Neudeck / Ogrodzieniec
/ Teil 1 Zwischen
Freystadt und Deutsch-Eylau liegen die Güter Neudeck und Langenau.
Neudeck, das einst vom Orden als Bauerndorf gegründet worden war, hat
seine erste Handfeste 1320 erhalten und gehörte zur Pfarre Langenau. Um
1700 war ein Teil der Höfe verwüstet, weil Not- und Kriegszeiten die
Bauern gezwungen hatten, ihre Heimat zu verlassen. Um 1800 gab es nur
noch sieben Bauernstellen in Neudeck, von denen der Gutsherr von
Hindenburg sechs aufkaufte.
Bild 1: Früheres Wohnhaus auf dem Familiengut Neudeck
"Ich hatte nicht
mehr denn einen Stab, als ich über die Weichsel ging und nun bin ich
zweier Güter Herr geworden," schrieb er kurz vor seinem am 2.
Januar 1789 erfolgten Tode.
Bild 2: Johann Otto Gottfried von Beneckendorff und von Hindenburg
(1747- 1827),
Herr auf Keimkallen
mit seiner Gemahlin Luisa Freiin zu Eulenburg, die Urgroßeltern des
Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten. Bild Nr.
3: Das vereinigte Wappen der von Beneckendorff und von
Hindenburg Von den Beneckendorffs erhielt es den
schwarzen Büffelkopf auf blauem Grunde, von den Hindenburgs eine braune
Hindin (Hirschkuh) vor einem grünen Baum. Der Stier galt von Urzeit her
als Sinnbild der Kraft, die Hirschkuh als jenes der Sanftmut - eine sich
widersprechende und doch zutreffende Zusammenstellung für den
berühmtesten Träger des Namens, der wie dies auch aus seinem
mächtigen Kopfe mit der kurzen, massigen Stirn und dem granitnen Kinn
spricht, von unbeugsamem Willen ist, während wiederum der offene Blick
seiner blauen Augen und sein Mund von Güte des Herzens und dem Willen
zum Frieden künden: "ein offener Feind, ein treuer Freund".
Während sein ältester Sohn
Heinrich Wilhelm Ernst die soldatische Laufbahn einschlug, übernahm im
Jahre 1800 der zweite Sohn, Otto Ludwig (1778-1855) die Neudecker Güter, die er
durch äußerste Sparsamkeit in den schlechten wirtschaftlichen Jahren
der Befreiungskriege zu halten vermochte.
Bild 4: Otto Ludwig von Hindenburg (1778-1855), königlich preußischer
Landschaftsdirektor mit seiner Gemahlin Eleonore von Brederlow, die
Großeltern des Generalfeldmarschalls.
Bild 5: Das alte Schloss Neudeck mit Park (nach einem alten Stich) Er war damals
Landschaftsdirektor und führte in Finckenstein Unterhandlungen mit
Napoleon, um die Ostpreußen auferlegte Kontribution zu ermäßigen. Otto Ludwig war wohl auch der
Bauherr des alten Gutshauses, das Lorck als Muster für den
ostpreußischen Gutshausbau des 19. Jahrhunderts gewählt hat:
einstöckiger Putzbau unter tief herabgezogenem Mansardendach mit
Dreifenster-Oberstube auf beiden Fronten. Damit ist ein geräumiger und
behaglicher Hauskörper gegeben, der im Lande sehr verbreitet war.
Bild 6: Das alte Schloss Neudeck Als Otto
Ludwig am 18. Juli 1855 stirbt,, hinterlässt er die Güter seinem
vierten Sohne Albert. Ein jüngerer Bruder des Albert - Robert - ist der
Vater des späteren Reichspräsidenten. Die Güter Heiligenbeil wurden
aber infolge dieser Erbschaft verkauft und auch Limbsee musste der
Not gehorchend veräußert werden.
Bild
7: Das Schloss Langenau Robert (1816-1902) war das
jüngste von vierzehn Kindern des Otto Ludwig von Beneckendorff und von
Hindenburg. Aus diesem Grunde durfte er nicht auf eine Ausstattung mit
Grund und Boden rechnen und hatte deshalb im Jahre 1833 beim 1.
Posenschen Infanterie - Regiment Nr. 18 die Offizierslaufbahn
eingeschlagen.
