vordem Zersprungene, und halle die Klänge nach, die die spanische Glocke zu Thorn von sich gab". Zwischen diesen beiden Inschriften sind zwei andere mit Angabe der Behörden und des Riesenburger Stadtwappens: "Zu Ehren der hochheiligen Dreifaltigkeit gegossen unter dem Wahrzeichen der glücklichen Regierung des großmächtigen Friedrich Wilhelm, König in Preußen, durch den Hauptmann der Bezirke Riesenburg und Marienwerder, Otto Friedrich von der Gröben gestiftet und : Christoph Adloph, Praeconsul, Wilhelm Gusovius, Assessor, Gottfried Lichtenstein, Kämmerer, Joh. Fried. Hoffmann, Notar".

Die mittlere Glocke hat am Halse den Spruch "Lobet den Herrn mit wohltönenden Zymbeln. Gegossen während der Amtszeit des Erzpriesters Rosenbaum, des Diakons Trojan, der Stadtväter usw." Für die im Weltkrieg abgelieferte Glocke ist im Jahre 1937 eine neue Glocke angeschafft worden. Diese Gussstahlglocke trägt zwei Inschriften: "Im Kriege gab ich mein Erz 1914 bis 1918, unter Adolf Hitler erstand ich neu 1937" und "Paulus Zimmermann, Pfarrer in Riesenburg, 1903 bis 1933 zum Gedächtnis". Die kleine Landkirche hatte kein Glockengeläut.

Die 1876 -1878 erbaute katholische Kirche in der Bahnhofstraße wurde durch den Bischof von Ermland auf den Namen des heiligen Adalbert geweiht. Der Turm wurde erst 1903 errichtet. Die bereits früher angeschafften Glocken hingen anfangs in einem hölzernen Glockenstuhl. Im 1. Weltkrieg wurden zwei Glocken abgeliefert. Die größere davon trug folgende Inschrift: "Gib Frieden Herr in unseren Tagen. Diese Glocke ist das Geschenk Sr. Majestät des Königs von Preußen und Kaiser des deutschen Reiches Wilhelm I. aus den in den Jahren 1870/71 eroberten französischen Kanonen entstanden. Gegossen ist sie im Jahre des Heils 1873 als Pius IX. Papst war und Philippus Bischof von Ermland und C. Stalinski Administrator von Riesenburg".

Die zweite abgelieferte Glocke trug folgende Inschrift: "Alle Heiligen Gottes bittet für uns", sonst wie die erste Glocke. Im Jahre 1924 ist ein neues Drei-Bronze-Glockengeläut angeschafft worden. Jede Glocke trägt in der Mitte des Mantels ein Bild der Person, welcher sie geweiht ist. Die größere Glocke ist die Adalbertglocke. Die mittlere Glocke ist die Herz-Jesu-Glocke und die kleinste Glocke ist die Maria-Glocke. Sie hat folgende Inschrift: "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom Heiligen Geist. Segne uns mit deinem Kinde milde, Jungfrau Maria". Die verbliebene kleine Glocke ist in den späteren Jahren der kleinen katholischen Gemeinde in Freystadt geschenkt worden.

Die Kirche in Riesenkirch
Sie ist wohl als älteste im Kreise Rosenberg anzusehen. Nach dem Friedensvertrag von 1249 zwischen den Pomesaniern und dem Orden sollte auch in Resia eine sogenannte Sühnekirche innerhalb eines Jahres gebaut werden. Man nimmt an, dass dieser Ort Resia unser Riesenkirch ist. Das erste Kirchlein war ein Holzbau und so entstanden immer wieder in den Jahren Schäden. Es ist nicht bekannt, wann ein Massivbau errichtet wurde. Von den beiden Glocken wurde die größte im 1. Weltkrieg abgeliefert. Sie war schon in neuerer Zeit umgegossen worden. Die kleinere Glocke trägt die Inschrift: "Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich. A. Springer Pastor Riesenkirch 1801". Gott zu Ehren haben die Eheleute Martin Diump und A. Dorothea  Diump geborene Zerwer diese Glocke von C. Herbst umgießen lassen". Für die abgelieferte Glocke wurde eine Ersatzglocke angeschafft, welche die Inschrift trägt: "Frieden auf Erden" darunter: "im Kriege, verloren 1917, in Notzeit geboren 1924".



