Deutsch-Eylau/ Ilawa  - die Perle des Oberlandes - Teil 1




1. Wappen der Stadt Deutsch-Eylau

Deutsch-Eylau liegt am Geserichsee in einer Landschaft, die der hier geborene Dichter Ottfried Graf Finckenstein "die blonde Schwester Masurens" genannt hat. Sie ist lieblicher als die  bisweilen  düstere Seen-Landschaft Masurens. Von Seen ist auch Deutsch-Eylau umgeben, eingebettet in unendlichen Forsten, meist Buchenwälder. In den Gewässern nisten Kormorane, über denen hoch am Himmel Adler kreisen und Schwäne ziehen. An den Ufern und in den Wäldern nisten Weiß- und Schwarzstörche, Milane und Fischreiher. 


Lithografien ab 1898: 





2. Deutsch-Eylau - Lithografie vom 19.10.1898

Links unten sieht man die Kaserne vom Infanterie-Regimant 59, links oben die Riesenburger Straße, in der Mitte die evangelische Ordenskirche mit der Schule und rechts oben den Städtischen Bahnhof. Die Karte wurde nach Berlin geschickt.



3. Lithografie vom 30.8.1900: links unten das Garnisonskrankenhaus, darüber die Stadtschule und rechts das Offiziers-Casino




4. Lithografie von Deutsch-Eylau (10.11.1901)


Evangelische Ordenskirche, Rathaus, Stadthalle und Post  





5. Blick auf die Ordenskirche und den Geserichsee (24.7.1935)



6. Fliegeraufnahme der Altstadt  in Richtung Norden  (29.7.1933):

Im Vordergrund sieht man das Krankenhaus, in der Bildmitte die ev. Deutschordenskirche mit dem Rathaus dahinter und rechts ist die Stadthalle zu erkennen. Im Hintergrund sieht man den Eylenz-Fluss.



7. Evangelische Ordenskirche (18.4.1917)

Der Bau der evangelischen Stadtpfarrkirche aus rotem Backstein ist im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts begonnen worden und ist im Stil eng dem der Ordensbauten verwandt, die das Land jenseits der Weichsel bis heute geprägt haben. Sie wurde St. Nikolaus, dem Schutzpatron der Fischer und Schiffer geweiht. 

Der 27 m hohe Glockenturm ist jedoch nicht wie üblich, an der Westfront der Kirche errichtet, sondern er wurde wie ein Kampanile an die Ecke der Längsseite angesetzt. Er befindet sich an der Nordseite des Chors, besitzt einen Staffelgiebel mit halbrunden Abschlüssen und stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der einzige Zugang zu den oberen Stockwerken des Glockenturms befindet sich in gut drei Metern Höhe über der Erdoberfläche und man erreicht die kleine Eingangstür nur über eine außen angebrachte, hübsch anzusehende Holztreppe. Das Erdgeschoss des Turmes ist wiederum nur vom Kircheninnern aus zu erreichen. Die besondere Lage des Turmes gab dem Baumeister Gelegenheit, den Westgiebel der Kirche reich mit Blendnischen und übereckgestellten Pfeilern zu schmücken. Leider ist der Name des Baumeisters nicht bekannt.

Ehoff, Berthold: Wie Spuren im Sand. Mosaik einer ostdeutschen Kleinstadt. Rheinbach: Eigenverlag Berthold Ehoff, mehrere Abb., 387 Seiten, S. 225.

In der Sakristei sind jetzt zwei restaurierte Sargbeschriftungen aus der Gruft zu bewundern. Weitere sollen folgen. Leider sind sie an Ort und Stelle schwer zu entziffern und auch mit Hilfe der Fotos gelingt es nur teilweise. Jedenfalls handelt es sich um Herrn Wilhelm Albrecht Erbgraf von Finckenstein, Rittmeister und Erbhauptmann auf Dt.-Eylau und seine Gattin Frau Hedwig Reichsgräfin von Finckenstein. Beide starben 1752 mit 47 bzw. 42 Jahren. 


Ludwig, Dr. Ing. Günter: "Auf Spurensuche im Land der Vorfahren" im Heimat-Kurier, Heimatzeitung für den ehemaligen Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von Karl-Heinz Damrow, Kaarst, Sept./Okt. 1991, S. 28.

8. Rückseite der evangelischen Ordenskirche

Im Jahre 1992/93 wurde die Kirche restauriert. Wie in alten Zeiten wurden die Materialien geformt und hochgebracht. Noch immer zeigen die Dächer den alten Verband des 14. Jahrhunderts. Im Laufe der Jahrhunderte wurden oft Mauerwerke ausgewechselt, jedoch blieb der Innenraum unberührt.

Das künstlerisch wertvollste Stück der Innenausstattung ist der Altar, dessen Schöpfer Johann Heinrich Selcke, ein in Deutsch-Eylau ansässiger Bildhauer, war. Einige Jahre später wurde die Bemalung in Blau und Silber ausgeführt. Der Altaraufsatz ist ein hervorragendes Kunstwerk im Danziger Barock mit zierlich geschnitzten Ornamenten. Das Altarbild, welches Jesu Gebetskampf in Gethsemane mit dem Engel, der ihn stärkte, darstellt, wurde von dem Berliner Maler Christian Bernhard Rode gemalt, den seine Zeitgenossen auch Fixmaler nannten. Er war unter Friedrich dem Großen Direktor der Akademie der Künste in Berlin. Ein zweiter Altar wurde zu Ehren von St. Nikolaus errichtet.

