Schulfeier in Prabuty-Riesenburg am 1.9.2000

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Prabuty-Riesenburg 1.09.2000: Ansprache von Eberhard Kuptsch; Käthe Rex, Dolmetscherin

Während der Heimatfahrt (30.08.-05.09.2000) in unseren Heimatkreis nahm eine Abordnung der Riesenburger am 1. September an einer Schulfeier in dem seit einem Jahr bestehenden "Gymnasium Marii Curie-Sklodowskiej" in Riesenburg teil; damit verbunden war die Eröffnung einer Ausstellung über "Riesenburg in deutscher Zeit".

Anlaß der Schulfeier war die Übergabe des ehemaligen Volksschulgebäudes, das bisher noch Grundschüler beherbergte, an das Gymnasium. Der 1. Sept ist überall in Polen der erste Schultag nach den Sommerferien, insofern bezog sich diese Schulfeier nicht auf den Kriegsbeginn des Jahres 1939.

Kontakte zur Schule und dem Bürgermeister von Prabuty, die seit längerem bestehen und durch einen Besuch von drei ehemaligen Riesenburger Gymnasiasten im Mai vertieft worden waren, führten zu einer offiziellen Einladung der Riesenburger durch den Bürgermeister Wlodzimierz Dawidowski. Eine Abordnung von 10 Riesenburgern mit dem Sprecher Eberhard Kuptsch folgten dieser Einladung.

Nachdem die Abordnung zunächst im Rathaussaal durch den Bürgermeister begrüßt worden war, begab man sich zur Feier in die Turnhalle der Schule, wo außer allen Lehrern und Schülern auch hohe Vertreter von Stadt, Kreis und Schulverwaltung sowie der Bischof aus Elbing zugegen waren. Nach der Begrüßung durch den Schulleiter Nowak und mehreren Grußworten, kam auch der Sprecher der Riesenburger zu Wort, dessen Ansprache von Frau Käthe Rex übersetzt wurde.

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Prabuty-Riesenburg 1.09.2000: Schulfeier in der Turnhalle mit Ehrengäste, dahinter Schüler/-innen

Eberhard Kuptsch bedankte sich zunächst für die Einladung und führte u.a. aus: "Von dieser Einladung geht das Signal aus, daß Einwohner von Prabuty die ehemals hier wohnenden Einwohner willkommen heißen. Sie bauen damit eine Brücke zu uns und zum ehemaligen Riesenburg, was in diesem Hause durch die Ausstellung zur Geschichte dieser Stadt sichtbar unterstrichen wird. (...) Ich halte die Besinnung auf die Geschichte der Stadt für einen Grundstein des vorurteilsfreien Aufeinanderzugehens und für eine wachsendes gegenseitiges Verstehen...

E. Kuptsch erinnerte an den 1. Sept. 1939 und das bittere Leid in der Folge des Krieges. Er fuhr fort: "Aus dieser bitteren Erfahrung ist .. die lebenswichtige und von großem Verantwortungsbewußtsein getragene Einsicht gewachsen, daß nur ein Brückenschlag zwischen den Völkern ein solches menschenverachtendes Unglück unterbinden kann...." Er schloß mit einem Appell an die Schülerinnen und Schüler: "Baut mit an einem vereinten Europa! Jeder noch so kleine Schritt dorthin ist ein wichtiger Schritt.... und ein gewaltiger Fortschritt zum Frieden zwischen den Völkern in Europa !" und an die Versammlung gerichtet: " .... deshalb danke ich für die Einladung zu diesem 1. Sept. 2000, denn sie verbindet uns nicht nur im Blick auf die Vergangenheit und die Gegenwart, sondern ist auch Ausdruck Ihres Wunsches nach einer gemeinsamen Zukunft. Diesen Wunsch .. teilen wir mit Ihnen."

Als Dankeszeichen überreichte E. Kuptsch dem Schulleiter Nowak eine Zeichnung des ehemaligen 1945 zerstörten Gymnasiumsgebäudes. Diese Zeichnung aus der Hand Georg Glaubigs, des letzten Zeichenlehrers unseres Riesenburger Gymnasiums, war von Dr. Friedrich-Karl Falcke, dem Sohn des langjährigen Oberstudiendirektors, zur Verfügung gestellt worden und wurde mit den Glückwünschen der ehemaligen Riesenburger übergeben.

Es folgten Lieder und Gedichte, von Schülern vorgetragen. Eine Schülerin sagte ein Gedicht in deutscher Sprache auf. Dann wurden feierlich Fahnen hereingetragen. Eine neue Schulfahne wurde der Schule durch den Bürgermeister übergeben. Sie wurde geweiht, und mehrere Schüler leisteten stellvertretend einen Eid auf die Fahne.

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Prabuty-Riesenburg 1.09.2000: Fahne von Bürgermeister Dawidowski (rechts) an den Schulleiter Nowak (mitte) übergeben. Fotograf Krupp jun. (links)

Im Anschluß an die Feier wurde zur Besichtigung der "Riesenburg-Ausstellung" eingeladen. Diese Dokumentation über unsere Heimatstadt ist weitgehend von der Lehrerin dieser Schule, Margareta Jaworska (einer Enkelin von Frau Kaminski), aus Zusendungen von Werner Zebrowski und Horst Halb sehr eindrucksvoll gestaltet worden.

Frau M. Jaworska und ihren Mitarbeitern sei an dieser Stelle für die Planung und Durchführung dieser historisch aussagekräftigen und gestalterisch gelungenen Ausstellung nochmals gedankt.

Die Fortsetzung der Feier zog sich in gelöster Atmosphäre bei einem Essen im Restaurant "Malibu" mit vielen Gesprächen und freundlichen Trinksprüchen bis zum Abend hin.

Zwischendurch wurde noch der mit Mitteln der deutsch-polnischen Stiftung errichtete Grundschulbau im Neubaugebiet begutachtet.
 

Berichterstatter: Johannes Ziehmann, Rudolf-Wieneke-Weg 5, 29646 Bispingen