Freystadt / Kisielice  




1. Stadtwappen von Freystadt

Freystadt wurde auf den Anhöhen am Gardenga-Fluss als private Stadt auf den Gütern der vermögenden pruzzischen Familie der Stanges im Jahre 1331 nach Kulmischem Recht gegründet und 1397 an die pomesanischen Bischöfe verkauft. Die polnische Bezeichnung der Stadt (Kisielice) stammt wahrscheinlich aus der altpruzzischen Bezeichnung; die deutsche - Freystadt - bezeichnet Freie Stadt. Frei aus dem Grunde, weil sie im Augenblick der Gründung weder den Bischöfen noch dem Deutschen Orden unterstand. Die Stadt umgaben damals Wehrmauern mit drei Toren. Die räumliche Anordnung unterschied sich durch die Unregelmäßigkeit von den übrigen Städten des Kreises Rosenberg. Auch ihr Markt besaß eine abweichende, dreieckige Gestalt.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war Freystadt die Stadt der Schuhmacher und Bierbrauer. Im 19. Jahrhundert siedelten sich hier viele Handwerker, vorwiegend Tuchmacher an. Die Kirche, die zu den Kulturdenkmälern gezählt wird, wurde im 15. Jahrhundert als evangelische Kirche gebaut. Auch Reichspräsident Paul von Hindenburg hatte in dieser Kirche seinen Familienplatz. Die Altstadt wurde Ende des 2. Weltkrieges zu 100 % zerstört. Nach 1945 wurde die Kirche wieder aufgebaut und ist heute katholisch. 

Bohle, Hans-Joachim: Das Kleine Reise-Lexikon für den ehem. Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von K.-H. Damrow, Düsseldorf 1997, S. 8.
Lossmann, Maria: "Ilawa" (aus dem Poln. übersetzt von Hans-Joachim Bohle), im Heimat-Kurier, Heimatzeitung für den ehem. Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von Karl-Heinz Damrow, Kaarst: Mai/Juni 1990, S. 41.



2. Freystadt, Westpreußen - Fliegeraufnahme




 3. Freystadt um 1935 nach einem Gemälde von Paul Schilke

Unsere Stadt besaß immerhin historisch wie landschaftlich beachtenswertes: einen großen Marktplatz, dessen Häuser zum Teil bis ins Mittelalter zurückreichten, eine gotische Ordenskirche und ein Stück alte Stadtmauer. Sie war die Kommune von Schloss Neudeck, und die ganze Stadt war umkränzt von wunderbaren Wäldern mit dem Rackersee zum Baden und dem zauberhaften Lügnersee, zu dem man durch eine echte Heidelandschaft wanderte. Der See inmitten der Stadt bot zudem unvergessliche Winterfreuden. Ich denke, es gibt nicht viele Orte mit etwa 3 1/2 tausend Einwohnern, die vergleichbare Schätze vorweisen können.

Müllenbach, Sieglinde: Heimat-Kurier - Heimatzeitung für den ehemaligen Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von Karl-Heinz Damrow, Kaarst: Juli/August 1993.




4. Die Marktstraße mit Blick auf den Markt und die ev. Kirche (1910/20)




  5. Freystadt, Markt mit evangelischer Kirche (gest. am 1. 1. 1942)

Die Kirche von Freystadt, die Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut wurde, stand als Backsteinbau auf einem Feldsteinfundament. Sie war im Ordensstil ausgeführt und mit einem hohen Glockenturm versehen.

Im Jahre 1653 traf ein Blitz die Kirche, die bis auf die Grundmauern nieder brannte. Sie wurde wiederaufgebaut, wobei man für den Glockenturm wegen Geldmangels nur Holz verwendete. Nach einigen Jahrzehnten machte sich bei dem hölzernen Glockenturm Altersschwäche bemerkbar, weshalb man ihn zunächst einmal von der Last der schweren Glocken befreite. Einen neuen massiven Turm konnte sich die Gemeinde erst 1856/57 leisten. Der ragte in einer Höhe von 45 Metern weit über das Stadtbild hinaus.

Für die Innenausstattung des Kirchengebäudes haben unter anderem ein Graf von Groeben und der Buchhändler Klein aus Düsseldorf, der Freystädter Abstammung war, viel getan. Danach haben Freystädter Bürger und Bürgerinnen zur Verschönerung von Altar und Kanzel und durch Stiftung von Kirchenfenstern zur Vervollkommnung des Gotteshauses beigetragen.

Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg, S. 144+145.



6. Freystadt - Markt (6.7.1937)




7. Freystadt - Hotel Kaiserhof, Inh. Ferdinand Dreher (27.2.1911), zweigeteilte AK




8. Freystadt - Ausschnittvergrößerung der obigen Ansichtskarte: Vorderseite mit Einfahrt




9. Freystadt - Ausschnittvergrößerung der obigen Ansichtskarte: der Festsaal




10. Freystadt - Restaurant und Kaffee F. Kurkowsky




11. Altstadtstraße mit den Geschäften von Reinhold Nickel und Eduard Oesterle (1909)

Eduard Oesterle besaß eine Buchdruckerei mit Verlag und eine Papierhandlung.




12. Krieger-Verein-Provinz-Treffen in Freystadt (1923 od. 1924)

Vorne links, u.a. von Seekt (in Uniform). Wahrscheinlich hält Hindenburg gerade eine Ansprache. Es befinden sich eine ganze Anzahl von Veteranen-Honoratioren in der Ansammlung.



13. Umzug anlässlich der 600-Jahrfeier 1931

Neben der Kinderschar marschieren die beiden Volksschullehrer Schmadalla (Konrektor) und Mrosowski (hinten), ein "Original".




14. Umzug anlässlich der 600-Jahrfeier 1931




15. Altes Gebäude der Molkerei (1928)




16. Die Molkerei nach dem Umbau (1932)


17. Die Wendestraße wurde nach dem langjährigen Bürgermeister Adolf Wende benannt. 




18. Landwirtschaftliche Winterschule in der Hindenburgstraße (1934)




19. Freystadt - Arbeitsdienstlager (13.1.1937)




20. Bahnhofstraße mit der Dampfmahlmühle von Ewald Krüger (1913)




21. Nach dem Russeneinmarsch 1945 -  Blick vom Marktplatz nach Süden (1948-50)




22. Die städtische Volksschule, eines der wenigen stehen gebliebenen Gebäude (um 1970)




23. Das ev. Pfarrhaus, eines der wenigen stehen gebliebenen Gebäude.

Die abgebrannte Kirche wurde in leicht veränderter Form wieder aufgebaut.


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