Das Osterfest in unserer Heimat Genauso
schön wie der Advent und Weihnachten war bei uns im Kreis Rosenberg
auch die Osterzeit. Die Sitten und Gebräuche des Oberlandes galten auch
für uns. Die Tage bis Ostern wurden gezählt. Der Schnee fing an zu
schmelzen und man hörte hier und dort die Lerchen und auch andere
Vögel singen und an den Teichen und Seen blühten die silbergrauen
Kätzchen. Bereits 3 Wochen vor Ostern wurden die ersten Birkenreiser
geschnitten, die für einen Osterstrauß, aber auch zum "Schmackostern"
Verwendung fanden.
So richtig festlich wurde es erst mit dem
Palmsonntag, denn da fanden die ersten Konfirmationen der
protestantischen Gemeinden statt. Die Kirchen waren mit Weidenkätzchen
und ersten Birken geschmückt. Nach dem Gottesdienst gingen die Mädchen
in ihren weißen Kleidchen spazieren, auch wenn sie noch so froren,
während die Jungens mit ihren langen Hosen sich bereits als rechte
Männer fühlten.
Es begann die Karwoche oder auch "Stille
Woche" genannt. Das Großreinemachen war schon vor Palmsonntag
erledigt. Lautes Singen, lautes Spielen und auch die Tanzvergnügen
waren untersagt. Für uns Kinder war es eine sehr lange Zeit. Meine
Großmutter, die eine fromme Frau war, erzählte uns von dem Leiden
Jesu, das er in dieser Woche erleiden musste. Auch mit dem Essen ging es
karg zu. Wieweit wir Kinder dieses alles verstanden, glaube ich kaum,
obwohl meine Mutter uns alles sehr nahe brachte und wir uns die Worte
einprägten. Auch
die Natur zeigte sich von ihrer besten Seite. So sah man den Seidelbast,
die Leberblümchen und Buschwindröschen blühen. Die Tische wurden
damit festlich verziert. Inzwischen waren auch die Birken aufgebrochen
und ein Osterbusch wurde in eine Vase gestellt. Mit ausgepusteten
bemalten Eiern und kleinen Küken bildete er eine schöne Dekoration in
den Zimmern. Es galt nur noch den Ostersonnabend mit Würde zu
überstehen, dann war Ostern. Wir Kinder wachten schon
sehr früh auf. Es wurde ein festlicher Kaffeetisch gedeckt und
Rühreier mit Speck, Schinken und Zwiebeln und Schnittlauch wurde
gegessen. Natürlich durfte der Kuchen nicht fehlen. Der zweite Feiertag war
natürlich der Höhepunkt. Wir Kinder wachten noch früher auf, als am
Morgen davor. Heute wurde "schmackostert". Wehe,
wenn man noch im Bett lag. Der Bettzipfel am Fußende des Bettes wurde
hochgehoben, und mit grünen Birkenruten, oft auch Kaddigzweigen, wurde
auf die nackten Beine geschlagen, bis man ein Lösegeld in Form von
Ostereiern oder ein Geldstück erhielt. Dazu wurde ein Sprüchlein
gesungen: "Ostern, Schmackostern, gib Eier, gib Speck, eher lauf ich
nicht weg." Heute verliert das Osterfest durch
materielle Geschenke seinen Wert und Sinn. Der Wohlstand hat uns fest in
seinen Händen. Denkt einmal nach und besinnt Euch wieder. |