Tanker auf dem Silmsee bei Deutsch
Eylau
Kapitäne aus aller Welt
üben auf dem Silmsee im polnischen Trainingszentrum Deutsch-Eylau (Ilawa)
die Steuerung von Ozeanriesen. Ist ja einfach, auf spiegelglattem Meer
ein Schiff zu steuern. Für Sturm- und Landnähe empfiehlt sich hingegen
Training - etwa hier im heutigen Polen. Immer mehr Reedereien lassen ihr
Personal nicht nur in Computer-Simulationen üben, sondern auch auf
Modellschiffen. Das soll die Sicherheit auf dem Meer und im Hafen
erhöhen. So hat man am Silmsee - Anfahrt über Steinersdorf - ein
Ausbildungszentrum entstehen lassen. Hier soll aber über die Ausbildung
berichtet werden. 7000 Dollar kostet die Teilnahme an dem Kursus. Die
Teilnehmer aus ganz Europa wohnen während dieser Zeit im Hotel Kormoran
am Geserichsee in Deutsch-Eylau. Sie erhalten auch zum Teil nach dem
Abschluss ihre Patente von ihren Reedereien.
Mit ruhiger Hand
steuert die dänische Lotsin Marlene Roselund den 150 000 Tonnen
schweren Tanker - Koloss "Warta" - zwischen den engen Pfeilern
der Brücke ins Hafenbecken. "Sechs Knoten, für so ein schwer
beladenes Schiff viel zu schnell", brummt am Kai der 70-jährige
Seebar Jerzy Kuklicz. Tatsächlich kommt der 326 Meter lange Tanker bei
starker Seitenströmung von Backbord bei der Anfahrt zum Dock ins
Trudeln. Roselund drosselt zu spät das Tempo, knirschend bohrt sich der
Bug in die Kaimauern. "In einem echten Hafen hätte solch ein
Unfall mindestens fünf Millionen Dollar gekostet, von ökologischen
Folgen ganz zu schweigen", schmunzelt der frühere Tankerkapitän
und heutige Fahrlehrer Jerczy. Doch im Hafen des
Schifffahrts-Trainingszentrums im nordpolnischen Ilawa hat das
missglückte Anlegemanöver des zwölf Meter langen Modells nur eine
zersplitterte Bohle am Anlegesteg und einige Kratzer im Fiberglasrumpf
der "Warta" verursacht. Auf Miniatur-Tankern und
Containerschiffen üben Lotsen auf dem Silmsee schwierige Manöver ihres
Berufsalltages, um echte Kollisionen und Umweltkatastrophen zu
vermeiden. Lotsin Roselund erklärt ihr Malheur verlegen mit
Kommunikationsproblemen auf der Brücke: "Aber aus solchen Fehlern
wollen wir hier ja lernen".
Merkwürdig groß wirken die
Oberkörper der Kapitäne in den Steuerkabinen der durch enge Schleusen,
gewundene Kanäle und verschachtelte Hafenanlagen tuckernden Tankern,
Containerschiffe und Fähren. Auf Modellschiffen im Maßstab 1:24 üben
sich Kapitäne und Lotsen aus aller Welt auf dem beschaulichen Silmsee
in der hohen Manövrier-Kunst des Anlegens, des Andockens auf hoher See
oder das Fahren bei Gegen-, Seit- oder Kreuzströmung. "Wir mach es
ihnen hier so schwer wie möglich", erläutert der
Schiffsbau-Ingenieur und Dozent Misiag den Sinn des Parcours von
Strömungsgeneratoren, engen Kanaleinfriedungen und Brückennachbauten.
Die Hupen der
"Blue Lady" und der "Dorchester Queen" dröhnen, als
sie im schmalen Ost-Kanal im Zentimeterabstand aneinander vorbei gleiten.
"Mindestens ein Jahr und mehrere 100 000 Dollar kostete
Entwicklung und Bau eines Übungstankers", berichtete
Schiffbau-Ingenieur Misiag. Von den Antriebswellen bis zu den
Rotorblättern müssen alle Einzelteile individuell entworfen und von
Hand gefertigt werden. "Zwar kommen zu den Kursen meist
ausgebildete Kapitäne, doch die Schiffe hätten mehr auszuhalten als
die Originale", sagt Misiag und deutet auf die vielen
Manövermacken im Schiffslack. Ein Schiff sei nach einer Kollision im
Hafen auch schon mal gesunken, wir konnten es nur mit Mühe bergen.
Fliegeraufnahme:
Im Vordergrund ist der Silmsee mit der Tankerschule zu sehen, rechts der
Kesselberg, darüber der Haussee und dazwischen der Ort Steinersdorf. Quellennachweis: |