Die Pfahlbauten von Klein-Ludwigsdorf

von Christa Mühleisen

Es ist bekannt, daß schon in  vorgeschichtlicher Zeit hölzerne Brücken über fließendes Wasser gebaut wurden, und die Überreste dieser Art sind auch in allen Gegenden Polens, vor allem in den großen Seenplatten, erhalten. Auf solche Überquerungen deuten in manchen Seen und Mooren die im Boden steckenden Eichpfähle hin, welche von einem Ufer zum anderen bzw. zu einer Insel führen. Sie waren nicht selten mit einer Siedlung oder Burg verbunden. Diese Entdeckungen, die im 18. und 19. Jahrhundert gemacht wurden, waren die Folge intensiver, durch deutsche Verwalter geführter Entwässerungsarbeiten, meistens in Ost- und Westpreußen. 

Ziel dieser Arbeit war, außer der Trockenlegung des Ackerlandes, der Gewinn neuen Weidelandes. Man erwarb neue Flächen durch völlige Trockenlegung der flachen Seen oder durch Trockenlegung der flachen Teile tiefer Seen. Bei dieser Gelegenheit kamen einige Dutzend Brücken unter dem Seespiegel, der manchmal um ein paar Meter gesenkt wurde, zum Vorschein. Die größte Brückenzahl wurde jedoch bei den Inseln und Seehalbinseln, wo sich die Siedlungen und frühmittelalterlichen Burgen befanden, entdeckt. Auch hier überwiegen die Brücken, die am Boden der trockengelegten Seen gefunden wurden. Eine dieser Fundstätten ist Lodygowo, das ehemalige Klein-Ludwigsdorf.



Lodygowo (ehem. Kl. Ludwigsdorf). Reste der tragenden Konstruktion der Brücke auf dem ehemaligen Seeboden. Nach Aufnahmen von R. Hermann (1909)

Im dortigen Krobenest-See (Krähennest), der bei der Regulierung der Gardenga trocken gelegt worden ist, hat eine alte Prussensiedlung bestanden. Der Zugang zu dieser Pfahlbausiedlung im See ist erhalten. Die Lodgowo-Brücke I ist eine der wenigen Brücken mit einer Länge von über 200 Metern. Meistens waren diese Brücken nur einige Dutzend Meter lang.

Sie überquerten die Flüsse und Seen fast immer mit einem einzigen Trakt und nur bei den Burgen in Lodygowo und Parsecko (ehemals Persanzig, Kr. Neustettin in Pommern) entdeckte man je 2 Brücken. In Lodygowo war die Burg auf einer Insel mitten im See gelegen und mit den zwei gegenüberliegende Ufern durch die Brücken verbunden. Unter Dutzenden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckten Brücken wurden lediglich einige archäologisch untersucht. Es betrifft nur die innerhalb der Becken der ehemaligen Seen oder Flüsse gelegenen Objekte. Man kann hier die Grabungen nahe Dzierzgon (ehemals Sorge), und vor allem in Parsecko (Kasiski 1867) und Lodygowo (La Baume 1938) erwähnen.


 

Auf dieser Ansichtskarten sieht man die Pfahlbauten von Klein-Ludwigsdorf aus der Zeit um 1000 vor Christus. Diese Karte wurde am 27.7.1900 in Freystadt gestempelt und an "Ihro Hochwohlgeborene Fräulein Marga von Heister" nach Düsseldorf geschickt.

Außer den starken Eichenpfählen belegen auch gelegentliche Funde von Urnen, Skeletten, Steinwerkzeugen und Münzen die vorzeitliche Besiedlung.

Literaturnachweis:
Gadischke, Erich: "Der Amtsbezirk Limbsee" in Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg, Verlag Hermann Bösmann, Detmold 1963, 632 Seiten, S. 326.
Wilke, G.: Unterwasserarchäologie in polnischen Flüssen und Seen, Skyllis. Zeitschrift f. Unterwasserarchäologie (Hrsg.: Dt. Ges. z. Förderung d. Unterwasserarchäologie e.V.) 2, 1999,  46-48.

Bildnachweis:
Die Ansichtskarte ist aus der Sammlung von Christa Mühleisen
Wilke, G.: Unterwasserarchäologie in polnischen Flüssen und Seen, Skyllis. Zeitschrift f. Unterwasserarchäologie (Hrsg.: Dt. Ges. z. Förderung d. Unterwasserarchäologie e.V.) 2, 1999,  S. 47, Abb. 2.

Die schriftliche Genehmigung der DEGUWA liegt vor.