Wie schön ist es, Soldat zu sein Dieses
ist kein Aufsatz zur Verherrlichung des Soldatentums oder des Krieges.
Ich möchte nur hier erzählen, was ich als Achtzehnjähriger bei der
damaligen Wehrmacht erlebt habe, vor allen Dingen mit meinen
Vorgesetzten. Es ist eine wahre Geschichte, die bei mir im Gedächtnis
geblieben ist, ich habe diese Begebenheiten schon oft meinen Söhnen und
Enkeln erzählen müssen.
Ich kam nach Göttingen zu den
Panzerjägern. Kaum 14 Tag dort, war die Vereidigung. Im Laufschritt
ging es zur Kirche, dort sang man bereits das letzte Lied. Dann die
Vereidigung. Zur Feier des Tages gab es auch eine dünne Nudelsuppe. Das
Kochgeschirr war halb leer, als wir über den holprigen Kasernenhof
gingen. Drei Tage später kamen wir nach Belgien (Flandern), kurz vor
die Kanalküste bei Ostende, wo wir eine fünfmonatige Grundausbildung
erhielten. Gleich am zweiten Abend haben wir drei Mann den Zapfenstreich
um 22 Uhr verpasst und wollten über den Zaun. Da kam ein netter Herr
und half uns über den Zaun. Am nächsten Tag beim Morgenappell kam
unser baumlanger Spieß und sagte zu mir: "Wenn ihr wieder über
den Zapfen haut, dann lasst euch nicht vom Kompaniechef über den Zaun
helfen". Am gleichen Tag hatten wir nachmittags Geschütz- und
Waffenreinigen. Unser Kompaniechef kam und rief: "Ist hier ein
Grenadier Templin", "Jawohl, hier!" "Sind Sie
verwand mit den Templins aus dem Deutsch Eylauer Turnverein?"
"Ich bin Hauptmann Dieckmann und habe in Deutsch Eylau beim
Infanterieregiment 3 zwölf Jahre lang gedient und habe auch dort
geheiratet. Kannten Sie den Torwart vom VFB, das war ich". Ich
kannte ihn. "Denken Sie ja nicht, dass sie hier als KOB
(Kriegsoffiziersbewerber) bevorzugt werden". Es folgten einige
Erinnerungen aus der Heimat. Eines
Tages hatte ich Nachtwache (Doppelposten) an einem Gefechtsbunker. Da
tauchte ein Schatten in der Dunkelheit auf. Wir riefen "halt, wer
da". Es kam keine Antwort. Mein Kamerad leuchtete mit der
Taschenlampe und es war ein schönes großes Schwein. Wir sperrten es in
unsere Fahrzeughalle und unser Koch wetzte schon die Messer. Aber
morgens kam ein Bauer und suchte sein Schwein. Er hatte es von den
Frauen, die in unserer Küche beschäftigt waren, erfahren. Aus war es
mit dem Schweinebraten. Ich
gehörte auf dem Stützpunkt Ludendorff zur 7,5 Pak, das war unser
schwerer Zug, den der Oberfeldwebel Str. aus Deutsch Eylau führte.
Neben meiner Tätigkeit als Melder war ich auch Richtschütze und
schulte öfter Uffz. und Feldwebel an der 7,5 Pak. Dieses war eigentlich
ungewöhnlich, aber ich hatte Ausbildung an der 3,7 - 8,8 cm Pak. Ich
war das Mädchen für "Alles" und schlief mit meinem
Zugführer in einem Bunker. Er war ein ausgezeichneter Vorgesetzter,
aber auch ein Lebemann auf allen Gebieten. Zuerst musste ich für ihn
einen 70-seitigen Lehrplan für Panzerjäger schreiben und zeichnen. Wir
waren ein gut eingespieltes Team. So musste ich jeden Tag für ihn
Bratkartoffeln braten. Er sagte zu mir: "Wenn wir einmal nach Hause
kommen, dann musst Du meiner Frau Dein Rezept erzählen". Es gab
damals schon in Belgien fette geröstete Zwiebeln, aber mehr verrate ich
nicht.
Wir kauften auch im 10 km entfernten Ostende grüne
Heringe ein. Diese wurden eingelegt oder es wurden Rollmöpse gemacht,
auch Bücklinge räucherten wir. Da neben unserem Stützpunkt eine
Flakbatterie lag, kauften diese bei uns ein. Mit dem Gewinn wurden dann
Spirituosen gekauft. Da dieser Stützpunkt Frontgebiet war, mussten wir
immer im Kampfanzug und Schuhen schlafen. Mann vermutete eine Landung
der Amerikaner in diesem Gebiet. Fast jede Nacht war bei uns Alarm, wenn
feindliche Schnellboote oder Fliegerangriffe waren. Nur mein
Oberfeldwebel ging im Schlafanzug ins Bett. Trotzdem musste ich bei
jedem Alarm sofort melden "Panzerjäger einsatzbereit". Dem
Stützpunktkommandant, bei uns "Bubi" genannt , kam diese
Sache komisch vor und er kontrollierte uns. Aber er hatte kein Glück.
Einmal gab es Alarm und mein Oberfeldwebel saß in einer alten
Badewanne. Er sprang, so nass wie er war, in die Stiefel, den Stahlhelm
auf und den Mantel über und machte Meldung.
Unser "Bubi"
ließ sich nicht mehr sehen. Nur einmal schickte er seinen Melder, dass
der Zugführer zu ihm kommen sollte. Mein Oberfeldwebel ließ ihm sagen,
wenn er etwas von ihm wollte, soll er zu ihm kommen, sonst könnte
er ihn...! Der Bubi kam und wurde von meinem Oberfeldwebel mit Alkohol
stark abgefüllt. Mein Oberfeldwebel hatte viel Fronterfahrung,
wie auch mein Chef. Beide kamen noch als Verwundete aus dem
Stalingradkessel heraus. Mein Zugführer konnte sich alles erlauben. So
verwickelte er die Posten auf den Stützpunkten in Feuergefechte, weil
er nie das Kennwort wusste, das jeden Tag geändert wurde. Sein Name war
bald ein Begriff auf den Stützpunkten und gefürchtet. Da ich
hellblonde Haare hatte, sagte er immer Goldjunge zu mir. Er nahm öfter
mein Gewehr mit, das ich eigentlich nicht hergeben durfte. Ich musste
dann seine Pistole suchen gehen, die er irgendwo vergessen hatte. Eines
Nachts hatten wir plötzlich Besuch durch Feldmarschall Rommel
(Wüstenfuchs). Es gab keinen Alarm, denn der sagte, das die Soldaten
weiter schlafen sollten, sie werden noch lange genug auf sein müssen. Auch meine Zeit zum Lehrgang rückte immer
näher, aber dazu brauchte ich ein politisches Führungszeugnis, das die
Kompanie von Deutsch Eylau anforderte. Als es vom Parteibüro kam,
musste ich zum Kompaniechef, der mir sagte, mit so einem Zeugnis könnte
ich nicht Offizier werden und was ich verbrochen habe! Er nahm das
Zeugnis und zerriss es vor meinen Augen und sagte: "Ihr Zeugnis
schreibe ich". Ich hatte vor der Einberufung zur Wehrmacht
Differenzen mit dem Bürgermeister Milz wegen seines Sohnes. Dieser
Bürgermeister war es auch, der die Stadt viel zu spät räumen ließ,
als die Russen bereits vor der Stadt standen und hineinschossen. |