Bischofswerder / Biskupiec Pomorski - Teil 1





1. Das Wappen der Stadt Bischofswerder

An einem bequemen Übergang des Flusses "Ossa", der Pomesanien vom Kulmerland trennt, gründete Bischof Rudolf 1325 die Stadt, von dem sie ihren deutschen Namen Bischofswerder (Bischofsholm) erhielt. Ihre städtebaulichen Anlagen waren - ähnlich wie in Riesenburg (Prabuty), Rosenberg (Susz) oder Deutsch-Eylau (Ilawa) - regelmäßig.  Die Kirche, ähnlich wie in Riesenburg und Deutsch-Eylau, war im südöstlichen Teil gebaut. Bischofswerder besaß einst ein Bischofsschloss. Die Wehrmauern der Stadt hatten drei Einfallstore: das Riesenburger (auch Freystädter oder Peterwitzer Tor genannt) sowie das Lippinker und das Stangenwalder Tor.  Der Bischofswerderer Markt hatte eine rechteckige Form (80 x 60 m). Auf dem Markt stand das Rathaus, das 1870 abgebrochen wurde. Erst 1927 wurde am Markt ein neues Rathaus gebaut, das durch die Kriegshandlungen im Jahre 1945 beschädigt wurde.

Bohle, Hans-Joachim: Das Kleine Reise-Lexikon für den ehem. Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von K.-H. Damrow, Düsseldorf 1997, S. 9.
Lossmann, Maria: "Ilawa" (aus dem Poln. übersetzt von Hans-Joachim Bohle), im Heimat-Kurier, Heimatzeitung für den ehem. Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von Karl-Heinz Damrow, Kaarst: Mai/Juni 1990, S. 36.




2. Lithographie von Bischofswerder aus dem Jahr 1899.

Links unten sieht man das Kaiserliche Postamt, darüber die Diaspora-Anstalten und links oben den Marktplatz. Rechts oben ist das Hotel Königlicher Hof abgebildet.



3. Diese Jugendstilkarte von Bischofswerder ist aus der Zeit um 1900




4. Lithographie mit Silberauflage ist aus dem Jahre 1900

Links sieht man die Diaspora-Anstalten,  und rechts den Bahnhof.

Barmherzige Nächstenliebe hat in Bischofswerder eine Reihe von sozialen Einrichtungen geschaffen. Es sind dies das Krankenhaus, das Siechenheim, die Kleinkinderschule, das Waisenhaus und das Altersheim. Betreut wurden diese am 18.11.1895 gegründeten Anstalten von Diakonissen des Mutterhauses Danzig. Viele kranke Menschen aus ganz West- und Ostpreußen fanden in den Diaspora - Anstalten Unterkunft, deren 1. Vorsitzender  der Major a. D. und Rittergutsbesitzer von Beneckendorff und von Hindenburg auf Neudeck war.

Neise, Erna: Bilder aus dem Kreis Rosenberg/Westpreußen, Leer: Gerhard Rautenberg-Verlag 1989,  viele Abb., 128 Seiten, Text S. 4.
Bahr, Ernst: Bischofswerder zwischen 1726 und 1939, Westpreußen - Jahrbuch, Band 18, hrsg. von der Landsmannschaft Westpreußen, Münster: Verlag C.F. Fahle 1968, 159 Seiten, S. 110, 111.

5. Die Diaspora-Anstalten von Bischofswerder vor 1905

Ein ehemaliger Waisenjunge aus dem Heim erinnert sich:

"Oberschwester Elise Krüger, unser "Mutterchen", war die Leiterin der Diaspora-Anstalten. Sie war ein Engel für viele, die niemand mehr haben wollte. Sie wurde im Jahre 1896 in Langfuhr-Danzig geboren und gehörte später dem Danziger Diakonissenhaus an. Ich selbst kam 1914 im Alter von nur drei Monaten als erster Säugling und Vollwaise in die Diaspora-Anstalten unter die persönliche Fürsorge von "Mutterchen", wie die Oberschwester liebevoll genannt wurde. Sie vermittelte mir im Laufe der Jahre eine strenge, jedoch liebevolle Erziehung. Die Betreuung der ihr anvertrauten Menschen, die Ärmsten der Armen, alt und krank, war ihr Lebenswerk. In ihrer Gegenwart gab es keine Hoffnungslosigkeit. 