Templin, Gerhard: "Handwerk im Wandel der Zeiten in Deutsch-Eylau" im Westpreußen - Jahrbuch Nr. 45, hrsg. von Hans-Jürgen Schuch, Münster: Westpreußen-Verlag 1995, mehrere Abb., 160 Seiten, Text S. 69.

 


9. Evangelische Kirche mit Pfarrhaus (6.4.1909)



10. Kirchplatz und ein Teil der Schlossstraße  mit dem Laden von Uhrmacher H. Woiczechowski.
Das Gebäude existiert heute nicht mehr.
(Kupfertiefdruckkarte)
 

Bergauf der Schlossstraße folgend, kommen wir zur Kirche - zur evangelischen Ordenskirche, wie es korrekt heißen muss -. Rechts vor der Kirche liegt das Pfarrhaus, das der Superintendent Waltz bewohnte, gegenüber befindet sich der Kirchplatz. Gleich vorn auf dem Platz steht eine von großen Findlingen kreisförmig umgebene Eiche, die ein gusseisernes Erinnerungsschild an die Reichsgründung 1871 trägt.

Ehoff, Berthold: Wie Spuren im Sand. Mosaik einer ostdeutschen Kleinstadt. Rheinbach: Eigenverlag Berthold Ehoff, mehrere Abb., 387 Seiten, S. 59.



11. Evangelische Ordenskirche

Die terrassenförmigen Parkanlagen, mit der Kirche im Hintergrund, sind das meistphotographierte Motiv der ganzen Stadt und gehen von der Stadthalle bis zum Kleinen Geserichsee hinunter.



12. Stadtpark (Kupfertiefdruck)


13. Rathaus (17.4.17)

Unter der Amtsführung von Bürgermeister Giese entstand in den Jahren von 1910-1912 der sehr repräsentative Rathausbau, durch den das Ansehen der Stadt besonders eindrucksvoll gestaltet wurde. Das Rathaus wurde an der Kaiserstraße auf einem großen Geländestreifen des alten Schützengrabens erstellt. Der Rathausvorplatz ist rechts und links durch Arkaden begrenzt. Während sonst alle anderen öffentlichen Gebäude der Stadt nach bewährter preußisch-wilhelminischer Art rote Backsteinbauten sind (siehe Bahnhof), fällt das Rathaus , völlig aus dem Rahmen.

Pompös barock gibt sich auch die Freitreppe: wer sie hinanschreitet, der fühlt, dass er in höhere Gefilde aufsteigt. Die Turmspitze des Rathausturms ist mit einer fast mannshohen, vergoldeten Eichel aus getriebenem Kupferblech gefertigt, flankiert von zwei kleinen Eicheln rechts und links des Turms.
Wertvolle Schenkungen für die Ausschmückung des Rathauses zeigten die innige Verbundenheit aller Bevölkerungsschichten mit ihrem Rathaus. 

Glasmalereien an den Fenstern vor dem großen Sitzungssaal waren eine Schenkung von den Offizieren der Garnison und des Reserve-Offizierskorps, die Fenster selbst stifteten die Ratsherren Kowalski und Schilkowski sowie Landwirte aus der Nachbarschaft. Die Glasmalereien des Ratskellers waren Stiftungen des Ratsherrn Frank, sowie der Stadtverordneten Kühne, Dorsch und Wilke. Von dem 1933 verstorbenen Schneidemühlenbesitzer Seifert stammten zwei große Bilder für den großen Sitzungssaal. Eine Bronzestatue kam vom 5. Grenadierregiment aus Danzig und eine große Urne aus der staatlichen Majolikafabrik in Cadinen wurde vom Lichtspielhausbesitzer Fahrig gestiftet.

Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg, S. 113.
Ehoff, Berthold: Wie Spuren im Sand, 387 Seiten, S. 61.



14. Der Rathauseingang mit Durchgang zum Ratskeller und zur Stadthalle




15. Der Ratskeller mit einer Teilansicht der Innenräume (18.6.1940)



16. Rathaus und Stadthalle mit Säulenvorbau (3.7.1934)

Die Stadthalle wurde im Jahre 1922 eingeweiht. Sie war eine moderne Versammlungsstätte mit Theater, Gaststätte, Klub und Nebenräumen. Vom Rathaus herab führt eine gepflasterte Straße zum Ufer des Kleinen Geserichsees, sie trennt den Stadtgraben von der Stadthalle und den "schönen Anlagen im Westen der Stadt", die schon Herr Eckart aus Schnellwalde in seiner Beschreibung "Durch oberländische Seen" beachtenswert fand. Im Winter ist diese Straße zum See hinunter die meist befahrene Rodelbahn der Stadt

Ehoff, Berthold: Wie Spuren im Sand, S. 60.

Die Stadthalle wurde 1945 teilweise zerstört und nach dem Wiederaufbau als Kino genutzt.




17. Rathaus und Stadthalle mit Parkanlagen (4.9.1941)



18. Postamt in der Osteroderstraße, davor einige Kürassiere

Bis zum Jahre 1773 besaß Deutsch-Eylau keine eigene Post. Der geringe anfallende Verkehr wurde durch eigene Boten besorgt oder von diesen die Aufträge an die nächste Postanstalt übergeben. Erst 1773 bekam Deutsch-Eylau eine eigene königliche Post. Im Laufe de Jahre wurde das Gebäude zu klein und so beschloss man 1898 ein größeres Gebäude zu errichten. 1903 wurde das unter militärischer Verwaltung stehende Postamt 1. Klasse in ein Zivilpostamt verwandelt und dem Postdirektor Schulz übertragen. 




19. Kaiserliches Postamt (vor 1905)



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