Die alten Prussen - Der
Niedergang durch den Orden Schon vor 1000 Jahren vor
der Zeitenwende war das Gebiet südlich der beiden Haffs zwischen
Weichsel und Memel von einem Volk bewohnt, das Tacitus Aestier nannte
(obwohl er nie dort war) und mit den Prussen identisch ist. Die Bewohner
nannten sich selbst Prusai. Nach Ausgrabungen bei Peterkau im Kr. Rosenberg
handelt es sich bei dem Grundriss um ein Prussenhaus mit drei
Feuerstellen, die im Boden eingelassen waren. Größe des Hauses 9 x 5 m
mit Vorlaube. Wände waren zwischen Pfählen mit Flechtwerk verspannt
und mit Lehm angeworfen. Das Dach war ein Satteldach. Der Innenraum war
ca. 2,30 m hoch. Man rechnete eine Armlänge über eine
Körpergröße.
Woher kommt der Name Prussen oder Preußen? Dieses Wort stammt wahrscheinlich von dem Wort Prussia oder
Prussin. Diese Prussen wohnten unterhalb der Russen. Unterhalb heißt im
Polnischen "pod" und altpreußisch "po". Daraus hat
man ein Porussie gemacht, d.h., unterhalb der Russen wohnenden. In
meinem ersten Aufsatz über die Prussen habe ich ausführlich über das
Leben der Prussen geschrieben, aber vor dem Erscheinen des Ritterordens
ist doch etliches passiert.
Die
Bernsteinstraße (G. Templin) - Es gab 3 davon vom Samland zur Adria und
eine vom Samland zum Schwarzen Meer. Durch den ständigen Druck der
germanischen Völker, vor allen Dingen der Goten und Gepiden wichen die
Prussen bis in die Gegend des Oberlandes westlich von Allenstein
zurück. Nach dem Abzug der germanischen Völker nahmen sie wieder ihre
alte Stellung ein bis zur Weichsel und zum Kulmer Land. Es war keine
Gewaltanwendung. Im Rahmen der Völkerwanderung ging alles undramatisch
zu. Die Prussen wurden nur am Rande davon berührt. Allerdings haben die
Prussen von den Goten und Wikingern in kultureller Hinsicht viel gelernt
und sich auch vermischt, vor allen Dingen die adligen Herrschaften. Es
muss gerade ein besonderer Reiz von den Frauen und Mädchen aus dem
Samland ausgegangen sein, dass die Wikinger vergaßen, heimzufahren,
obwohl sie verheiratet waren. Es erfolgte auch ein geistlicher Aufbruch.
Man glaubte die Wiederkehr Christi stände bevor und man versuchte, das
Christentum in die prussischen Lande zu tragen. Bei den zwei
Missionsgruppen fanden beide Männer ein tragisches Ende. Es handelte
sich um Adalbert von Prag und Bruno von Querfurt. - Adalbert von Prag
begann im Süden des Samlandes zu missionieren. Die Prussen hörten ihn
an, aber dann wiesen sie ihn ab. Sie wollten ihn am anderen Tag nicht
mehr sehen, sonst würden sie ihn töten. Er zog sich mit den Seinen
zurück, geriet aber in einen geheiligten Wald und wurde am nächsten
Tag von einem Trupp mit einem Priester in der Nähe des Frischen Haffs
erschlagen.
Nach dem Tode der beiden Missionare erhielten die
Prussen wenig friedliche Art. Es waren die Masowier, die immer wieder
die Prussen überfielen, um ihnen mit Gewalt die Lehre des Christentums
beizubringen. Der polnische Herzog von Masowien war ein radikaler
Herrscher auf dem Fürstenthron. Man nannte ihn auch "Westentaschen-Nero",
was noch milde ausgedrückt wurde. So ließ er Unschuldigen das
Augenlicht berauben, in Kerker werfen und dann erwürgen. Selbst die
polnischen Geschichtsschreiber haben keine guten Meinungen für ihn
übrig. (In den nächsten Jahrhunderten liegen wenig Aufzeichnungen vor.
Die Aufzeichnungen der Polen dürften aus Sagen und Erzählungen
kommen).
