Der Kleine Geserichsee von Deutsch Eylau

von Gerhard Templin

Bearbeitung: C. Mühleisen


Im Altertum, vor dem Ritterorden, gab es nur einen Geserichsee. Er wurde z. Zt. des Ordens durch eine Holzbrücke geteilt. Später errichtete man einen Damm, nach 1863 eine Hängebrücke an der Riesenburger Straße. 1906 baute man mitten in den Damm eine neue Brücke und jetzt im Jahre 2011 eine Bogenbrücke. Der Kleine Geserichsee hat eine Größe von 26,8 ha, der Umfang war ca. 3000 Meter.

Vor dem ersten Weltkrieg reichten die Grundstücke bis zum Seerand. 1920 wurde ein breiter, befestigter Weg durch Notstandsarbeit errichtet, der den Namen "Neue Uferpromenade" erhielt. Er war nur für Fußgänger und wurde sehr von der Bevölkerung genutzt. Es war eine wunderbare Promenade.

Da ich nur ca. 300 m vom See in der Bahnhofstraße wohnte, ging mein Vater mit uns zwei Jungen am Sonntagvormittag spazieren. Es war immer ein herrlicher Spaziergang, von dem ich meistens mit einem verwundeten Knie nach Hause kam, weil ich öfters hinfiel. Unser Weg begann an der Reichsbank.



Nähe Reichsbank (G. Templin)

Am Bollwerk standen immer große Frachtkähne. Rechts war dann die Molkerei, da floss die restliche Molke in den See, wo die Anlger mit ihren Dittchenangeln standen und Ukleis angelten. Die Reste fraßen diese kleinen Fische mit Wonne. Dann kamen die großen Raiffeisenspeicher und einige Privatgrundstücke, danach das große terrassenartig angelegte Gelände der Stadthalle. Es standen dort viele weiße Bänke zum Ausruhen, zum Sonnen und dazwischen viele Blumen und gepflegter Rasen. Daneben war eine Straße, die im Winter von uns Kindern als Rodelbahn benutzt wurde.



Ev. Kirche mit Anlagen Richtung Stadthalle (G. Templin)

Die Stadthalle wurde 1922 gebaut und hatte über 1000 Sitzplätze. Ein Kinderspielplatz war für die Kleinen da. An der Ecke stand der große Kurschkenbaum, der jetzt durch Blitzeinschlag zerstört wurde. Auf einem Hügel steht die Ordenskirche aus dem Jahr 1318. Im Vordergrund waren die Stadtgärtnerei und die Warmbadeanstalt.

Dann kam das Lyzeum mit den vielen hübschen jungen Mädchen, die sehr oft auf den freien Plätzen Sport trieben. Die Handelsschule war einige Jahre in den oberen Etagen untergebracht, bevor sie in die alten Räume der Mittelschule ins Zeinersche Haus zog. Dieses Lyzeum war vor dem 1. Weltkrieg eine Kürassierkaserne, die 1905 abgebrannt war und nicht wieder neu gebaut wurde, auch das spätere Krankenhaus mit Garten gehörte dazu. Hinter dem Gebäude war die Brauerei und an der Ecke die Bäckerei Gehrke.

Der See hatte aber auch eine Promenade. In den dreißiger Jahren baute man die alte Uferpromenade aus. Sie wurde die Gustloffstraße und begann an der Dampfmühle Zwillenberg. Hier standen früher viele Frachtschiffe.



Von der Gustloffstraße Richtung Stadt (G. Templin)




Vom Kinderspielplatz Richtung Mühle Zwillenberg (G. Templin)

Es wurden etliche Einfamilienhäuser gebaut, vornehmlich waren Lehrer die Eigentümer. Dann kam die Dachpappenfabarik Zeimar und das große Sägewerk Schlobach. Hier liefen die Gatter im Krieg Tag und Nacht. In den großen Hallen wurde für die Wehrmacht gearbeitet. Heute steht hier ein wunderbares Hotel. An der Ecke in einem großen Haus (es gehörte Malermeister Zeimar) war die Handelsschule und die Berufs- und Berufsfachschule untergebracht. Vom Stadtbahnhof in Richtung Hauptbahnhof war eine Eisenbahnstrecke. Es war ein schöner Blick auf die Stadt und die Kirche. Einige Lyzeumsmädchen fuhren öfter vom Hauptbahnhof zum Stadtbahnhof, natürlich 1. Klasse.



See bei Nacht (G. Templin)

Noch einmal zurück zum Sonntagsausflug: Die Uferpromenade war ein ziemlich breiter Weg. Der Uferrand war mit großen Büschen bepflanzt und Schilfinseln lagen davor. Überall standen die Angler und die kleinen Kinder warfen Steine ins Wasser. Damals gab es nur zwei Schwäne, heute sind es eine Menge. Die Anlage der Stadthalle ist nicht bepflanzt und liegt tot da, warum? Doch die Polen haben einiges verändert.


Das Nutzungsrecht der Urheberrechte an den Bildern und Aufzeichnungen von Herrn Gerhard Templin wurde an Frau Christa Mühleisen übertragen.