Riesenburg / Prabuty - Teil 1


 

Riesenburg, Stadt am Schloss-See. In den Jahren 1267-1277 errichteten die pomesanischen Bischöfe an der Stelle der zerstörten Burg der Pruzzen ein gemauertes Schloss. Die Siedlung, die sich bei dem Schloss entwickelte, erlangte im Jahre 1321 die Stadtrechte, die 1330 erneuert wurden. Im 14. Jahrhundert war das Riesenburger Schloss die Residenz der pomesanischen Bischöfe und nach der Säkularisation Preußens ging sie in den Besitz der Herzöge über.

1688 brannte das Schloss ab und an seine Stelle wurden im 19. Jahrhundert Kasernen gebaut. 1758 bis 1762 war die Stadt Sitz des russischen Heeresstabes, 1807 schlugen die französischen Soldaten ihre Quartiere auf. Während des Ersten Weltkrieges hatte der Stab Hindenburgs hier Quartier. Die Stadt wurde mehrfach von Bränden, Kriegen und Epidemien heimgesucht. 1709-1710 kam die Hälfte der Bevölkerung Riesenburgs durch die Pest um. Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt zu etwa 60% zerstört. Es haben sich Ruinen der Kirche aus dem 14. Jahrhundert und Überreste des im 13. und 14. Jahrhundert errichteten Schlosses erhalten. Beachtung verdienen auch die städtische Wasserleitung aus dem 18. Jahrhundert sowie Fragmente der städtischen Befestigungen aus der Mitte des 14. und 16. Jahrhunderts und eines der städtischen Tore (Marienwerderer oder Spital - Tor).

Besonders erwähnenswert ist auch der Roland-Brunnen auf dem Marktplatz. Im ältesten Teil der Stadt befindet sich die Kirche aus den Jahren 1378- 1409. Nördliche von Riesenburg erstreckt sich einer der schönsten Seen des Kreisgebietes, der Sorgen-See. 

Bohle, Hans-Joachim: "Das Kleine Reise-Lexikon", hrsg. von K.-H. Damrow, Düsseldorf 1997, S. 5, 6.



1. Alte Lithografie von 1907 mit  Hausmühle, ev. Stadtkirche, Alte Walkmühle u. An der Lohmühle



Evangelische Kirche und Umgebung:





2. Riesenburg, Wpr., Blick vom Wasserturm auf die evang. Pfarrkirche



3. Riesenburg - Blick vom Wasserturm auf den Wrangelplatz und die Stadtkirche. 

Ansichtskarte nach einem Ölgemälde von Georg Glaubig. Links hinten sieht man die kleine Polnische Kirche, vorne links sind die Geschäfte an der Westseite des Wrangel- Platzes: Friseur Geisler, Bäckerei Gayko, Blumenfiliale Hertel, Friseursalon Halb, Spielwaren Hans Halb. Dann kommt die Kleine Kirchenstraße. In der Oberen Lindenstraße ist noch das Haus der Fleischerei Engel zu sehen.



4. Obere Lindenstraße


 

5. Riesenburg - Wrangelplatz mit Kriegerdenkmal (8.4.1921)

Dieser Platz wurde geschmückt mit dem von dem Münchner Architekten Mengers entworfenen und 1913 erbauten Kriegerdenkmal von 1864, 1866 und 1870/71, das einen stramm und mutig vorwärtsschreitenden Landsturmmann in Feldausrüstung darstellte, einst flankiert von erbeuteten Geschützen. Überragt wurde der Wrangelplatz von dem Wahrzeichen der Stadt, dem Turm der evangelischen Stadtkirche. 

Friedrich, Graf von Wrangel (geb. Stettin 13. 4. 1784 - gest. Berlin 1. 11. 1877) war als Oberst um 1820 Kommandeur des Riesenburger Kürassier-Regiments. Er vertrieb 1848 die dänischen Truppen aus Schleswig und besetzte, als sich Friedrich Wilhelm IV. zum Staatsstreich gegen die demokratische Nationalversammlung entschloss, am 10. 11. 1848 Berlin. 1864 übernahm er den Oberbefehl über das preußisch-österreichische Heer gegen Dänemark, wurde aber bald durch Prinz Friedrich Karl ersetzt. Als "Papa Wrangel" war er sehr volkstümlich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Sockel mit einer kleinen Figur der Maria versehen und 1946 in den Anlagen zwischen der Post und Krupps Hotel als Mariendenkmal eingeweiht.

dtv-Lexikon in 20 Bänden, München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1971. Bd. 20, 320 Seiten, S. 196.
Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg, S. 136.
Zebrowski, Werner: Erinnerungen an Riesenburg vor 1945, Text S. 23.




