Trarira, der Sommer, der ist da. Oft
denke ich an die schönen trockenen Sommer in unserer alten Heimat
zurück. Vor allen Dingen an die Zeit bei meinen Großeltern, die im
Kreis Mohrungen einen schönen alten Bauernhof hatten (ca. 150 Morgen,
davon 20 Morgen Wald). Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass während
er Erntezeit alle drei Töchter mit ihren Familien sich bei den Eltern
einfanden, um bei der Ernte zu helfen. Es wohnte außerdem ein
Landarbeiter mit seiner Familie dort. Es
war ein schönes Grundstück (siehe Bild) und es war "alles"
vorhanden. Auf der linken Seite war der große Stall mit den Hühnern,
Schweinen, Kühen und Pferden. Neben den drei Ackergäulen waren auch
noch zwei Kutschpferde auf dem Hof, die aber später verkauft wurden,
weil sie unrentabel waren. Mein Großvater war eigentlich ein
Pferdenarr. Er stammte von einem großen Bauernhof aus dem Kreis Pr.
Holland, deshalb auch seine etwas breite Aussprache. Geradeaus war die
Scheune mit dem Storchennest.
Auf der rechten Seite war die Remise mit
Wagen, Schlitten und Ackergeräten, daneben ein Haus für die Gänse und
Puten. Hier waren einige Truthähne, vor denen ich ziemliche Angst
hatte. Außerdem bevölkerten Tauben und zwei Hunde den Hof. Ein
Backofen und Brunnen sowie das Wohnhaus mit Garten rundeten das Bild ab.
Gleich hinter der Scheune war der Rossgarten für Pferde und Gänse. Da
ich zu meinem Großvater ein gutes Verhältnis hatte, durfte ich immer
die Pferde holen und fuhr mit ihm alle fünf Tage zur Molkerei nach
Pollwitten und zwar mit der Milch. Es war eine Molkerei, die einen
ausgezeichneten Tilsiter Käse herstellte und dort schmeckte auch die
Butter wie richtige Butter. Wir mussten dann schon um vier Uhr morgens
aufstehen, holten überall die Milch ab und fuhren dann ca. 11 km durch
den Wald. Es wurde dort auch gleich eingekauft. Sehr oft fuhr ich auch
mit den vielen Eiern zur Zentrale. Die Gebräuche waren aber überall
verschieden. Die Binderin legte die Halme zusammen zu einer Garbe, nahm
eine Handvoll zu einem Bund und schlug es um die erste Garbe. Wenn nun
genug Garben gebunden waren, wurden Hocken aufgestellt. Es waren immer
sechs Paare, die man für eine Hocke nahm. Diese wurden von uns Kindern
zum Versteckspiel bevorzugt, aber auch als Schutz vor Unwetter dienten
sie. Wenn während des Hauens der Bauer oder ein Fremder auf das
Kornfeld kam, wurde er gebunden. Eine Binderin band ihm ein Band von
Kornhalmen um den Arm und sagte dazu einen Spruch, worauf der Gebundene
sich mit einer Gabe Geld oder einem Getränk auslösen musste. Das
Ährenfeld nahm allmählich ab. Hier und da fand man verendete Tiere, z.
B. junge Rehe oder Hasen. In der heißen Mittagszeit wurde ausgiebig Mittag
gemacht. Zur Vesperzeit gab es dann ein kräftiges Mettwurstbrot oder
Kuchen und Kaffee. Wie schön war es, auf dem Felde mit den Arbeitern zu
essen. Es schmeckte noch einmal so gut.
Einige
Tage später, es sind die Hundstage, wurde eingefahren. Leiterwagen
stehen bereit, Männer mit langen Forken reichen die Garben von beiden
Seiten hinauf (siehe Bild), Frauen und Mädchen nehmen die Garben an und
beladen gleichmäßig den Wagen. Dieses ist schon eine Kunst, denn über
schiefgeladene Wagen wird gelacht. Auch hier kommt der Ladebaum über
das ganze Fuder und wird festgemacht. Auch in der Scheune ist die
Arbeit schwer und kostet manchen Tropfen Schweiß. Wenn das Feld leer
war, wurde mit der Hungerharke das Feld abgeharkt, damit auch nichts
liegen blieb. Die Vorgänge galten bei allen Getreidearten. An den
Abenden saß die ganze Familie auf der Bank im Garten. Meine Tante und
meine Mutter spielten Mandoline und es wurden die alten Volkslieder
gesungen. |