Über das Leben und
Treiben der Prussen habe ich in den ersten beiden Aufsätzen (1999)
ausführlich geschrieben. Nachdem die Masowier immer wieder in Prussen
einfielen, griffen nun auch die Prussen an. Es kam zur Schlacht von
Strasburg, wobei die Masowier das Weite suchen mussten. Im Jahr 1230 sah
sich der Herzog von Masowien gezwungen, das Kulmerland abzutreten und
den Orden um Hilfe zu bitten. Nicht als Hilfstruppen sollten die
Kreuzheere des Ordens kommen. Der Gedanke, einen Staat zu gründen, lag
nahe. Der Kaiser und der Papst traten dem Orden das Kulmerland mit aller
Gerichtsbarkeit ab. Schon im Herbst 1230 waren Ordensritter an der
Weichsel erschienen. Im Frühjahr 1231 setzte Hermann Balk über die
Weichsel. Er gründete zuerst die Burg Alt-Thorn und dann planmäßig
etliche Stützpunkte, wobei Thorn 1231 - Kulm 1232 - Marienwerder 1234
seine Hauptstützpunkte waren. Es begann ein Hauen und Stechen zwischen
den Prussen und dem Orden. Der Papst erließ an Bischof Christian die
Anordnung ergehen, die Führer der Kreuzfahrer ernstlich zu belehren,
welches eigentlich ihr Auftrag sei. Nicht zur Verteidigung der Kirche
und nicht die Heiden unter Knechtschaft zu bringen. Nach der damaligen
Zeit war ein Land mit einem heidnischen Volk herrenlos. Mit einem
herrenlosen Volk konnte der Kaiser machen, was er wollte. Dem Herzog von
Masowien fehlte die Kraft und Größe, um die Prussen zu überwältigen.
Es war ein polnischer Fürst, der die Ordensritter zur Hilfe bat. Die
Polen sprechen heute noch von den "Kreuzrittern". Die ganze Streitmacht im Samland waren 4000 Reiter
und 40 000 Fußvolk. Im ganzen Prussenland gab es 350 000 Krieger.
Diese Holzkirche ist eine von 13 Sühnekirchen, die in
Pomesanien gebaut werden mussten, aufgrund der Abtrünnigkeit des Ordens
(G. Templin) Der
Christburger Vertrag enthält aber auch die Klausel: "Wer
Landschaften oder Einzelpersonen, vom Christentum wieder abfällt, der
Kirche oder dem Orden den Gehorsam verweigert, der soll die versprochene
Freiheit für immer verlieren." Als sich 12 Jahre nach dieser
Vertragsschließung die Prussen zu ihrem großen Aufstand erhoben,
erinnerte sich der Orden dieser Klausel und verfuhr danach. Der
"große Aufstand" sagte der Orden, in den Augen der Prussen
war es ein Freiheitskampf, den sie zum großen Teil mehr als zwanzig
Jahre lang führten. Liebe zu ihrer Heimat und ein unabdingbarer
Freiheitswille waren der Motor. Befestigte oder asphaltierte Straßen
für die Durchführung ihrer Marschbewegungen gab es damals nicht,
sondern nur einfache Wege durch die Heidelandschaften und Moore. Sie
hatten keinen Fuhrpark, mittels derer ihre Kampfgruppen versorgt werden
konnten. Dennoch dauerte ihr Freiheitskampf über 20 Jahre.
Natürlich
war ein Ziel des Ordens der Angriff auf das zentrale Heiligtum in Romowe.
Die Götterbilder in der Eiche wurden zerstört und mit der Eiche
erlebten sie den Untergang durch Feuer. Die Priester, denen man habhaft
werden konnte, verloren ihr Leben. Raubend, sengend und plündernd zogen
die christlichen Scharen durch das Samland bis vor Rudau. Hier
stellte sich eine größere Streitmacht der Prussen dem Kreuzheer zur
tapferen Gegenwehr. Obwohl die Prussen ihre Waffen geschickt einsetzten,
war die Übermacht der christlichen Streiter zu groß und deren
gepanzerte Reiter war von vernichtender Wirkung. Die Prussen gaben nun
auf und ließen sich taufen. Auch die anderen Stämme der Prussen gingen
zur Taufe. Eine Handvoll Wasser rettete vor erbarmungsloser Vernichtung,
vor Mord und Brand. Die Hauptsache, man blieb am Leben. Und es ließ
sich nicht schlecht leben, als Getaufter: man behielt seine persönliche
Freiheit, seinen Besitz und sein Gut, man konnte sogar seinen
heidnischen Namen behalten. |