Der Heimatkreis Rosenberg / Wpr. dachte schon bald nach seiner Gründung über die Schaffung eines Ehrenmales für seine Gefallenen des Krieges und der Opfer aus Flucht und Vertreibung nach. Die Errichtung eines steinernen Denkmals schied aus finanziellen, politischen und ideologischen Gründen aus. Außerdem konnten die Mitglieder des Heimatkreis-Ausschusses und des Heimatkreistages keine Einigung über den Standort erzielen.

 

Als sich in den 70er Jahren die finanzielle Lage des Heimatkreises besserte, legte der Heimatkreisvertreter Herr Erich Hinz ,Hangelar /Bonn seinen Plan und den Entwurf eines Toten-Ehrenbuches auf einem schmiedeeisernen Pult vor. Kosten ca. 15.600,-- DM. Der Plan wurde aus finanziellen und zeitlichen Gründen (30 Jahre nach Kriegsende) abgelehnt. Herr Hinz gab den Plan nicht auf. Er gründete einen privaten Spenderkreis und sammelte bei Mitgliedern, Bekannten und Freunden, die sich zu einem jährlichen Beitrag verpflichteten, den Betrag für das Ehrenmal. Bei den günstigen Voraussetzungen half der Patenkreis Gütersloh durch Vorfinanzierung der Erstellungskosten.

 

Die Herstellung des Ehrenmales erfolgte 1979/ 80 im Kloster „Maria Laach“ durch Fachleute des Hauses wie Kunstschmiede und Glasmaler. Die Fertigung wurde von Herrn Erich Hinz und Frau Irene Priebe, Bonn, überwacht. Beim Heimatkreistreffen vom 11. bis 13.September 1981 konnte das Ehrenmal den Landsleuten vorgestellt werden.

 

Als das Buch fertig vorlag, übernahm Frau Irene Priebe die Einteilung des Buches. Die chronologische Erfassung der Gefallenen und der Fluchttoten nach den Kriegsjahren hätte für die Interessierten eine unendliche Suche bedeutet, da die Daten nur den Angehörigen bekannt waren. Sie entschied sich für die Einteilung nach Amtsbezirken und Gemeinden wie sie bis 1945 im Kreis Rosenberg bestand. Diese Merkmale erleichterten die Suche, da in der Regel in den Wohnorten auch die Arbeitsplätze der eingetragenen Personen lagen.

 

Jeder Eintragung lag ein Formblatt zugrunde, das Angaben zur Person und zur Todesursache enthielt. Die Angaben wurden von Angehörigen oder von anderen Personen gemacht, die genaue Kenntnis über die Todesursache der zu Meldenden hatten. Dies traf vor allem dann zu, wenn ganze Familien umgekommen waren. Angaben wie: soll gefallen sein, oder: soll in der Gefangenschaft umgekommen sein u.ä. – konnten nicht berücksichtigt werden. Solche Meldungen wurden in das Nebenbuch aufgenommen. Konnten die Schicksale später einwandfrei geklärt werden, wurde die Umtragung in das Toten-Ehrenbuch vorgenommen. Alle Eintragungen sind authentisch, die schriftlichen Meldungen liegen im Archiv der Heimatstube vor.

 

Um die Meldung der Toten zur Eintragung in das Ehrenbuch wurde auf jedem Heimatkreistreffen geworben. Jede Eintragung kostete anfangs 20,-- DM. Dieser Betrag war für ältere Landsleute mit einer kleinen Rente sehr hoch, besonders, wenn sie mehrere Angehörige zu melden hatten. Ihnen wurde durch die Übernahme der Kosten von  anderen geholfen. Die Zahl der Gemeldeten war in den 80er Jahren sehr hoch. Der Andrang zur Einsicht und zum „stillen Gedenken“ anlässlich der Treffen war beachtlich. Es bildeten sich Schlangen der Wartenden.

 

Die Anzahl der Meldungen ging in den 90.Jahren zurück. Immer wieder wurden Aufrufe im Heimat-Kurier und im Westpreußenblatt veröffentlicht. Leider lehnten Rundfunk und Fernsehen die Sendung ähnlicher Aufrufe ab. So hatten viele Landsleute lange keine Ahnung von der Existenz des Toten-Ehrenbuches. Andere Institutionen waren bei der Datenerfassung nicht beteiligt. Großes Lob ist hier Frau Irene Priebe geb. Hausherr, Wachsbleiche 32 in 53111 Bonn zu zollen, die nicht nur die Konzeption des Buches geschaffen sondern sich auch Jahrzehnte lang unermüdlich für die Erfassung von Daten der Umgekommenen eingesetzt hat und sie für die Aufarbeitung zur Eintragung aufbereitet hat. Ab 1990 waren die Eintragungen kostenlos, nachdem die Vorfinanzierung des Patenkreises Gütersloh ausgeglichen war. Mitte der 90er Jahre ging das Ehrenmal aus dem Besitz des Spenderkreises an den Heimatkreis über. Ab 1993 habe ich die Arbeit von Frau Priebe übernommen und fortgesetzt. Von 1998 bis 2000 stellte ich den Inhalt des Toten-Ehrenbuches für das Internet bereit .Ab dem Jahre 2000 übernahm Frau Irmgard Baumgart, Herford  die Betreuung des

Buches.

 

Erschwert wurde die Erfassung der Daten durch die politischen Verhältnisse. Die Landsleute aus der ehemaligen DDR und der Deutschen Minderheit in Polen durften ihre Angehörigen nicht melden. Das änderte sich zwar nach der Wende, aber die Gleichgültigkeit der Menschen bleibt zu beklagen. Aus dem Westen wie aus dem Osten Deutschlands sind längst nicht alle Fälle erfasst. Im großen und ganzem dürften die Namen von etwa 75 – 80% der Gefallenen und der Toten der Flucht und der Vertreibung aus dem Kreis Rosenberg/Wpr. im Toten-Ehrenbuch ihren Platz gefunden haben und werden so den Nachkommen eine bleibende Erinnerung und allen Deutschen ein Zeugnis der schrecklichen Geschehnisse des Krieges sein.

 

Eine Verknüpfung der Daten mit den Einwohnerzahlen gibt es nicht. Die Datenerhebung wird fortgesetzt, solange der Heimatkreis besteht.

 

 

Nordenham, den  20.Januar 2010

 

Franz Heidemann