Die Kirche in Riesenkirch

Über das Vorhandensein einer Kirche in Riesenwalde in der ersten Ordenszeit ist nichts bekannt, jedoch wird im Jahre 1543 eine Kirche genannt. Glocken wurden zuerst nicht erwähnt. Von den zwei Glocken wurde die größere im 1. Weltkrieg abgeliefert. Sie trug folgende Inschrift: "Anno 1879. Ehre sei Gott in der Höhe. Mich goss Jean Collier Danzig. Derzeit Kirchenpatrone Borowski-Riesenwalde, Schrader Waldhof". Die kleinere Glocke ist von demselben Glockengießer hergestellt worden. 1924 wurde für die abgelieferten Glocken ein Ersatz angeschafft und Weihnachten-Heiligabend zum erstenmal geläutet.

Auch der Ort Rohdau wird bereits unter dem Namen "Radowe" im Jahre 1285 erwähnt. Eine Kirche ist um 1300 gebaut worden. Von den drei Kirchenglocken wurde die kleinste im 1. Weltkrieg abgeliefert. Sie war 1885 von Collier in Danzig gegossen worden. Die mittlere Glocke stammt aus dem Jahre 1625 und trägt die Inschrift: "Der Name des Herrn sei gelobt". Die große Glocke erhielt die Inschrift: "Wenn Gott für uns ist, wer darf wider uns sein".

Nun kommen wir zu unserer Stadt Rosenberg.
Die urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1315, da wurde vom Kapitel eine Handfeste ausgestellt. Sie muss aber schon mehrere Jahre vorher gegründet worden sein. Auch eine Kirche muss schon vorhanden gewesen sein. Es wird im Jahre 1361 ein Pfarrer erwähnt. Von den drei Glocken, von welchen zwei im Jahre 1877 gegossen worden waren, während eine aus dem Jahre 1787 stammte, waren im 1. Weltkrieg zwei abgeliefert worden. Im Jahre 1925 wurde die letzte in Zahlung gegeben und ein Vier-Stahl-Glockengeläut angeschafft.



Die evangelische Kirche zu Rosenberg

Im Mittelalter soll Rosenberg noch eine zweite Kirche gehabt haben. Sie soll 1598 auf dem Gelände des Friedhofes in der Deutsch Eylauer Vorstadt gestanden haben. Sie trug den Namen "Liebmarienkirche". Davon soll ein Glöcklein übrig geblieben sein, welches heute in der Pfarrkirche hängt und als Taufglöcklein benutzt wird.

Für die katholische Gemeinde wurde 1867 eine Kapelle errichtet. Da die Zahl der Katholiken immer mehr zunahm, baute man um die Jahrhundertwende eine Kirche. Sie wurde 1904 eingeweiht. Die Kirche hatte drei Glocken. zwei wurden im 1. Weltkrieg abgeliefert. Die übrig gebliebene Glocke wurde an die Kirche zu Garnsee verkauft. Nach dem Kriege hat man ein ganz neues Dreiergeläut angeschafft. die kleine Glocke trägt auf der Vorderseite die Inschrift: "Es segne uns die Jungfrau rein mit ihrem lieben Kindelein. Heiliger Antonius bitte für uns". Auf der Rückseite: "Schilling Apolda 1927. Gestiftet von Wilhelm und Maria Tietz geb. Gurski". Die mittlere Glocke ist den gefallenen Helden des Weltkrieges gewidmet. Sie trägt die Inschrift: "Herr gib ihnen die ewige Ruhe". Es folgen dann die Namen der Gefallenen. Die große Glocke, welche in der Mitte hing, trägt auf der Vorderseite die Inschrift: "Gestiftet von Bruno und Irene Ritgen geb. Berschoff-Ising". Auf der Rückseite steht: "Zur Ehre Gottes, zum Frieden der Menschen, zum Heile Deutschlands, Irene werde ich genannt".