Bild
8: Robert
von Beneckendorff und von Hindenburg (1816-1902), königlich
preußischer Major und seine Gemahlin Luise geb. Schwickart (1807-1893),
die Eltern des Generalfeldmarschalls. Nach dem Tode von
Eleonore von Beneckendorff und von Hindenburg, die am 18.2.1863 ihrem
Gatten Otto Ludwig, gest. am 18.7.1855, ins Grab gefolgt war und nachdem
Robert nach 30 Dienstjahren am 10. Juli 1863 als Major seinen Abschied
genommen hatte, zogen Robert und Luise, geb. Schwickart, in das leer gewordene Gutshaus auf Neudeck
ein. Bild
9: Familienfoto aus dem Jahre 1866, von links nach rechts: Sohn Otto,
Mutter Luise, Sohn Bernhard, Vater Robert, Sohn Paul und Tochter Ida. Als Hans Ludwig Albert von Beneckendorff und v. H. 1890 starb, wurden beide Güter wieder geteilt. Sohn Günther erbte Langenau, die Güter Neudeck und Wolla erbte seine Tochter Lina, die sich mit ihrem Vetter Otto von Beneckendorff und v. Hindenburg verheiratete, dem Bruder des Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten.
Bild 10: Robert von Beneckendorff und von
Hindenburg und seine Gemahlin Luise von Beneckendorff und von
Hindenburg, geb. Schwickart sitzen auf der Veranda von Gut
Neudeck. Diese Aufnahme müsste etwa von 1893 sein. Das Datum auf der
rechten Seite der Photographie stimmt nicht, weil Hindenburgs Mutter zu
diesem Zeitpunkt schon lange tot war.
Bild 11: Die alte Familiengruft in Neudeck Erst als die russischen
Kanonen von Tannenberg herüberdröhnten, wurde der Tote aus Furcht vor
einem Durchbruch der Russen der Erde übergeben. Still und ernst war die
Stunde, als die Erde Vater und Sohn aufnahm. Still und ernst waren die
Bewohner des Ortes, die an der schlichten Beisetzung teilnahmen, deren
Gedanken hinübereilten nach Tannenberg, woher der Kanonendonner kam, wo
vielleicht einige der Männer, die bereits zum Kampfe ausgezogen waren,
teilnahmen an dem Kampf um die liebe Heimaterde, als daheim ihr Herr,
der Bruder ihres neuen Führers, aus Furcht vor den Russen zur letzten
Ruhe gebettet wurde.
Bild
13: Diese patriotische Hindenburgkarte wurde am 3.
Juni 1915 geschrieben. Sie ist von dem sächsischen Maler Alfred Mailick
(1869-1946) und wurde links unten signiert.
Bild 14: Diese Ansichtskarte mit dem Geburtshaus in Posen und dem
alten Gutshaus in Neudeck wurde 1916 zum 50-jährigen Militär-Jubiläum
des Paul von Beneckendorff und von Hindenburg herausgebracht.
Links sieht man Hindenburg als "Sekondelieutenant" im 3.
Garderegiment zu Fuß und rechts als Generalfeldmarschall nach den
gewonnenen Schlachten um Ostpreußen. Die Aufnahme des Gutshauses in
obiger Karte ist aber einige Jahre älter.
Bild 15: Diese Ansichtskarte wurde am 15.6.1912 in Faulen geschrieben und in
Rosenberg gestempelt. Hier ist das
alte Gutshaus nach dem 1. Umbau zu sehen. Man hat im 1. Stock vier Dachgauben
eingesetzt und die Fenster beim Balkon vergrößert. Oben sieht man die Auffahrtseite und unten die Gartenseite.
Bild 17: Hier ist das alte Gutshaus Neudeck zu sehen. Die Dame davor ist Lina von Beneckendorff und von Hindenburg. In der Zwischenzeit wurde das Gutshaus weiter ausgebaut. Es hat jetzt 6 Dachgauben im 1. Stockwerk.
Mit dem Tode des Großvaters Otto Ludwig war eigentlich das Anrecht
des Reichspräsidenten auf Neudeck erloschen, da ja nicht sein Vater
Robert, sondern ein Onkel das Gut geerbt hatte. Die letzte Besitzerin von Neudeck, die Witwe Lina von Beneckendorff und
von Hindenburg, musste das Gut leider aus finanziellen Gründen 1926
verkaufen. Es befand sich nun im Besitz einer Bank. Im selben
Jahr wurde Neudeck vom "Hindenburgdank" angekauft. Diese
Vereinigung von Frontsoldaten des Kyffhäuser - Bundes und des Stahlhelms,
sowie insbesondere von Mitgliedern des Reichsverbandes der deutschen
Industrie, brachte die Mittel auf, die es dem Kammerherrn Elard von Oldenburg -
Januschau, einem Freund Paul von
Hindenburgs ermöglichten, den alten
Familienbesitz der Hindenburgs zu erwerben und dem damaligen
Reichspräsidenten und Generalfeldmarschall zum 80.
Geburtstag , am 2. Oktober
1927, zu schenken. |