6.
Riesenburg - Wrangelplatz mit Kriegerdenkmal und Stadthaus (27.7.1941)




7. Riesenburg - Marienwerder Tor

Das Marienwerder- oder Hospitals Tor, der Zugang zum Stadtinnern, mit seinem ursprünglich aus 5 Stockwerken bestehenden Turm,  wurde im 18. Jahrhundert von der Garnison als Montierungskammer und dann als Pulverturm verwendet.  Im Jahre 1852 brannte er aus. Nach der Wiederherstellung (mit nur 3 Stockwerken), diente dieser alte Torturm 20 Jahre lang als Gefängnis. Seine alten, für die Bauten des deutschen Ritterordens und als Wehrturm typischen Zinnen wurden entfernt und er bekam 1908 einen Aufbau aufgesetzt und wurde als Wasserturm umgebaut, um die Stadt mit außerordentlich klarem und geschmacklich gutem Wasser versorgen zu können. Die Kuppel wurde etwa 1950 wieder entfernt. 1977 richtete man  im 5. Stock  ein Museum ein, in dem mehrere Jahre lang die Exponate aus der Kleinen Landkirche untergebracht waren. 

Kohtz, Harald: Westpreussen - Land an der unteren Weichsel, Würzburg: Stürtz- Verlag, 1999, 96 Abb., 72 Seiten Text, S. 61.
Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg, S. 136.
Zebrowski, Werner: Erinnerungen an Riesenburg vor 1945, Text S. 20.




8. Riesenburg - Marktseite mit Turm (ca. 1915)

Die Karte wurde am 13.4.1949 geschrieben, das Motiv wurde aber schon vor 1908 fotografiert, also vor dem Umbau des Marienwerder Tors zum Wasserturm. Die Kuppel wurde ca. 1950 wieder abgetragen.

Zebrowski, Werner: Erinnerungen an Riesenburg vor 1945, Text S. 21.



9. Gesamtansicht mit Wrangelplatz und Wasserturm (Feldpostkarte vom 29.5.1916)




10. Riesenburg - Wasserturm (10.9.1939)




11. Riesenburg - Wrangelplatz mit Ehrenmal und Wasserturm

Der imposante Wasserturm ist das ehemalige Marienwerder Tor, das man zu diesem Zweck umgebaut hat. Das Gebäude mit den Arkaden ist das neue Stadthaus mit der Kreissparkasse, das anstelle des 1868 abgebrannten Rathauses, dessen Mauerreste auf dem Markte niedergerissen wurden, im alten Stile des Ritterordens mit seinen wunderbaren Giebeln aufgebaut wurde.

Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg, S. 136




12. Der Marktplatz - handkolorierte Karte (1.8.1912)

Bis 1929 stand hier eine dreiarmige Laterne auf einem Steinpodest, umgeben von vier Feldsteinen, die mit einer Eisenkette verbunden waren. Sie ist im Hintergrund vor dem rosa angemalten Haus zu sehen. Seit 1929 ziert der Rolandbrunnen den Marktplatz.

Zebrowski, Werner: Erinnerungen an Riesenburg vor 1945, Text S. 29.



13. Der Rolandbrunnen auf dem Marktplatz in Riesenburg (8.9.1939)

Der Rolandsbrunnen war ursprünglich im Jahre 1900 auf Wunsch Kaiser Wilhelms II. in unmittelbarer Nähe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin errichtet worden. Aber schon im Jahre 1929 musste dieser Brunnen dann, weil er den Großstadtverkehr behinderte, verkauft werden. Die Stadt Riesenburg erwarb ihn daraufhin für ca. 80.000 Mark. Dieses Meisterstück mit dem Roland, den drei verschieden große Schalen sowie den prachtvollen, wasserspeienden Löwen, gehörte zu den Sehenswürdigkeiten Riesenburgs. 

Halb, Horst: "Erinnerungen an Riesenburg", im Heimat-Kurier,  Heimatzeitung für den ehemaligen Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von Karl-Heinz Damrow, Kaarst: Juli/Aug. 1999.