In Scheipnitz, einem alten Preußendorfe, bestand schon sehr früh eine Kirche. Bereits 1303 wird hier ein Pfarrer erwähnt. Im Kriege zwischen Orden und Polen brannte die Kirche ab. Erwähnenswert ist hier eine Kirchhofsglocke, die von dem Spital aus Riesenburg abgekauft worden sei. Sie trägt die Inschrift: "Ehre sei Gott in der Höhe. Anno1647 G.B.".

In einer Handfeste im Jahre 1375 wird zum erstenmal eine Kirche in Sommerau erwähnt. Nach Angabe des Schadensbuches wurde dieselbe im Jahre 1414 mitsamt dem Dorfe eingeäschert. 1701/02 soll der damalige Patron v. Finckenstein einen Neubau veranlasst haben. Von den drei Glocken ist im 1. Weltkrieg die kleinste abgeliefert worden. Sie trug die Inschrift: "Mit Gottes hylfe goss mich Johan Meyer in Danzig 1818. Renovat 1818 vom Königl. Oberstlieut. Reichsgrafen Friedrich v. Finckenstein Kirchen Patron". Die beiden verbliebenen Glocken sind 1729 von Michael Wittwerck gegossen worden. "Ist Gott für uns, wer sollte wider uns sein. Mich goss Michael Wittwerck in Danzig. Ich bin eine Glocke, die der Sprache und des menschlichen Verstehens entbehrt, ich treibe zum Lobe des Höchsten die Herzen an. Der angesehene Herr Alb. Christoph Graf v. Finckenstein ließ mich im Jahre 1729 erneuern".

Auf dem Mantel der Glocke befindet sich der Abdruck einer Danziger Medaille. Auf der mittleren Glocke steht folgende Inschrift: "Kommt zu hören, Gott zu loben, zu beten. Mit göttlicher Hilfe goss mich Michael Wittwerck zu Danzig. Erneut 1729".

Das Dorf  Kl. Tromnau tritt schon früh in unserer Heimatgeschichte auf. Die Kirche ist erst nach der Reformation gebaut worden (gegen Ende des 16. Jahrhunderts). Von den beiden Glocken ist im 1. Weltkrieg die kleinere abgeliefert worden. Am Halse trägt sie, von Ornamentzügen begleitet, die Inschrift: "Herr, steh uns bei in Frieden". Nach etlichen Namen kam noch die Gießerinschrift hinzu: "Mit Gottes Hilfe goss mich gerdt bennigk zu dancich". Nach dem Krieg sind zwei neue Glocken angeschafft worden, so dass es jetzt ein Drei-Geläut ist.

Bei allen Glocken ist die Inschrift lateinisch geschrieben. Zur besseren Verständigung wurde die deutsche Übersetzung gebraucht. Die alten Glocken sind sämtlich in Bronze gegossen. Das Hochmeisterwappen deutet auf die Danziger Glockengießerei hin. Außerdem hatte der Orden noch eine Gießerei in Marienburg. Aus verschiedenen Gründen muss man annehmen, dass der Orden den Glockenguss bei Handwerkern ausführen ließ, jedoch unter Aufsicht von Ordensbrüdern. Der Glockenmeister ist deshalb als Leiter der Gießstätte anzusehen. In dieser Eigenschaft setzte er dafür mit Recht seinen Namen oder Wappen auf die Glocken.

Halten wir Rückschau, so sehen wir, dass in der Ordenszeit bis zur Reformation 41 Kirchen im Kreis Rosenberg waren und zwar 6 in den fünf Städten und 35 auf dem Lande. 23 Kirchen sind zum größten Teil in den Kriegen zerstört worden. Sie wurden nur wieder teilweise aufgebaut.


Bildnachweis:
Die Zeichnungen wurden von Gerhard Templin angefertigt.
Die Ansichtskarten von Bischofswerder, Deutsch Eylau, Freystadt, Riesenburg und Rosenberg sind aus der Sammlung von Christa Mühleisen

07.07.06 -a-