Eine lustige Fahrt auf dem abendlichen Geserichsee

von Gerhard Templin

Bearbeitung: C. Mühleisen


Es war im Jahr 1941, wir führten Malerarbeiten in der Hauhaltungsschule (Frl. Böttcher) aus, die auch Klopsakademie genannt wurde und für hübsche Mädchen bekannt war. Die Schule hatte auch Heimschülerinnen (14 - 18 Jahre), die abends einsam waren, wie sie uns erzählten.



Bootsfahrt auf dem abendlichen Geserichsee (G. Templin)


Es war im Juni oder Juli am späten Nachmittag und es war ein herrlicher Sonnentag. Die Eltern eines Freundes hatten ein Ruderboot und so luden wir zwei der jungen Mädchen zu einer Bootsfahrt auf dem Geserichsee ein. Sie standen pünktlich um 18.00 Uhr am halb verfallenden Steg am Eylenzfluss. Da war auch der gut gepflegte Garten der Schule. In ihren kurzen Kleidchen sahen die Mädchen recht nett aus. Mit Gelächter stiegen sie ins Boot und wir ruderten durch die Brücke an der Fischerei vorbei auf den großen Geserichsee. Wir waren drei Jungen, einer ruderte, ich steuerte und einer betätigte unser Koffergrammophon. Wir hatten aber nur drei Schallplatten, die neueste mit dem Lied "Auf dem Dach der Welt da steht ein Storchennest". Es schallte weit über den spiegelglatten See, auf den die Abendsonne schon fiel. Wir dudelten das Lied immer wieder. Kurz vor der Insel "Gr. Werder" fiel es den beiden Mädchen plötzlich ein, wir könnten eine Runde schwimmen. Mit einem Ruck waren die Kleider ausgezogen und sie sprangen in ihren Badeanzügen ins Wasser, unser Ruderer leistete ihnen Gesellschaft.



Die Badenden im Geserichsee (G. Templin)


Wir blieben auf dem Boot in der Nähe, weil an dieser Ecke des Sees kalte Stellen waren, die oft zu Verkrampfungen führten. Zufällig war im Bootskasten ein großes Handtuch und so bekamen wir die jungen Damen trocken. Die Badesachen mussten auch ausgezogen werden, was  unter großem Gelächter vor sich ging. Sie hatten nur ihre Kleidchen an. Danach bekamen sie auch noch Hunger. Mein Freund hatte aber auch an alles gedacht. Er hatte ein Stück Kuchen dabei den die beiden Mädchen mit Wonne verspeisten.

Inzwischen wurde es dunkel, es war bereits 22.00 Uhr und um diese Zeit sollten sie im Heim sein. Fräulein Vogel, so hieß die Heimleiterin, schloss pünktlich die Tür ab. Wir ruderten um die Wette und fanden in der Dunkelheit nicht den Anlegesteg.  Da der Fluss dort nicht so tief ist, nahmen wir die leichten Mädchen auf den Arm und trugen sie die zwei Meter an Land. Sie bedankten sich ganz herzlich. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass die Haustür noch nicht verschlossen war.

Unser lustiger Ausflug ging schnell herum und so konnten wir uns kaum vor Bitten retten, alle Mädchen wollten mit uns fahren, aber diese Fahrt war einmalig.


Das Nutzungsrecht der Urheberrechte an den Bildern und Aufzeichnungen von Herrn Gerhard Templin wurde an Frau Christa Mühleisen übertragen.