Sie war so vielseitig. Während des Ersten Weltkrieges hat sie im Heim verwundete Soldaten gepflegt. Als von Bischofswerder nach 1918 weder Bahn- noch Busverbindung nach dem Kreiskrankenhaus in Rosenberg bestand, ist Mutterchen oft selbst mit dem Pferdewagen mitgefahren, um einen Schwerkranken aus dem Heim oder aus der Stadt Bischofswerder auf dem Transport zu betreuen, wenn auf dem langen, holprigen Weg Hilfe geleistet werden musste. Zur Zeit der Inflation, wo ein Wäschekorb voll mit Geldscheinen von einem Tag zum anderen keinen Wert mehr hatte, ging Mutterchen mit dem Handwagen und uns Kindern zu den Bauern im Umkreis betteln, um ein paar Kartoffeln, etwas Mehl, oder was es auch immer einbrachte, zu bekommen, nur um den ihr anvertrauten Seelen (durchschnittlich 120 bis 140) wenigstens eine warme Mahlzeit am Tage reichen zu können. Wenn in der Kirche der Pfarrer durch Krankheit ausfiel, war es Mutterchen, die den Gottesdienst abhielt. Wenn der Organist nicht zur Stelle sein konnte, spielte Mutterchen die Orgel. Im Heim kam es vor, dass bei der Beerdigung eines Heiminsassen der Pfarrer nicht zur Verfügung stand. Mutterchen wusste auch hier Rat und Hilfe und hat so manches Mal eine ergreifende Grabrede gehalten. Sie war so voll Liebe für ihren Nächsten, dass es wahrhaftig keine Übertreibung ist, wenn man sie als "Engel der Vergessenen" sah. Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb Oberschwester Elise Krüger im Dezember 1941, im Alter von 72 Jahren, inmitten ihres Wirkungskreises. Möge ihr Andenken in Ehren bleiben".

Läufer, Albert: "In Memoriam - Zum Andenken an Oberschwester Elise Krüger" im Heimat-Kurier, Heimatzeitung für den ehemaligen Kr. Rosenberg/Wpr., Hannover: Damrow-Verlag GBR, Jan./Febr. 1985, S. 66-68.
 



6. Bischofswerder  - das sog. Krüppelheim, Diaspora-Anstalten (9.9.1911).
Heute sind darin Altenwohnungen untergebracht.




7. Die Bewohner der Diaspora-Anstalten (1915)




8. Jugendstilkarte von 1904 mit einem bunten Jahrmarkttreiben auf dem Marktplatz

Eine unvergleichliche Kraft entfaltete die Stadt aber erst nach 1772, als sie nicht mehr Grenzstadt war. Neben den Ackerbürgern siedelten sich immer mehr Kaufleute, Handwerker und Gewerbetreibende an. Bald war Bischofswerder einer der bedeutendsten Märkte West- und Ostpreußens. So konnte der ein Hektar große Marktplatz die Zahl der Händler und Schausteller an Pferde-, Vieh- und Krammärkten bald nicht mehr fassen. Die Verkaufsstände mussten deshalb  in die Nebenstraßen, die Schausteller mit ihren Luftschaukeln und Karussells auf den Ossawiesen untergebracht werden. Bis weit in die Kreise Löbau und Graudenz hinein ging das Wirtschaftsgebiet. So war der Stadt bis zum Ausgang des 1. Weltkrieges eine lange und schöne Blütezeit beschieden und vergessen waren die harten Schicksalsschläge früherer Zeiten. 

Müsse, Alfred: "Geschichte der Stadt Bischofswerder" in "Der Kreis Rosenberg - Ein westpreußisches Heimatbuch." Detmold: Verlag Hermann Bösmann 1963, viele Abb., 632 Seiten, Text S. 165 + 166.




9. Diese Lithographie von Bischofswerder ist ebenfalls aus der Zeit vor 1905.

Links unten sieht man die Gasanstalt und  darüber die Kaiserliche Post. In der Mitte ist der Marktplatz abgebildet und rechts das Schlachthaus.

 



10. Oben sind Bauern bei der Heuernte zu sehen und unten die Dampfmolkerei (1909)



11. Diese 3-teilige Karte von Bischofswerder ist aus der Zeit vor 1905, als noch mit Pferden bespannte Postkutschen fuhren, die die Gäste zum Königlichen Hof brachten (links oben). Links unten sieht man den Laden von Conrad Sentkowski und daneben eine Bierniederlage.

Auf der rechten Abbildung ist die 1893 erbaute katholische St. Johann Nepomuk- Kirche zu erkennen.  Dekan Hoppenheit war dort viele Jahre als  Seelsorger tätig. Reinhold Salzwedel, geb. 6.1.1898, gest. 1.5.1951 in Bischofswerder, war letzter deutscher Pfarrer an dieser Kirche. Er wurde an der äußeren Chorseite seiner Kirche zur letzten Ruhe gebettet.

Bohle, Hans-Joachim: "675 Jahre Bischofswerder" im Heimat-Kurier, Heimatzeitung für den ehem. Kr. Rosenberg/Wpr. hrsg. v. Karl-Heinz Damrow, Düsseldorf, Nov./Dez. 2000, S. 28.




12. Ausschnittvergrößerung von Bild 11.





13. Die evangelische Stadtkirche (13.4.1908)




14. Innenaufnahme der ev. Stadtkirche (1.8.1938) - Karte zur Erinnerung an die 600-Jahrfeier (1905)




15. Bischofswerder - Markt mit evangelischer Kirche (15.2.1912)


16. Graudenzer Straße in Bischofswerder (1.3.1910)


17. Die Graudenzer Straße an derselben Stelle wie oben (11.7.1920).

Im rechten Gebäude befanden sich die Kreissparkasse und einige Geschäfte.

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