An der Stadtmauer:


14. Riesenburg - Stadtmauer mit Schloss (26.7.1912)

Das vom Bischof Albert von Pomesanien (1259-1286) in den Jahren 1276/1277 am Ufer des Schloss-Sees als Bischofsresidenz errichtete Schloss war im 15. und 16. Jahrhundert schon stark beschädigt. Es verfiel immer mehr und wurde nach einem Brand im Jahre 1787 zum Abriss freigegeben. Ein Teil der Steine wurde zum Aufbau des Amtsgebäudes verwendet. Bei dem Gebäude auf der linken Seite, das auf dieser Ansichtskarte als Schloss bezeichnet wird, handelt es sich vermutlich um dieses Amtsgebäude. Rechts ist die evangelische Ordenskirche zu sehen. Die unteren Häuser haben den Krieg zum Teil ganz, die Kirche als Ruine und die oberen Häuser gar nicht überstanden.

Zebrowski, Werner: Erinnerungen an Riesenburg vor 1945, Text S. 60.




15. Auf dieser Jugendstilkarte mit der "Burgruine" ist ein Teil der alten Stadtmauer zu sehen. (15.10.1904)




16. Riesenburg - Stadtmauer am Unteren Kohlenberg  - mit Blick zum Mühlengraben und Brunnenstraße (30.4.1916). 
Diese Ansichtskarte wurde vom Unteroffizier Trepke aus dem Riesenburger Reservelazarett an den Unteroffizier Risch nach Deutsch-Eylau geschickt. Von den abgebildeten Häusern hat nur das erste den 2. Weltkrieg überstanden.




17. An der Lohmühle am Mühlengraben (um 1900)




18. Die Stadtmauer am Unteren Kohlenberg mit Blickrichtung zum Krankenhaus.


Im Vordergrund befindet sich die Holzbrücke über den Mühlengraben, der nach rechts zum Schlosssee führt. (Buch von W. Zebrowski, S. 59).



19. Augusta - Krankenhaus (24.7.1915)

Das Krankenhaus befindet sich in der Seestraße, direkt am Kohlenberg gelegen. Der niedrige Backsteinbau auf der linken Seite war die Küche, im zurückgesetzten Teil befand sich der Eingang und vorne rechts waren die Behandlungs- und Krankenräume. Der Zweigverein des Frauenvereins zu Rosenberg hatte 1873 in Riesenburg ein Diakonissenkrankenhaus ins Leben gerufen, das anlässlich der goldenen Hochzeit des Kaiserpaares im Jahr 1879 den Namen "Augusta-Diakonissenkrankenhaus zu Riesenburg" erhielt. Das Krankenhaus hat den Krieg überstanden und wird weiter als Krankenhaus genutzt.

 Zebrowski, Werner: Erinnerungen an Riesenburg,  S. 63.


Polnische Kirche oder Kleine Landkirche:




20. Riesenburg - Luftaufnahme mit Blick auf die Polnische Kirche und den Schloss-See (30.8.1909)

Riesenburg war die einzige westpreußische Kleinstadt, die zwei evangelische Kirchen hatte. Die katholische Kirche wurde erst im 19. Jahrhundert erbaut.




21. Riesenburg - die Polnische Kirche  (Kleine Landkirche), die 1412 erbaut wurde.



Die katholische Kirche:




 22.  Riesenburg - katholische Kirche




23. Die katholische Kirche in Riesenburg 

Die 1876 -1878 erbaute katholische Kirche in der Bahnhofstraße wurde durch den Bischof von Ermland auf den Namen des heiligen Adalbert geweiht. Der Turm wurde erst 1903 erbaut. Die bereits früher angeschafften drei Glocken hingen anfangs in einem hölzernen Glockenstuhl. Im Ersten Weltkriege wurden 2 Glocken abgeliefert.

Die größte der abgelieferten Glocken trug folgende Inschrift:

"Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen. Diese Glocke ist als Geschenk Sr. Majestät des Königs von Preußen und Kaiser des deutschen Reiches Wilhelm I. aus den in den Jahren 1870/71 eroberten französischen Kanonen entstanden. Gegossen ist sie im Jahre des Heils 1873 als Pius IX. Papst war und Philippus Bischof von Ermland und C. Stalinski Administrator von Riesenburg".

Die verbliebene dritte alte Glocke ist in späteren Jahren der katholischen Gemeinde in Freystadt geschenkt worden.

Im Jahre 1924 ist ein neues Drei-Bronze-Glockengeläut angeschafft worden. Die Kirche hat den 2. Weltkrieg bis auf den Turm gut überstanden. Die Turmspitze wurde durch ein Artilleriegeschoss beschädigt und nach dem  Krieg von den Polen erneuert.

Heimat-Kurier, Heimatzeitung für den ehemaligen Kreis Rosenberg/Wpr., hrsg. von Karl-Heinz Damrow, Düsseldorf: Jan/Febr. 1996, S. 52, 53.
Zebrowski, Werner: Erinnerungen an Riesenburg vor 1945, Text S. 9+10.



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